Eilmeldung

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//Auf der Erde//

Ein außergewöhnliches Bild prangte an diesem strahlend schönen Spätsommertag auf der Titelseite der wöchentlich erscheinenden Zeitung der kleinen, friedlichen Stadt, in der unsere Geschichte ihren Anfang nahm. Jeder der ein Exemplar des rauen Papieres in die Hände bekam, sah sogleich die vier Jungen, die ihn fröhlich angrinsten, die ihre Arme umeinander gelegt hatten, einfach vier ganz normale Teenager, an denen auf den ersten Blick nichts besonders oder erwähnenswert schien. Doch wanderten die Augen des geübten Lesenden dann hinab zur Bildunterschrift oder gar der fettgedruckten und ins Auge springenden Schlagzeile der neuesten Ausgabe, so kam ihm die Idylle des Bildes wie eine Irreführung der Sinne vor. Zwar mochte es in den letzten Wochen immer wieder Grund gegeben haben, um die Zeitung und ihre Erzählungen mit mehr Interesse und Unglauben zu verfolgen, aber diesmal versprach der Bericht etwas, das den vorherigen Schlagzeilen fehlte. Er prophezeite eine Lösung – eine Auflösung all jenen, was unerklärlich erschien. Aber lest selbst...


Vier Teenager begehen sadistische Ritualmorde

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Vier Teenager begehen sadistische Ritualmorde

Dies ist die vierte Ausgabe unserer Zeitschrift, die sich mit den Ereignissen befasst, die sich in unserer kleinen Stadt nahe Washington D.C. zugetragen haben. Hier wo sich die Nachbarn noch mit Vornamen kennen, hier wo die Fassaden der Vorstadthäuser frisch gestrichen und von vorgelagerten Blumenbeeten vervollkommnet werden, hat sich vor nunmehr zwei Wochen ein grausamer Mordfall ereignet, für den es kein Motiv zu geben schien. Am 12. Juli 2023 fanden enge Freunde am Nachmittag die Leichen ihrer langjährigen Tenniskollegen Yang Se-jong und Yang So-min, sowie deren jüngsten Sohnes in deren Einfamilienhaus. Nach eigenen Angaben sorgten sie sich, da ihre Freunde nicht zum wöchentlichen Tennistraining erschienen seien und als sie diese besuchen wollten, machten sie stattdessen einen grausigen Fund.

Wie bereits in der ersten Ausgabe berichtet, wollte die Polizei zunächst keine näheren Tatumständen preisgeben und hatte den Tatort hermetisch abgeriegelt. Allerdings gelangten dennoch sporadisch neue Informationen an die Außenwelt. Wie ebenfalls im zweiten Artikel unserer Zeitung zu lesen ist, fiel der Verdacht schnell auf den älteren Sohn der Yangs, Yang Jeongin (im Foto ganz rechts). Der Junge war nach der Tat unauffindbar und wird bis heute per Fahndung gesucht.

Zunächst glaubte man, er sei ein Einzeltäter, der ein persönliches Motiv hatte, seine Familie umzubringen, doch aus einer neuen Quelle und mehreren neuen Entwicklungen in der Kleinstadt müssen wir womöglich von einer viel schlimmeren Tat ausgehen – von einem lange und sorgfältig geplanten Mord.

Denn nicht nur der 17-jährige Yang Jeongin ist seit dem Massaker, dass er mit einem Messer und roher Gewalt verübte, verschwunden. Auch zwei seiner Freunde – Lee Felix, Kim Seungmin (im Bild mittig) – sind seitdem verschwunden. Ein dritter Freund, Han Jisung (links im Bild), war ebenfalls längere Zeit untergetaucht, kam dann mit einer Amnesie zurück und verschwand vor wenigen Tagen erneut spurlos aus dem elterlichen Haus. Trotz eingehender Befragung durch die Polizei konnte der Jugendliche keine Informationen zum Tathergang des Mordes oder dem Aufenthaltsort seiner Freunde geben. Somit bleiben viele wichtige Fragen ungeklärt, allerdings ist es naheliegend, dass der Mord nicht von einem der Jungen allein begangen wurde – das vermutet die Polizei ebenso. Die unzähligen Stichwunden und die brutale Gewalt, die angewendet wurde, hätte keiner der Teenager allein ausüben können.

Und damit nicht genug der Schreckensmeldungen, nur eineinhalb Wochen nach dieser frevelhaften Tat verschwand auch die Mutter von Lee Felix auf spurlose Weise. Keiner hat sie seither wiedergesehen.

Unsere Vermutung ist, dass die vier Jungen nach dem ersten Mord einen zweiten begangen haben. Sie tauchten nach gelungener Tat unter, um nicht erwischt zu werden, doch als die Gelegenheit günstig war, schlugen sie erneut zu und forderten ein weiteres unschuldiges Leben.

Dass einer der Jungen, Han Jisung, zurückkehrte, könnte eine Falle für seine eigenen Eltern gewesen sein oder er bereute seine Untaten so sehr, sodass er sie lieber verdrängen und vergessen wollte. Sein erneutes Verschwinden könnte also entweder durch übergroße Schuldgefühlen oder Angst erklärt werden, möglich ist es auch, dass er am Ende seinen ehemaligen Freunden in den Wag kam und sie ihn ebenso kaltblütig umbrachten.

Ein weiterer Fakt, den die Polizei jedoch nicht offiziell bestätigen möchte, ist, dass die vier Jungen sich mit schwarzmagischen Ritualen und Hexenwerk beschäftigten. Naheliegend ist für uns: Die Jungen haben sich einer satanischen Sekte angeschlossen oder selbst einen solchen dunklen Kult gegründet. Dafür sprechen dämonische Rituale und okkulte Schriften, die sie zwischen ihren Büchern und Schulunterlagen aufbewahrten. Man fand sogar ein riesiges Bettlaken, mit einem Pentagramm.

Sehr wahrscheinlich hatten die Morde also ebenfalls einen religiösen Hintergrund und die Jungen konnten Fantasie und Realität schon nicht mehr unterscheiden. Eine nahe Angehörige, deren Namen wir zum Schutz derselben nicht nennen dürfen, beschrieb den schlechten gesundheitlichen Zustand von Kim Seungmin für uns und erwähnte seine Emotionsausbrüche und überstürzten Verhaltensweisen. Er sei sogar von zuhause weggelaufen, hieß es.

Statistisch wahrscheinlich ist es jedenfalls, dass diese zu Mördern gewordenen und vom Pfad der Tugend abgekommenen Teenager höchstwahrscheinlich weitere Opfer fordern werden, sollten sie die Möglichkeit dazu erhalten.

Wir bitten sie deshalb besonders vorsichtig zu sein und alle Hinweise auf den Verbleib der Jugendlichen umgehend an die Polizei zu melden.


Seit meiner Kindheit habe ich Gott gesucht, und ich habe den Teufel gefunden. – August Strindberg


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Und so meine Lieben entstehen urbane Legenden.... nein Spaß, das ist nur meine verrückte Fantasie. 🙃

Ich bin sicher, für einige ist das nicht das Ende, was ihr euch erhofft habt und selbst ich habe lang gebraucht um mich für eine Variante zu entscheiden. Das hier ist das offizielle Ende... dennoch gibt es noch zwei weitere Kapitel, die zum einen erklären, weshalb Jisung am Leben ist und zum anderen eine kleine Zukunftsprognose geben. (Ich mag beide Kapitel, finde sie aber fast schon zu kitschig und sie haben nicht den kreativen Tiefgang wie dieser Abschluss.) Deshalb werde ich auf eure Wahl vertrauen und ihr entscheidet individuell ob ihr diese lesen wollt oder nicht. Hochladen werde ich sie auf jeden Fall (nächste Woche Freitag), aber jeder muss selbst wissen, ob er dieses Ende bevorzugt oder noch mehr braucht... 

Den Teaser für die nächste Story bekommt ihr auch erst nächste Woche (am Ende des letzten Kapitels), weil ich mit dem Klappentext noch nicht zufrieden bin.

Und jetzt bleibt mir wohl nur noch zu sagen, wie unendlich dankbar ich für all eure Unterstützung bin und wie unglaubliche Freude es mir macht, für euch zu schreiben. Klar, es heißt, man soll selbst Spaß am Schreiben empfinden und das ist definitiv der Fall, aber ihr macht diese Erfahrung um Welten besser. Ich bin nur dank euch so weit gekommen ganze 244 Kapitel zu schreiben und mit dem Endergebnis mehr als zufrieden zu sein. Ihr motiviert mich, mich über meine Grenzen hinauszuwagen und noch mehr Liebe und Detail in jeden einzelnen Absatz fließen zu lassen. Euch gebührt mein Dank, dass ihr mir eure Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt habt und mich mit Kommentaren, Likes und stiller Teilhabe angefeuert und beflügelt habt. Vielen Dank. 💕

I love you so much Stay. 💖

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt