Give your Self time BAND 18 (Karma Teil 2)

9. M

Freitag 16. Oktober 2020

16.35 Uhr

Im Lavendelzimmer

Zehn Minuten waren bereits vergangen, seit dem die junge Frau den ungewöhnlichen Behandlungsraum, dieser ungewöhnlichen Praxis betreten hatte.

"Bitteschön.....suchen sie sich einen Sitzplatz aus Frau Glaser!"

war die warme Stimme der Therapeutin zu vernehmen gewesen, die in der Nähe der Tür stehenblieb und ruhig, aber aufmerksam beobachtete,...wie Hannah's Blick durch den Raum schweifte und schließlich bei der Korbschaukel hängenblieb.
Etwas zögerlich ging sie darauf zu, um dann inne zu halten und der wartenden Frau hinter ihr, einen fragenden Blick zu zuwerfen....die daraufhin leise lächelnd, aufmunternd nickte.
Mit einem Seufzen raffte Hannah ihren Rock zusammen und ließ sich schließlich auf der leise knarzenden Schaukel nieder.
Mit einem wehmütigen Ausdruck in ihren Augen, strich sie vorsichtig,...fast zärtlich über die dicken Taue, die von der Decke hingen und an denen der Sitz befestigt war.

In der Zwischenzeit war die Therapeutin jedoch nicht untätig gewesen, während Hannah in dem Korbsitz Platz genommen hatte, stellte sie derweil ihren Schwingsessel ungefähr einen Meter vor den Schaukelsitz ab und setzte sich.
Eins ihrer langen Beine, über das andere gelegt, lehnte sie sich entspannt zurück und betrachtete die junge Frau,...die langsam hin und her schwang, aber weiterhin schwieg.

Das etwas enormes auf der Seele dieser jungen Frau brannte, konnte sie mehr als deutlich spüren, dennoch würde sie ihr die Zeit die sie benötigte geben, um sich ihr gegenüber zu öffnen.
Die Augen der erfahrenen Therapeutin glitten langsam um über ihre neue Patientin und nahmen die ersten nonverbalen Informationen von ihr auf.

Ihre ganze Körpersprache zeigte sehr deutlich, wie angespannt die junge Frau war.....obwohl sie sich außerordentliche Mühe gab, dies nicht allzu offensichtlich zu zeigen.

Was auch immer sie belastete, konnte sie jedoch nicht in Worte fassen, zumindest vorerst noch nicht, also beschloß die Therapeutin schließlich, ihrer jungen Patientin einen kleinen Schubs zu geben.

"Wie kann ich ihnen helfen Frau Glaser??"

fragte sie leise, blickte die junge Frau im Schaukelsitz, freundlich lächelnd an und wartete.

Der Kopf der jungen Frau, den diese die ganze Zeit über gesenkt gehalten hatte, hob sich langsam an und ihre Augen in welchen gleichsam ein flehentlicher, aber dennoch entschlossener Ausdruck lagen, erwiderten ihren Blick.

"Bitte.....Dr. Andovà.......helfen sie mir!!"

sagte die junge Frau schließlich leise und mühsam beherrscht.

"Das will ich sehr gerne tun und bitte....nennen sie mich "M"! In Ordnung?!"

die junge Frau nickte erst zaghaft und dann nach und nach, immer sicherer.

"Nun gut Frau Gl......"
"Hannah!"

"M" nickte schmunzelnd und fuhr dann mit einschmeichelndem Tonfall fort.

"Nun gut Hannah.....was führt sie zu mir?"

sie pausierte kurz, betrachtete ihre junge Patientin aufmerksam und rutschte etwas in ihrem Sitz nach vorn.

"Sie wirken so, als trügen sie eine enorme Last auf ihren Schultern!"

Hannah schluckte hörbar und atmete tief durch.

"Ich....ich....befürchte....das mir...mir....alles zuviel wird und....und ich die Kontrolle verliere!"

antwortete Hannah keuchend und packte die Taue so fest, das ihre Fingerknöchel bleich hervortraten.