Rache für den Bruder

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Triggerwarnung: Blut, psychische Schmerzen


Felix Pov:

Wild drehten sich die Tänzerinnen im Saal in ihren schwarzen, luftigen Kleidern, vollführten Sprünge und läuteten die offiziellen Krönungszeremonie von Titania ein. Changbin stand erhobenen Hauptes neben mir und ich kümmerte mich nicht um einige irritierte oder sogar pikierte Blicke darüber, dass ein Naphil anwesend war und dieser Festlichkeit beiwohnte.

Immer noch sehr verstimmt über die Tatsache, dass Satan sich weigerte, Jisung zu sehen und sich auszusprechen, blickte ich stumm zu ihm hinüber. Es frustrierte mich nur noch mehr zu sehen, wie er dort auf seinem Thron saß, alles überblickte und genauso unglücklich wirkte wie mein bester Freund. Und daran konnte auch die hochgewachsene Schönheit von einer Elbenkönigin nichts ändern, die würdevoll neben ihm saß und darauf wartete, dass man ihr eine Krone aufsetzte, die sie absolut nicht verdient hatte. Zunächst wollte ich diese Feier sogar boykottieren und gar nicht erscheinen, aber schlussendlich entscheid ich mich dafür, das befremdliche Gebaren des Königs irgendwie zu ergründen und vielleicht doch noch im richtigen Moment einzugreifen und ihn vor seiner größten Dummheit zu bewahren.

Plötzlich trat eine Wache zu uns, verbeugt sich vor Changbin und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin dieser verdutzt den Kopf neigte und dann Anstalten machte, dem Wächter zu folgen. Er sah zu mir und dann zu Minho.

„Bleib hier. Ich bin gleich zurück."

Ich runzelte die Stirn, nickte aber und blickte ihm fragend nach. Es war komisch, dass er gerade jetzt gerufen wurde und sogleich spürte ich Minhos Blick auf mir. Rasch wandte ich mich ihm zu und er schien stumm zu fragen, wohin Binnie verschwunden war. Doch ich zuckte nur die Schultern und unterdrückte das üble Gefühl in der Magengegend. Ich vermutete, dass mich meine Schwangerschaft einmal mehr quälte und führte das ungute Gefühl darauf zurück.

Die Tänzerinnen verbeugten sich nun elegant, während die versammelten Dämonen laute Rufe der Begeisterung hören ließen. Zwei Tänzerinnen lösten sich aus der Gruppe und liefen die Treppenstufen hinauf, um ihrem König ihre besondere Art der Aufmerksamkeit und Untertänigkeit zu zeigen, allerdings scheuchte Minho sie weg, als wären sie ihm überaus lästig. Die Elbenkönigin neben ihm reckte fast arrogant das Kinn vor, als würde sie Minhos Geste irgendwie erhöhen oder zu etwas Besonderem machen, aber er zollte ihr ebenso wenig Aufmerksamkeit wie den Tänzerinnen, die sich nun zurückzogen.

Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte ich die Szene.

Schlau wurde aus diesem Teufel wohl niemand. Dabei glaubte ich einige Male sogar, dass ich hinter diese kalte, unnahbare Fassade blicken konnte, seit mir Jisung so viel von dem uneinsichtigen Dämon berichtet hatte.

Plötzlich schwangen die großen Flügeltüren der Halle auf und ich erkannte Changbin zusammen mit einer Gestalt, die in ein schwarzes Gewand gehüllt war und drohte, darin zu versinken. Sie stützte sich auf Binnies Arm und erst bei näherem Hinsehen erkannte ich die Person.

Ich sog scharf die Luft ein, als ich meinen besten Freund so gebrochen und kraftlos sah. Von der göttlichen Kraft, die ich gestern noch an ihn gespürt hatte, war kaum etwas übrig. Und Jisung schien äußerst geschwächt. Am liebsten wollte ich auf ihn zueilen und ihn ebenfalls stützen. Allerdings hielt ich mich zurück, um kein unnötiges Gerede zu provozieren. Stattdessen schnellte mein Kopf zu Minho herum. Ich konnte bei ihm ein kurzes Zucken erkennen, so als wolle er aufstehen, aber schlussendlich tat er es nicht. Er hob nur würdevoll den Kopf und blickte auf die beiden Gestalten herab, die direkt auf ihn zuschritten.

Für einige Sekunden war es tatsächlich sehr still geworden im Thronsaal. Die feiernde Menge war verstummt, alle beobachteten, wie die beiden ungleichen Gestalten nach vorn liefen – Gott und der gefallene Engel. Ein seltsamer Anblick und dennoch bereitete mir Jisungs Zustand mehr Sorgen. War er hier, um sich helfen zu lassen? War die Trennung von Satan zu schmerzhaft für ihn? Wirkte er deshalb so gebrochen und krank?

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt