Der neue Schüler

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George :

Ich konnte nicht schlafen. Dieser Junge, Hamish, der Lilly und mich am Freitag Abend gerettet hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er war so ernst und gleichzeitig locker gewesen, als wäre es ganz normal, mitten am Tag gegen irgendwelche Verbrecher zu kämpfen. Eigentlich hätte ich so reagieren sollen, schließlich war mein Dad  ein Polizist, oder? Andererseits hatte er mir nie gezeigt, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten musste. Er hatte mir nie etwas in der Art gezeigt.
Am Sonntag waren Lilly und ich mehrmals an der Schule vorbeigelaufen , in der Hoffnung, ihn wiederzusehen, doch er blieb verschwunden. Ich hatte meinen Eltern nichts von dem Überfall erzählt, ebenso wie Lilly.
Mein Wecker klingelte und ich stand sofort auf. Ich wusste, wenn ich mich nicht beeilte, würde ich auf dem Schulhof auf meine Mobber treffen, worauf ich nicht im Geringsten Lust hatte.
Pünktlich um halb acht traf ich meine Freundin vor der Schule. Wir betraten das Gebäude und gingen direkt in den Klassenraum. Ich war wegen meiner Mobber der unbeliebteste Schüler der Klasse. Nach und nach kamen die anderen Schüler in die Klasse.
Kurz vor acht kam dann unser Klassenlehrer zu uns. Seltsam eigentlich hätten wir jetzt Geschichte haben sollen. Wie aufs Stichwort kam jetzt auch Mrs. Hidson ins Klassenzimmer, jedoch nicht allein. Ein Junge mit blauen Augen und schwarzen Locken ging neben ihr her. Ich schnappte nach Luft.
Es war Hamish.

Lilly :

Es war tatsächlich Hamish. Er stand einfach da und tat so, als hörte er dem Lehrer zu, aber in Wirklichkeit starrte er gedankenverloren zum Fenster raus.
"... Hamish Scott. Setz dich doch neben Rachel, Hamish, ja? ". Ich fluhte innerlich. Warum musste es Rachel sein. Sie war das einzige Mädchen in der Klasse, das ich überhaupt nicht leiden konnte. Bereitwillig setzte Hamish sich neben Rachel, die sofort näher an ihn heranrückte. Sie wollte sich einschleimen, die kleine Zicke. Verärgert trat ich gegen meine Schultasche. Leider im falschen Moment. Die ganze Klasse drehte sich zu mir und George um, der mich ebenfalls ansah. Ich spürte, wie ich rot wurde. Einige verdrehten nur die Augen, andere flüsterten Sachen, wie
》 Typisch, Watson 《, sogar Mr. Knight. Der einzige, der außer George nicht lachte, war Hamish. Er saß einfach nur da, neben Rachel, die mehr zu lachen schien, als alle anderen und sah in die Runde. Was er jetzt wohl dachte?
Sein Gesichtsausdruck verriet nichts über seine Gedanken. Normalerweise konnte ich ein bisschen an anderen ablesen, was sie dachten, aber Hamish war, wie eine fremde Schrift, die ich nicht lesen konnte.

Hamish :

Arme Lilly. Ihre Mitschüler und auch die Lehrer waren richtig fies zu ihr.
Rachel zum Beispiel, neben der ich nun saß, hatte laut angefangen zu lachen und sie, ohne dass die Lehrer es bemerkt hatten, hinter ihrem Rücken eine dumme Kuh genannt. So etwas war lästern und ich hatte es schon immer gehasst.
Auch bei George war es nicht besser.
Als ich den Schulhof betreten hatte, ich mitgehört, wie jemand eine Schlägerei erwähnte an der George beteiligt gewesen war. Daher musste auch die verstauchte Rippe gekommen sein, die mir bereits am Samstagabend aufgefallen war.
In der großen Pause verschanden die beiden spurlos. Ich fand sie schließlich in der Bibliothek. Außer dem mindestens siebzig Jahre alten Bibliothekar und einer Lehrerin waren sie allein dort.
George erschrak sehr, als ich mich neben ihn und Lilly setzte. "Gott", seufzte er. " Ich dachte, du wärst jemand anderes. " "Wenn dem so wäre, hätten wir ein richtiges Problem." "Ach so. Warum kommt sonst niemand hierher?", fragte ich interessiert. "Weil alle sich vor Jeff fürchten. Er ist eigentlich ganz in Ordnung. Er sieht nur etwas gruselig aus." "Ach, der Bibliothekar." Ich drehte mich zu dem Mann am Schreibtisch um. " Er hat sich gestern scheiden lassen nach vierzig Jahren Ehe. Er hat seine Frau in dieser Zeit dreimal betrogen, was sie gestern herausgefunden hat. Nun ist er obdachlos und lebt quasi nur noch hier in dieser Schule. ", rutschte es mir heraus. Die beiden starrten mich an. "Wer hat dir das denn erzählt?" fragteGeorge bewundernd.
" Sein Deodorant hat es mir gesagt." "Sein Deodorant?!" "Jap." " Wie zum Teufel..." Es klingte und wir gingen in den Klassenraum zurück. Als ich mich setzte, lächelte Rachel spöttisch. " Alles in Ordnung? ", fragte ich mit dem nettesten Ton, den ich aufbringen konnte. "Ach, die Lilly hat da ein paar wirklich süße Dinge über dich aufgeschrieben. Ich wusste ja gar nicht, dass du ihr und dem Looser schon einmal begegnet bist." Ich drehte mich um. Lilly saß kreidebleich an ihrem Platz und starrte auf die Tafel. Dann entdeckte ich ein kleines blaues Buch in ihrer rechten Hand. " Ist das etwa..."
" Ihr Tagebuch ? Ja."Sie grinste böse. Als die Schule aus war, stellten sich Rachel und ihre Freundinnen auf den Lehrerpult ; mit dem Tagebuch in der Hand. Ein paar ältere Schüler waren dazugekommen, um mitzuhören und hielten George und Lilly fest.
Rachel las:"

Samstag 03.08.2014

Liebes Tagebuch,
heute wurde George aus dem Krankenhaus entlassen. Wir aßen ein Eis und er erzählte mir, dass er vielleicht die Schule wechseln würde."

An dieser Stelle jubelten die älteren Schüler.

Danach setzten wir uns auf eine Bank in der Nähe der Schule. Als es zu regnen begann, wollten wir heim gehen, dann wurden wir überfallen. Ja, überfallen !!!
Es wäre wahrscheinlich böse für uns ausgegangen, wenn da nicht Hamish gewesen wäre. Hamish ist ein hübscher Junge mit blauen Augen, schwarzen Locken und hohen Wangenknochen.
Er hat uns vor dem Verbrecher gerettet, als wäre es ganz normal für ihn, Kriminelle zu bekämpfen. Er hat so cool gewirkt , als er ihm gegenüberstand.
Ah je, ich glaub ich bin verliebt
XOXOXO Lilly XOXOXO."

Alle lachten und ich sah zu Lilly hinüber. Sie weinte. Nun war ich wütend. Ich richtete mich auf. "Rachel. Hör auf! ", sagte ich ruhig. "Wieso denn? Das ist doch lustig." "Nicht für alle. Gib mir das Buch, Rachel! " "Oder was?" "Oder ich hole es mir !" "Das will ich sehen." Ich setzte mich in Bewegung und wich geschickt den Schlägen der älteren Schüler aus, was nicht besonders schwer war. Auch die beiden Jungen, die Lilly und George festgehalten hatten, ließen diese los, um mich aufzuhalten.
Sie schafften es nicht. Ich riss Rachel das Tagebuch aus der Hand, warf ihr einen wütenden Blick zu und rannte den Freunden hinterher.

Past and Future ~ Sherlock-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt