Das Gesuch nach Glück

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Jisungs Pov:

An diesem Morgen hatte ich mich länger als sonst der Wetterlage gewidmet und festgestellt, dass vor allem das Wasser und die Meere heute besonders stürmisch und aufgeraut schienen. Deshalb war es für mich kaum verwunderlich, als Michael schließlich zu mir kam und mit mir darin übereinstimmte, dass es wohl Neuigkeiten zum Leviathan geben musste, die wir natürlich nicht aus erster Hand erfuhren.

Aber lange sollte ich nicht auf Informationen warten müssen, denn wenige Stunden später, als ich gerade versuchte, einige Berichte der Engel durchzusehen, betrat Michael den strahlend hellen Tempel und neigte achtungsvoll das Haupt.

„Mein Herr, ein Dämon wünscht euch zu sprechen." Noch bevor er den Satz richtig beendet hatte, saß ich bereits kerzengerade auf meinem erhabenen Sitz an der Stirnseite der Halle und starrte ihn hoffnungsvoll an. Doch schon der nächste Satz trübte meine Freude ein wenig und mir wurde erneut vor Augen geführt, an welch lächerlich kleine Strohhalme ich mich klammerte. „Es ist Asmodeus in Begleitung eures Freundes Seungmin. Soll ich sie in den Himmel einlassen?"

Seit meiner unkonventionellen Erhebung zum neuen Gott, oder der ungefragten Übertragung - wie ich es zu nennen pflegte - waren die Kontrollen an der Himmelpforte deutlich gelockert worden, was nicht allen Engeln behagte. Ich allerdings hegte keine feindliche Haltung gegen die Dämonen oder andere nicht himmlische Wesen. Also hatte ich auch veranlasst, dass man mich darüber in Kenntnis setzte, wenn jemand ortsfremdes eine Audienz bei mir wünschte. 

Eine Audienz bei mir wünschen... Schon das klang in meinen Ohren absurd, aber so war nun mal mein neuer Alltag. Ich besprach mich mit meinen engsten Vertrauten, in diesem Fall Michael und Gabriel, die durchaus weise und geschickt im Umgang mit Problemen waren und den Himmel ja bereits viel länger kannten als ich. Und ich gewährte jedem, der darum bat und der meinen Beratern und Aufpassern harmlos genug erschien, eine Audienz.

Auch jetzt nickte ich zustimmend. „Lass sie eintreten." 

Ich wusste zwar nicht, was sie mir zu sagen hatten, doch ich war durchaus neugierig. Dennoch ließ sich das bittere Gefühl nicht ganz verdrängen, als ich die beiden gemeinsam eintreten sah. Sie wirkten so vertraut miteinander, als sie Michael den breiten Gang durch die Halle hindurch folgten und der Höllenprinz hatte sogar seine Hand fest mit der von Seungmin verschlungen.

Warum konnte ich das nicht selbst mit Minho haben? Warum war es bei uns beiden so kompliziert?

Diese Gedanken schob ich allerdings hastig beiseite und betrachtete erwartungsvoll meinen Freund. Schließlich stand ich sogar auf, als er etwas verlegen zu mir aufblickte und offenbar nicht wusste, wie er mich begrüßen sollte. Ich nahm ihm die Entscheidung ab, lief die wenigen Stufen zu ihm nach unten und schloss meine Arme um ihn. Zunächst spürte ich sein Zögern, bevor er seine Arme ebenso um mich legte. 

Und ich verstand seine Zurückhaltung. Für meine Freunde war ich nicht länger nur Jisung, sondern ebenso ein mächtiges, übersinnliches Wesen. Aber so sollten sie mich nicht sehen. Ein Teil von mir hielt an dem Leben fest, was ich als einfacher Mensch, als Jisung, geführt hatte. Und jetzt Seungmin zu umarmen, ließ mich meine Gefühle erneut stärker empfinden.

Dennoch löste ich mich schlussendlich wieder aus der trotzspendenden Umarmung. „Wie geht es dir, Seungmin? Wie geht es euch?", fragte ich mit leiser, ruhiger Stimme und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ich betrachtete ihn ganz genau und konnte an Minnies Blick bereits ablesen, dass er glücklich war. Wieder ein kleiner Stich in mein Herz, den ich mittlerweile allerdings kaum noch fühlte, bei all den ungeschlossenen Wunden.

„Uns geht es gut- sehr gut", Minnie lächelte mich an und entspannte sich nun ebenfalls in meiner Gegenwart. „Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber Jeongin hat es tatsächlich geschafft. Er hat Hyunjin gefunden und konnte ihn zurückbringen."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt