18. Kapitel

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Es ist der erste Sonntag den ich wieder bin, seit Simon Tod ist. Die Bar hatte sich in den Wochen nicht verändert, hier sah es immer gleich aus. Es waren immer die gleichen Leute da, immer der gleiche Barkeeper hinterm Tresen und immer die gleiche Putzfrau am putzen. Das mochte ich so an meiner Stammbar auf sie war verlass. Doch eine Sache war diesmal nicht wie immer. Simon saß nicht an dem Barhocker ganz außen, der seit Ewigkeiten Stammplatz gewesen war.
Deswegen setzte ich mich weit weg von unseren gewohnten Plätzen.
„Hi Jack" rief mir der Barkeeper zu. Ich hob nur grüßend die Hand und wartete bis er zu mir rüberkam und meine Bestellung aufnahm.
„Was sollst den sein?" fragte er schließlich als er vor mir stand. „Etwas starkes" gab ich zurück, denn das brauchte ich gerade wirklich. „Dann hab ich das perfekte für dich" lachte er und grinste frech. Dann begann er zu mixen.
„Wo ist eigentlich Simon? Er ist schon seit Wochen nicht mehr hier gewesen!" fragte er nebenbei. Erst überlegte ich zu lügen, doch dann entschied ich mich doch für die Wahrheit. Denn der Barkeeper war keine Tratschtante, die es der ganzen Welt erzählen würde.
„Simon ist Tod."
Er schaute erschrocken hoch. „Was ist passiert?"
„Das weiß keiner. In der Zeitung stand das er vermisst wird und das schon seit Wochen. Ist doch klar das er Tod ist."
Das er vermisst wurde stand wirklich in der Zeitung was mich erleichtert hatte, den wenn ihn jemand vermisste dann war er nicht ganz allein gewesen. Vielleicht hatte er sogar eine Familie, mit Frau und Kindern. Das konnte ich mir aber nur schwer vorstellen, immerhin ist er Alkoholiker gewesen. Und Alkohol sucht zerstört, doch die meisten Familien.
„Vielleicht finden die ihn ja doch noch irgendwo" meinte der Barkeeper noch bevor er ein Glass vor mich stellte und zu einem neuen Gast rüber ging um seine Bestellung aufzunehmen.
In Ruhe trank ich das Glas, mit dem zugegebener Maßen extrem starken Drink, aus und dachte über das erste Treffen mit Simon nach.
Damals, etwa vor 2 Jahren, war ich das erste mal in dieser Bar gewesen, ich war eigentlich nur hergekommen um mit einem Bild von Scott Rom rumzulaufen und ein paar besoffene zu fragen, ob sie diesen Mann kennen. Da keiner wusste wer der Mann auf dem Bild war, hatte ich mich auf einen Barhocker gesetzt und ein Drink bestellt. Und neben mir saß ein Mann, ungefähr so alt wie ich schon Stockbesoffen, obwohl es noch nicht mal 10 Uhr gewesen war.
Er zu mir gekuckt und „Hey!" gesagt. Und dann hatte er mir volle Kanne in den Schoß gekotzt. „Ich bin Übriges Simon" hatte er noch hinzugefügt. Das war der Start unserer tollen Sauffreundschaft gewesen und Jahre lang gehalten hatte, bis Scott Rom, mein Vater sie beendet hatte.
Als ich nach ein paar weiteren Drinks merkte, das ich langsam aufhören sollte, kramte ich ein paar Scheine aus meiner Tasche und legte sie auf die Theke. Und danach wollte ich eigentlich gehen. Doch als ich aufstehen wollte, fiel plötzlich mein Handy aus meiner Tasche und als ich mich bücken wollte um es aufzuheben bemerkte ich das unter am Tresen etwas eingeritzt war.
M+N = 🖤
Stand dort und erst dachte ich mir nichts dabei, bis mir etwas auffiel. Als ich wieder aufgestanden war und mein Handy wieder in die Tasche gesteckt hatte. Wartete ich bis der Barkeeper nochmal zurückkam.
„Soll ich dir noch etwas bringen" fragte er schließlich, während er mein leeres Glass wegräumte. „Nein" antwortete fügte aber noch eine Frage hinzu „kennst du zufällig Mike und Natalie?"
Zuerst sah er mich verwirrt an, doch dann antwortete er. „Ja sie waren lange Stammgäste hier bis sie geheiratete und ein Kind bekommen haben."
Natalie war also die Frau gewesen, die Scott getötet hatte.

Entschlossen ging ich die Treppen zum Keller runter. Ich nahm mir das Messer das ich schon Ewigkeiten nicht mehr benutzt hatte und stach mir so einer Wut in meinen Finger rein, dass direkt Blut auf den Boden meines Kellers tropfte. Ich nahm ein Bild von Scott aus meiner Schublade und ließ die Blutstropfen auf dem Gesicht meines Vaters schwimmen.
„Ich hasse dich" flüsterte ich „ich hasse dich du verdammtes Arschloch" sagte ich es etwas lauter. „Du zerstörst alles" ich schrie mittlerweile. Und ich wünschte mir ich könnte es ihm ins Gesicht sagen. Dieser Mann war so gut wie Tod schwor ich mir.
Dann zerriss ich das Bild. Ich ging zu der Ecke rüber in der Simons Knochen lagen, holte sie aus der Tüte und beschloss sie zu Asche zu brennen. Also zündete ich sie und ging nach oben in die Küche und holte eine Schachtel aus einem Schrank. Dann wartete ich bis das Feuer erloschen war und von Simon nur noch Staub übrig war. Doch jetzt würde er noch das bekommen was er verdiente.

Ich saß an ihrem Grab und grub ein tiefes Loch. Es gab mir ein gutes Gefühl Simons Asche bei meiner Mutter und Schwester zu vergraben,doch eigentlich hatte er ein eigenes Grab verdient und eine richtige Beerdigung, so eine prachtvolle wie Mum und July sie hatten. Doch das ging nicht.
Also füllte ich das letzte Rest von Simon in das Loch und vergrub es wieder. Dann goss ich noch etwas Alkohol auf die Stelle und legte eine Blume drauf.
„Ich hoffe du bist jetzt an einem besseren Ort Kumpel" flüsterte ich. „Keine Sorge der Idiot der dir das angetan hat wir dafür büßen. Versprochen!"
Einige Minuten saß ich danach einfach nur bei ihnen. Bei Simon, July und Mum, bis plötzlich mein Handy summte.

Anonyme:
Hi Jack
Hast du Lust dich mal mit mir zu treffen?
Ich bin sicher wir würden
eine Menge Spaß zusammen haben.
Wie wärs mit morgen?
Um 22 Uhr in dem verlassenen Haus
für die Drogen Deals?
Ich werd dort auf dich warten.
Dein Daddy
Ps: Es soll kalt werden Jack. Zieh dich besser warm an.

Die Monologe der verzweifelten SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt