Willkommen in London

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Lissy :

Um halb elf verließ das Flugzeug nach London den Frankfurter Flughafen. Mir und Hamish jedoch ging Daddys Reaktion nicht aus dem Kopf, als er das Bild von Englands Hauptstadt erblickte. Er war so wütend und gleichzeitig entsetzt gewesen, dass mein Bruder und ich uns nun einig waren: Es musste etwas sehr Schlimmes dort passiert sein.
Als wir landeten,war Daddy bereits am Telefonieren. Wahrscheinlich besorgte er uns gerade eine Wohnung oder etwas in der Art. "... sehr gut. Vielen Dank, Angelo. Wir werden in ein paar Minuten abgeholt. Versucht bitte, solange wir warten, keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen." Wenig später kam tatsächlich ein großer dunkler Wagen auf uns zu. Daddy unterhielt sich noch kurz mit dem Fahrer und ich schnappte einige Gesprächsfetzen wie '... schön sie zu sehen' oder '... einfach unglaublich' auf. Was unglaublich sein sollte, wusste ich nicht.

Hamish:

WAS WAR IN LONDON PASSIERT ?!
Das war die große Frage, die mich beschäftigte. Ich hatte noch in Frankfurt alles Mögliche versucht, um sie zu beantworten : Ich hatte in meinem Gedächtnispalast jedes einzelne Zimmer und in den Tagebüchern meiner Mutter jede einzelne Seite nach dem kleinsten Hinweis darauf durchkämmt, doch ohne Erfolg.
Als wir in unserer Wohnung, der
22 Northumberlandstreet, eintrafen und ich meine Sachen verstaut hatte, beschloss ich, einen kleinen Spaziergang zu machen. Dad meinte, dass meine Schule nur einige Häuserblöcke entfernt liegen müsste. Ich beschloss, dort mal vorbeizusehen und trat hinaus in das spätsommerliche London.

Lilly :

George wurde um drei Uhr aus dem Krankenhaus entlassen und traf sich eine Stunde später mit mir in einer Eisdiele. "Wenn es so weitergeht, werde ich die Schule wechseln müssen",erklärte er. "Nein. Das darfst du nicht ", flehte ich." George, bitte. Du kannst mich doch nicht allein lassen. Ich habe auf dieser Schule sonst keine Freunde. Bitte nicht." Wir kauften uns kein Eis, doch George holte sich einen Kaffee. Dass er ,obwohl er erst vierzehn war, schon Kaffee trank, wunderte mich nicht. Danach setzten wir uns auf eine Bank in der Nähe des Schultors. Ganz plötzlich wurde alles dunkel. Ich sah nach oben ... hinauf zu den riesigen Gewitterwolken. " Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen ", sagte ich zu meinem Freund, der nur stumm nickte. Wir liefen los, doch plötzlich stellte sich uns jemand in den Weg. Ein fast zwei Meter großer Mann, der eine Pistole in der Hand hielt. Wir blieben stehen.
Es regnete inzwischen in Strömen und sogar die Straßenlaternen waren angegangen. "Also gut, ihr beiden", rief der Mann. Er hatte eine unangenehm hoche Stimme für seine Größe. "Gebt mir euren Besitz freiwillig und ihr bleibt unversehrt. Tut ihr es nicht, werde ich das Geld aus den Taschen eurer Leichen sammeln." George tat wie ihm gehießen, doch ich rührte mich nicht. Ich war wie erstarrt.
Auf einmal hörte ich eine Stimme. Es war eine Jungenstimme, so ernst und selbstsicher, wie ich es nur von den Jungen kannte, die George immer hänselten:" Hey. Stopp! Was glauben Sie eigentlich, was Sie da machen?"
Dann sah ich ihn. Einen hübschen, großen Jungen mit blauen Augen, hohen Wangenknochen und schwarzen, lockigen Haaren. Den Kragen seines dunkelgrauen Mantels hatte er hochgeschlagen, aber nicht, um sich vor dem Gewitter zu schützen, denn das würde bei dem Regen nicht viel nützen. Da musste es einen anderen Grund geben. Im Großen und Ganzen sah der Junge einfach großartig aus.
" So etwas nennt man einen Überfall, du kleiner Dummkopf", erwiderte der Mann. "Zack, zack. Hände hoch und hinknien." Der Angesprochene rührte sich keinen Millimeter. " Um mir Angst zu machen, musst man schon etwas früher aufstehen. Jetzt gib das Geld zurück und verschwinde !" " Oder was?" "Das wirst du dann sehen. " Der Mann lachte nur. "Gut. Du hast es nicht anders gewollt. " Mit diesen Worten setzte Junge sich in Bewegung. Der Verbrecher zielte mit der Pistole direkt auf sein Herz, doch er ging unbeirrt weiter. Kurz darauf war er bei dem Kriminellen angelangt und schlug ihn kurzer Hand zu Boden. Jetzt erst erkannte ich, dass der Junge nicht älter sein konnte, als ich selbst. Er bückte sich und hob Georges Brieftasche und die Pistole auf. Dann kam er zu ihnen." Ähm...äh... danke sehr", stotterte George, doch der Junge winkte ab. "Keine Ursache. Falls es euch interessiert, die Pistole ist nicht geladen. Ihr könnt mich nicht
kennen, ich bin heute erst hierhergezogen. Und äh... ah ja. Ich bin Hamish. " Mit offenem Mund starrten wir ihn an. " Na, dann kann ich nur sagen:
Willkommen in London! ", sagte ich.
"Danke." Er zwinkerte mir zu und wandte sich zum Gehen.

Past and Future ~ Sherlock-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt