Das Geburtstags(un)glück

188 22 0
                                    

Lilly :

Ich wachte auf. Heute war mein Geburtstag. Doch ich war nicht glücklich. Ganz im Gegenteil. Ich war am Boden zerstört. Hamish hatte mir gestern Abend geschrieben, dass sie heute morgen nach Rom fliegen würden und er leider nicht kommen würde. Als ich das las, hatte ich geweint. Lange geweint. Mein Dad war irgendwann ins Zimmer gekommen und hatte gefragt, was los war. Ich hatte ihm erzählt, ich hätte mich an der Bettkante gestoßen und dass es gleich wieder vorbei wäre.
Er hatte die Augenbrauen hochgezogen, doch hatte nicht weiter nachgefragt. Ich konnte ihm nicht von der Holmesfamilie erzählen. Unmöglich.
Ich stand auf und zog mich an. Als ich mein Spiegelbild in meinem Spiegelschrank erblickte, erfasste mich wieder diese tiefe Trauer.
Ich erinnerte mich an Molly, Lissy, Alex, Sherlock, Irene und Lucy. Sie waren so nett zu mir gewesen.
Vor allem Sherlock. Er war zwar ein wenig besserwisserisch, genau wie sein Bruder, aber viel erwachsener und verantwortungsvoller als er.
Ich vermisste ihn und die anderen schrecklich. Und an allem war dieser blöde Moriarty schuld.
Ich seufzte und ging geistesabwesend die Treppe hinunter, wobei ich fast auf die Fresse flog. Unten erwartete mich Dad mit einem liebevoll gemachten, herzförmigen Pfannkuchen. "Alles Gute zum Geburtstag, Töchterchen", sagte er fröhlich. Ich versuchte zu lächeln, aber es schien mir zu gelingen.
"Warum bist du so traurig, Lilly?
Heute ist dein Geburtstag. Du sollst an deinem Geburtstag nicht traurig sein."
Ich setzte mich auf das Sofa und beschloss, es ihm zu erzählen... aber natürlich nicht ganz. "Hamish zieht heute nach Rom", sagte ich kurz gebunden. "Er hat dort ein paar familiäre Dinge zu klären."
"Der Junge muss dir ja sehr am Herzen liegen. Wenn du so sehr weinst..." "Er und George sind meine besten Freunde", erwiderte ich." Und ein Genie ist er auch."
Er starrte mich verständnislos an.
"Er ist was?" "Naja, er sieht dich an und erzählt dir deine Lebensgeschichte."
Nun wirkte er völlig fassungslos.
"Er konnte an dir ablesen, ob du zum Beispiel irgendwann ein Date mit deiner Chefin hattest oder so was in der Art?!" "Ja, so was in der Art. Hat er auch schon bei unserem Bibliothekar gemacht."
Ich musste grinsen. "Warum regst du dich so auf? "
Er blinzelte. "Alles in Ordnung."
Dad stand auf. "Du musst los, würde ich sagen."
"Gott, ja!" Ich sprang auf, machte mich im Eiltempo fertig und schnappte mir meine Schultasche.
"Danke, Daddy. " Ich gab ihm einen Kuss und war in der nächsten Sekunde schon weg.
In der Schule war es, wie ich erwartet hatte. Hamish war nicht mehr da, nur George gratulierte mir und niemanden außer ihn wunderte es, dass die 'Scotts' London verlassen hatten. Komischerweise schien Rachel sogar, traurig darüber zu sein.
Nach der Schule sollte um drei Uhr mein Geburtstag gefeiert werden.
Eigentlich waren nur die George, seine Eltern und Hariette, meine Tante, eingeladen.
Ich mochte Hariette nicht.
Falsch: Ich hasste sie. Sie stank immer nach Alkohol und borgte sich immer Geld von Dad, nur um es nie wieder zurückzugeben.
Um Viertel vor vier, die 'Party' war schon im vollen Gange und ich hatte bereits die Kerzen ausgeblasen und ich wollte gerade die Torte anschneiden, klingelte es an der Tür.
"Ich geh schon", meinte Mum und verließ das Zimmer. Wenig später kam sie zurück, hinter ihr ging ein Junge mit blauen Augen und schwarzen Locken ...

Hamish :

"Hamish!" Lilly rannte zu mir und warf sich mir um den Hals. Ich konnte spüren, wie schnell ihr Herz pochte. Als sie von mir abließ, holte sie aus und gab mir mit voller Wucht eine Backfeife. "Wofür war das denn?", fragte ich und rieb mir die schmerzende Wange. "Dafür, dass du mich angelogen hast", erwiderte sie gelassen. Nun kam George zu uns, ich griff ihm gezielt in die Jackentasche und nach den Rosenanstecker heraus.
"Das nehme ich wieder an mich. Dad würde mich umbringen, wenn ich ohne das Ding zurückkehren würde."
Dann wandte ich mich wieder Lilly zu:" Tut mir leid, dass ich das getan hab. Es stand noch nicht fest, ob ich kommen konnte. Ich wollte dir keine falschen Versprechungen machen. Alles Gute zum Geburtstag,
Lilly Watson." Ich strich ihr sanft über die Wange.
Plötzlich ertönte ein ekelerregender Seufzer. Es war die Stimme einer Frau. "Oh Gott. Ich war das nicht, ich..." "Nein, das war ich", fiel mir auf. "Was? Echt jetzt", fragte George ungläubig. Ich verdrehte die Augen. "Das war mein Handy." Ich nahm das Ding hervor und sah mir die Nachricht an:

Gib ihr doch endlich das Geschenk und feiert noch ein bisschen. Wir fliegen in einer Stunde!!!
Alex

"Wer hat dir denn geschrieben?", fragte George. "Ah, nur mein Onkel", erwiderte ich und steckte das Handy wieder in meinen Rucksack.
"Greg, kann ich dich mal kurz unter vier Augen mit dir sprechen?",fragte Lillys Vater jetzt
Wahrscheinlich hatte Lestrade ihm widersprechen wollen, doch Dr. Watson schob ihn einfach vor sich her aus dem Raum. "Ah ja, richtig.
Das Geschenk." Ich kramte in meinem Rucksack und holte die zwei kleinen Schachteln hervor und gab es ihr.
"Wow. Du hast mir wirklich ein Geschenk gekauft."
"Natürlich habe ich das", erwiderte ich verblüfft.
Sie lächelte mich nur an.
Auch nachdem sie die Geschenke geöffnet hatte, lächelte sie.
Ganz plötzlich ohne jede Vorwarnung trat sie zu mir und küsste mich auf den Mund.
Ich errötete. Ich war auf einmal so fröhlich. Verdammt. Dad würde es wissen, sobald ich einen Fuß durch die Tür setzte.
Wir lösten uns langsam voneinander und es störte mich nicht, dass uns alle anstarrten. "Ich ... äh...", quitschte ich und räusperte mich kurz darauf. Mist. Meine Stimme klang, wie die von SpongeBob Schwammkopf.
"Hallo. Wir haben doch nichts verpasst, oder?" Dr. Watson und
DI Lestrade kamen gerade durch die Tür. Mary Watson fand sich erst jetzt ihre Stimme wieder. "Nein, habt ihr nicht." Sie warf uns einen warnenden Blick zu. Mein Handy klingelte erneut. Diesmal war es mein normaler Klingelton : Eine Melodie, die ich mal auf dem Klavier gespielt hatte, als wir in Ägypten gewesen waren.

Komm jetzt, Hamish. Der Flug geht in einer halben Stunde.
SH

Ich verabschiedete mich von den anderen, umarmte Lilly und versprach, dass wir uns wiedersehen würden. Dann eilte ich hinaus, zurück zur Northumberlandstreet.

John:

Ich ging mit Greg in die Küche. Dort angekommen sagte ich :
"Erkennst du diese Szene von irgendeinem Ereignis aus der Vergangenheit?" Als dieser mich nur verwirrt anstarrte, erläuterte ich : "Unser erstes gemeinsames Weihnachten..."
" Ach so. Sie meinen, als Sherlock und Molly Hooper ..." "Ja, meine ich." "Das hier könnte der Sache ähneln, ja... John, worauf willst du hinaus?" "Jetzt fehlt nur noch der verdammte Kuss", knurrte ich ihn an. " Ah, komm John. Gehen wir einfach zurück", seufzte Greg.
Als wir das Wohnzimmer betraten, waren alle wie erstarrt.
War etwas passiert?
"Hallo. Wir haben doch nichts verpasst, oder?", fragte ich, nur um sicherzugehen. "Nein, habt ihr nicht", erwiderte meine Frau.
Hamish's Handy klingelte schon wieder. Dieses Mal war es jedoch eine schöne Klaviermelodie.
Hamish verabschiedete sich von uns und verschwand kurz darauf.

Eigentlich war er ja ganz nett, dieser Hamish Scott. Ich setzte mich auf die Couch und bemerkte erst jetzt die hübsche Kette um Lillys Hals und das Büchlein in ihrer Hand.
"Lilly, wir müssen es ihnen erzählen. Bring dich in Sicherheit", befiehl Mary unserer Tochter, die sich mit George sofort in Bewegung setzte.
Was musste sie mir erzählen?
Und warum hatte sie gewartet, bis Hamish fort war?
Dann erzählte sie es mir.
"LILLY HAT WAS GETAN??!!", schrie ich Sekunden später. "Genau deshalb haben wir gewartet, bis Hamish fort war. Weil du sonst vielleicht total ausgerastet wärst. Du regst dich ja jetzt schon richtig auf. "
"Ich rege mich nicht auf!", brüllte ich sie an.
"Natürlich nicht." Mary blieb ruhig.
Den Rest des Abends blieb Lilly in ihrem Zimmer. Als die Lestrades gegangen waren, ging ich zu ihr.
Ich nahm mir fest vor, sie nicht zusammenzuschreien und öffnete die Tür.
Lilly saß auf ihrem Bett und starrte ängstlich auf ihr Handy. "Hör mal, ich...", begann ich, doch sie schüttelte einfach nur den Kopf und zeigte mir das Display des Telefons.
Mir gefror das Blut in den Adern.
Der Mann auf dem Display lächelte triumphierend und zeigte mit seiner linken Hand nach vorne.
'Das Glück hat euch verlassen!!!'
stand unter ihm.
Es war Moriarty.
Im nächsten Moment ertönten gleichzeitig mehrere Knalle.

Past and Future ~ Sherlock-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt