Kapitel 1.1

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Noah
Nachdem sich die letzte Stunde dem Ende neigte, verabschiedete ich mich von Luca und machte mich gemeinsam mit meiner Freundin, Lea, auf meinem Motorrad auf den Weg zu ihr nach Hause. Sie wohnte nur einige hundert Meter von der Schule entfernt. Außerdem befand sich ein Paar Häuser weiter von ihr das Hauptquartier des Bakersfield Motorradclubs, in welchem ich aktiv an Motorradrennen teilnahm.
Als wir ankamen, bremste ich das Motorrad ab, fuhr in die einfahrt der Villa und stellte es an den Rand der Garage. Lea wohnte in einem prächtigen, großen Haus. Es hatte weiße Wände, graue, große Fensterfassaden und war mit kleinen Steinwänden detailliert gestaltet. Vor dem Eingang der Villa standen neben meinem Motorrad ein schwarzer Bugatti W16 Mistral, ein mattschwarzer Porsche 911 und ein weißer Mercedes Maybach. Weiter Teure Autos, wie unter anderem einige Oldtimer, standen in der Garage, rechts neben der großen gepflegten Wiese, die sich vor dem Haupteingang der Villa befand.
Nachdem wir unsere Helme absetzten, schaute mich Lea mit einem breiten Grinsen an. „Was ist?" fragte ich sie, während ich auflachte. „Ich lieb' dich so sehr Noah!" nuschelte sie. „Was willst du?" fragte ich skeptisch, denn Solche Worte sagte sie nur zu mir, wenn sie etwas von mir wollte. „Nichts, ich lieb dich einfach!" behauptet sie, lief auf mich zu und umarmte mich.
Ich schloss meine Augen, versuchte mir einzureden, dass ihre Worte ernst gemeint waren, doch wartete nur noch auf ihren Befehl, den sie mir normalerweise gab, nachdem sie mir ihre liebe gestanden hatte.
Wir waren seit 1,5 Jahren zusammen. Ich liebte sie, trotz ihrer egoistischen, nazistischen und sadistischen Züge. Ich liebte sie wirklich, doch oftmals fiel es mir schwer mit ihrer Art umzugehen. Ihre Trauer kompensierte sie in Wut, ihre Wut in Hass und diese ließ sie an mir, ihren Freunden und ihrer Familien aus. Doch geliebt habe ich sie trotz all dem.
Ich hob meinen Kopf, drückte ihr kinn leicht hoch und lehnte mich zu ihr, bis sich unsere Lippen berührten. Sie schloss ihre Augen, bewegte ihre Lippen und drückte sich erneut von mir weg. Im nächsten Augenblick, nahm ich Leas Hand und lief gemeinsam mit ihr in das Haus. Dort angekommen begrüßte mich ihr Vater, Daniel Miller: „Hey Noah! Lange nicht gesehen!" In den Ferien flogen Lea und ihr Bruder, Ben, nach Australien und machten dort für 2 Wochen Urlaub, weshalb ich sie einige Zeit nicht besuchen kommen konnte. „Wie geht's dir?" erkundigte ich mich. Wir kannten uns schon seit einer längeren Zeit. Er ermöglichte mir unteranderem das Stipendium für die Bakersfield Privatschule, die ich nun seit 2 Jahren besuchte. „Sehr gut, wir haben momentan nur sehr viel stress mit dem Geschäft. Du weißt ja, schwierige Zeiten heutzutage!" erklärte mir Daniel mit einem breitem Grinsen auf dem Gesicht. Ich nickte, lächelte zurück, hielt Inne und starrte in seine Augen. „Alles gut?" fragte er mich. „Ja, ja! Ich habe nur kurz in Erinnerungen geschwelgt," behauptete ich. „Erinnerungen?" begann Daniel seinen Satz mit einem fragwürdigen Gesichtsausdruck und fuhr fort: „Erinnerungen an was?" Ich blieb still, schaute in sein Gesicht, während mein Puls auf deutlich über 100 anstieg. Kurz darauf wurde mir warm, sehr warm. Eine Schweißperle floss über meine Stirn hinunter zu meiner Nase, daraufhin zu meinem Kinn, bis sie schließlich auf den Boden tropfte und aufprallte. „Noah kommst du?" schrie Lea, die schon in ihr Zimmer vorgegangen war, aus dem 2. Stock. „Ach nichts alles gut!" schilderte ich ihm, drehte mich um und machte mich auf den Weg die Treppen hoch, wo ich auf Ben Miller, den Bruder Leas traf. „Yo Noah!" begrüßte er mich und gab mir ein Handschlag. „Schon Ready für die erste Runde?" forschte er nach. Genau wie ich, war auch Ben ein Mitglied des Bakersfield Motorradclubs, welcher alle 4 Jahre ein großes Turnier, mit großen Sponsoren veranstaltete. Bald stand dieses Turnier erneut an und Ben und ich waren ein Teil davon. Wir waren zwar keine engen Freunde, doch kannten uns aufgrund des Vereins und Lea relativ gut. „Jedenfalls besser als du!" scherzte ich. „Werden wir sehen!" sprach er hochmütig. Ich stieg die Betontreppen weiter an und lief den Flur entlang zu Leas Zimmer. Überall hangen Bilder der Familie, auf welchen Ben, Lea, Daniel und Maria Miller zu sehen waren. Außerdem stand ein kleiner Tisch vor der Tür, die in Leas Zimmer führte, auf welchem eine rote Kerze, dessen Dolch langsam niederbrannte, zu sehen war. An Leas Zimmertür angekommen schaute ich die Kerze in Ruhe an, hielt Inne, drückte den Türhenkel hinunter, öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Plötzlich kam mir Lea entgegen und küsste mich. Kurz daraufhin setzte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl und fragte: „Was hältst du eigentlich von dem neuen?" Ich zog meine Jacke aus, schmiss mich auf das Bett und entgegnete ihr: „Lucas?" Sie verdrehte die Augen und fauchte genervt: „Wen sonst?" Ich hielt kurz Inne, versuchte meine Wut ihr gegenüber zu unterdrücken, atmete durch und murmelte: „Ganz nett und du?"
Sie fasste sich an die Stirn, verzog ihr Gesicht und fügte hinzu: „Diesen Typ findest du Nett? Wow!" Die Fragezeichen waren mir ins Gesicht geschrieben. „Was ist denn falsch an Lucas? Er ist doch voll nett," hinterfragte ich. „Was Falsch an ihm ist? Noah, hast du gesehen, wie er sich gibt? Er ist arrogant, kommt einfach zu uns, denkt er wäre ein Teil unserer Gruppe. Und dann hängt er noch den ganzen Schultag mit dir ab, als hättest du keine Freundin, die vielleicht auch gerne mit dir Zeit verbringen würde?" beschwerte sie sich. „Ah, die Eifersuchtsschiene!" merkte ich an. „Eifersucht? Ist das dein Ernst Noah? Weißt du was? Geh doch zu ihm! Fick ihn doch, wenn du ihn so toll und geil findest!" spottete sie laut. Ich hatte mir vorgenommen mich heute zurückzuhalten, kein Streit anzuzetteln und ruhig zu bleiben, da wir uns seit längerer Zeit nicht gesehen hatten und ich einen ganz normalen Tag, wie es jedes Pärchen tat, verbringen wollte, doch ich hielt es nicht mehr aus, die Wut kochte, ich brach aus und brüllte sie an: „Was ist dein scheiß Problem Lea? Ich wollte ihn euch nur vorstellen, er ist neu!" sie stand auf atmete tief ein und spottete: „Stimmt, ich bin wie immer die Schuldige. Die Eifersüchtige, böse Enttäuschung Lea!" Ich verdrehte die Augen, ballte meine Fäuste und erwiderte: „Hör auf dich in Selbstmitleid zu wälzen und werde endlich erwachsen Lea!" Daraufhin starrte sie mich an, lächelte empört und schluchze: „Du hast keine Ahnung wie das alles für mich war und wie es mir geht Noah!" Die Wut in mir kochte, ich konnte mich nicht zurückhalten und fluchte: „Der Tot deiner Mutter ist kein Vorwand all diejenigen zu verletzen, die du liebst!" Regungslos stand sie da, schloss ihre Augen und verlor eine Träne. Was habe ich nur gesagt?
Meine Emotionen haben mich eingenommen, ich hatte sie nicht unter Kontrolle. „Lea..." begann ich sie zu trösten, doch sie brüllte dazwischen: „Geh!" Ich machte einen Schritt auf sie zu, streckte meinen Arm aus und legte ihn auf ihre Schulter. Sie schlug ihn weg und befahl mir: „Noah geh! Jetzt!" Ich hob meine Jacke vom Boden auf, öffnete die Tür, doch schaute, bevor ich ging, noch einmal zurück. „Es tut mir leid Lea!" Sie blieb stillstehen, sah auf den Boden und zerfloss in Tränen. „Geh!" kommandierte sie. Ich schloss die Tür und begab mich langsam aus dem Haus.

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