Der Verlust der Vernunft

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Triggerwarnung: psychische und physische Gewalt, viel Blut, detailliert beschriebene Wunden, Tod  

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Jeongins Pov:

Gerade noch hatte ich in den Himmel hinaufgesehen und die hellen Stichflamme bewundert, die der rote Drache ausstieß. Wie die Verdammnis selbst schwang sich Minho immer höher in die Luft und war bereit, Tod und Elend über alle zu legen, die sich in seinen Weg stellten. 

Seungmin und ich konnten von hier unten aus beobachten, wie die Horden der Hölle ihrem Herrscher folgten. Manche spannten ihre ledrigen Flügel auf, andere verflüchtigten sich wie schwarzer Rauch. Und es kamen ständig neue Wesen aus den Tiefen des Abgrundes herauf. 

Wieder einmal wandte ich meinen Blick zum Himmel hinauf. Der Rauch über dem Schlachtfeld auf den Wolken machte es mir beinahe unmöglich, die einzelnen Engel oder Dämonen zu unterscheiden. Einmal glaubte ich auch Hyunjin zu sehen, dessen blaue Schuppen weithin strahlten. Seine majestätische Gestalt hatte sich über den Himmel geschlängelt und war dann wieder verschwunden. 

Jetzt gerade war es ungewohnt still.

Eine lodernde Flammensäule, die vor wenigen Sekunden noch hell und strahlend über unseren Köpfen aufgestiegen war, verlosch bereits und der Kampfeslärm drang nur noch dumpf an meine Ohren. Ich wusste nicht was passiert war und schutzsuchend tastete ich nach Seungmins Hand, der dicht neben mir stand und ebenso gebannt in den Himmel starrte. Hwanwoong bewegte sich unruhig neben uns und seine düsteren schwarzen Augen suchten die mitternachtsblauen Wolken ab. Sie hingen noch bedrohlicher und schwerer über uns und mir war bewusst, dass es jeden Moment auch uns treffen konnte. Dass wir jeden Augenblick mit einem Angriff auf dem Boden rechnen mussten und uns die Engel ebenfalls als mögliche Feinde ansehen konnten.

Als hätte ich es mit meinen ernüchternden Gedanken heraufbeschworen, sah ich in einiger Entfernung vor uns einen rot leuchtenden Feuerball auf die Erde stürzen, dicht gefolgt von einem hellweißen Blitz. Nun kämpften also die ersten Wesen auf dem Boden und ich war mir nicht sicher, wie lang wir hier noch unbehelligt stehen konnten. 

Ab und an sah ich, wie leblose, dunkle Körper vom Himmel herabstürzten. Einige lösten sich bereits in der Luft auf, wurden nur noch als kleine Ascheflöckchen vom Wind davongetragen, andere wiederum blieben beinahe unverändert und fielen wie Steine aus den Wolken. 

Schließlich schien auch der Tod eine Entscheidung getroffen zu haben, oder vielleicht riefen ihn die zahlreichen Toten der Schlacht zu sich. Denn er drehte sich zu seinem hier verbliebenen Bruder um und übergab ihm die Zügel seines dürren Pferdes.

„Seoho, du übernimmst du Verantwortung. Bleib bei den beiden und achte darauf, dass ihr weit genug vom Kampfplatz entfernt bleibt." Er wandte sich erneut um, als sein Bruder den Kopf neigte und entfernte sich von uns, indem er unbekümmert und gelassen durch das wogende Gras lief. Allmählich verschmolz sein Körper mit der Dunkelheit und ich glaubte, nur noch ein wenig schwarzen Rauch zu erkennen, der den Tod zu den gefallenen Engeln und Dämonen leitete.

„Warum lässt er uns allein hier zurück?", fragte Seungmin nun den schlanken, jungen Mann mit dem giftgrünen Haar und drehte sich zu ihm. 

„Er ist der Tod. Die Seelen der Gefallenen rufen ihn, irgendwann muss er diesem Drang nachgehen und sie einsammeln. Sein Pfad ist einsam und düster" 

Damit kehrte wieder die Stille ein und ab und an konnten wir zusehen, wie der Himmel von Blitzen und Stoßflammen erhellt wurde. Es sah tatsächlich aus wie ein Gewitter, eines der schaurigsten und verheerendsten Gewitter. 

Immer wenn ich nach oben blickte, kam auch die Angst stärker zutage. Eine Angst, die sich tief in meine Knochen fraß und die mir zuflüsterte, dass Hyunjin bei diesem Kampf sterben könnte. Dass er durch einen der Engel fallen könnte und ich ihn nie wiedersah. Ich fragte mich, ob ich ihn zu hart von mir gestoßen hatte; ob meine Worte und Taten ihn von mir entfernten, obwohl ich doch nur etwas Sicherheit benötigte. Wieso war ich nur so schrecklich empfindlich?

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt