Das Leiden in der Liebe

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Jisungs Pov:

Heute war es so weit. Ich würde Felix Mama zu einem Engel werden lassen und wenig später würde einer meiner besten Freunde von einem Menschen zum Dämon werden.

Ich hatte mir fest vorgenommen, Seungmin zu unterstützen und auch wenn ich keine offizielle Einladung oder Bestätigung dafür hatte, dass ich die Hölle betreten durfte, wollte ich mich nicht von diesem wichtigen Ereignis fernhalten.

Deshalb schritt ich nun unerschrocken in Richtung des großen, strahlenden Tempels, wo sich die meisten der Engel versammelten, sofern sie keine wichtigen Aufgaben zu erfüllen hatten oder auf ihren Prozess warteten. Erst nach dem erbitterten Kampf mit den Dämonen hatte man feststellen können, dass selbst die Engel nicht frei von Sünde waren und es einige unter ihnen gab, die ihre Pflichten vernachlässigt hatten. Um deren Bestrafung oder gar Verbannung würde ich mich in naher Zukunft ebenso kümmern müssen. 

Doch heute würde ich nicht darüber nachdenken, wie man am besten Engel maßregelte, die in den schweren Stunden des Krieges den Himmel verraten hatten und nicht nur geflohen waren, sondern ebenso auf der Erde für Schaden gesorgt hatten. Auch der Engel, der Seungmin einfach so in Besitz genommen hatte, war unter den Verurteilten. Einem unschuldigen Menschen gegen seinen Willen die Kontrolle über seinen eigenen Körper zu rauben, war ein schweres Vergehen und es erregte zu viel Aufmerksamkeit, wenn normale Menschen plötzlich übersinnliche Fähigkeiten zeigten.

Nur wenige Meter vor mir tauchte auf einmal Michael auf und neigte würdevoll sein Haupt, bevor er auch seinem Bruder Gabriel zunickte, der mich seit heute Morgen begleitete. Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln, da ich selbst bei dem pflichtbewussten Erzengel eine ungewöhnlich starke Freude und etwas Nervosität spürte.

"Ich werde sie jetzt zu uns holen", informierte er mich und ich nickte zustimmend, bevor ich weiter zur großen Halle lief. In dieser Zeit versuchte ich, den kleinen Keim der Unsicherheit zu ersticken, der immer wieder auftauchen wollte, wenn ich unter so vielen erfahrenen Engeln stand, die über Jahrtausende mehr an Geschick verfügten als ich - ihr Gott.

Trotzdem beschritt ich den Weg - den Mittelgang entlang - mit hoch erhobenem Kopf und würdevoll gerader Haltung. Ohne auch nur den Hauch von Schwäche zu zeigen, erklomm ich die Stufen hinauf zu meinem Platz und wandte mich den versammelten Engeln zu. Ich konnte sogar das allgemeine leise Gemurmel ausblenden, das plötzlich einsetzte.

Dann blickte ich zum Eingangstor des Tempels und setzte ein sanftes Lächeln auf, als ich Felix und Changbin eintreten sah. Nun war sowieso mehr Feingefühl gefragt, da sich das Getuschel der Engel ganz eindeutig auf Lucifer bezog. Dieser ließ sich davon nicht beeindrucken, schritt selbstsicher mit Felix an der Hand zu mir nach vorn und verneigte sich knapp. 

Da ich nicht mehr von ihm erwarten konnte und wollte, tat ich es ihm nach und zeigte so den umstehenden Engeln den Respekt, den sie einem Höllenwesen ebenso entgegenbringen konnten. Ich musste nur mit gutem Beispiel vorangehen, dann würden zumindest einige der Anwesenden ihre Haltung gegenüber den Dämonen reflektieren. 

Ich wies den beiden Plätze zu meiner Rechten an. Daraufhin wartete ich, bis die Präsenz von Michael und Felix Mama spürbar war und ließ die großen Flügeltüren mit einem Wink der Hand aufschwingen. Es war nicht wirklich schwer für mich, die guten und reinen Kräfte der himmlischen Magie einzusetzen und doch fühlten sie sich nie ganz vertraut an. Allerdings würde ich heute mein ganzes Können zeigen und bei dieser Verwandlung alles richtig machen. 

Michael geleitete die Mutter meines besten Freundes beinahe stolz durch die Reihen seiner Brüder und Schwestern, bevor er knapp vor dem Thron stoppte und ihr noch einige Worte zuflüsterte. Ich stieg in dieser Zeit die wenigen Stufen von meinem erhöhten Platz aus nach unten und unterdrückte das Schmunzeln, da ich verstand, was er gesagt hatte. Aber schon trat ich zu ihr, nahm sanft ihre Hand und suchte die Bestätigung in den noch braunen, glänzenden Augen.

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt