27. Melanie

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Dicht aneinander geschmiegt, lagen die beiden jungen Frauen schweigend, auf dem breiten Bett.
Micky's anfängliche Anspannung, hatte dann doch sehr schnell nachgelassen, bis sie schließlich mit einem Herzerweichenden Seufzen,...ganz weich in Hannah's Umarmung gesunken war.

"I...ich....ich hab es...ni...nicht gewusst!"

wisperte Micky mit brüchiger Stimme.

"Was.....was hast du nicht gewusst Micky?"
fragte Hannah leise und rückte etwas zurück, als Micky sich langsam auf ihren Rücken drehte.
Mit Sorgevollem Blick, betrachtete Hannah Micky's vom Weinen geröteten Himmelblauen Augen, in deren Wimpern noch einzelne Tränentropfen glitzerten.

"All....all die Jahre....waren wir....war ich im Glauben gewesen....das...das....meine Tante Melanie.....nach Nepal ausgewandert war und....und dort ihr Glück gefunden hatte.

Aber.....aber stattdessen.......!"

keuchte Micky entsetzt auf.....

".....stattdessen.....hatte sie......hatte sie zwanzig Jahre lang....hier.....hier... unter......widrigsten Bedingungen ge..ge....gelebt.
ALLEIN!!
Sie hatte hier einsam und allein gelebt und ich hatte es nicht gewußt!"

völlig abrupt setzte Micky sich auf und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen, während ihr ganzer Körper unter ihren heftigen Schluchzern erbebte.

"Sie war all....a...all...die Jahre....über...hi...hier gewesen un...und ich hatte es....nicht gewusst...!"

weil sie sich nicht anders zu helfen wusste, tat Hannah das einzige was sie in diesem Augenblick tun konnte.
Ganz beherzt ergriff sie Micky's Kinn mit ihrer linken Hand, drehte ihr Gesicht sanft herum bis sie sich ansehen konnten und küsste sachte ihre Stirn, bevor sie ihre Arme um Micky's Oberkörper schlang und sie fest an sich drückte.

Sie hielt sie fest und streichelte sanft immer wieder über Micky's Rücken, bis deren Tränen langsam versiegten und sie wieder ganz ruhig atmete.
Aber selbst dann noch, fuhr Hannah mit ihren Streicheleinheiten fort und versuchte mit ihrer Umarmung, Trost und Geborgenheit zu spenden.

Ganz genauso wie Micky dies für sie getan hatte, als sie diese eine Nacht im Aufzug verbringen mussten.

"Danke Hannah...." flüsterte Micky mit vom Weinen rauer Stimme.
"Jederzeit....gerne. Ich meine....also...ähh..." flüsterte Hannah zurück und biss sich verlegen auf ihre Unterlippe.

"Ich....ich weiß schon wie du es gemeint hast Süße...!" entgegnete Micky, während sie sich behutsam aus Hannah's Umarmung löste und ihren Mund zu einem schwachen Lächeln verzog.
Hannah seufzte leise und zog ein Päckchen Taschentücher aus ihrer Manteltasche, entnahm diesem eines und reichte es Micky, die sich daraufhin kräftig schnäuzte.

Nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, legte Micky ihren Kopf schief und bedachte Hannah mit einem verwirrten Blick.

"Was machst du hier eigentlich.....und wie bist überhaupt hierher gekommen sag mal?"

Hannah strich sanft über Micky's Wange die, wie sie gerade feststellte, eiskalt war und antwortete ihr mit ernster Miene...

"Thylda hat mit deinen Eltern telefoniert, da wir der Meinung waren, das du nicht alleine sein solltest. Und so kühl wie du dich anfühlst,...lagen wir damit offensichtlich auch goldrichtig!"

noch bevor Micky auf ihre Worte reagieren konnte,...erhob sich Hannah, durchquerte mit fünf schnellen Schritten den Raum und machte sich eifrig am Kamin zu schaffen, wo gleich darauf ein kleines Feuer, wohltuende Wärme und noch zusätzlich dazu, angenehmes Licht spendete.

Give your Self time BAND 18 (Karma Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt