Kapitel 4.1

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Luca

Kurz nach der ersten Runde fand die Afterparty des Motoradrennens statt, wo ich Noah suchte, um ihn zu gratulieren. In einer großen Halle versammelten sich viele Leute mit lauter Musik, Snacks und viel Alkohol.
Ich drängte mich durch die große Menschenmasse, die sich vor dem DJ-Pult versammelten und lief Richtung Eingang der Halle, wo sich ein kleiner Stand, bei welchem man seine Jacken und Taschen abgeben konnten, befand. Plötzlich kam Anna zur Tür rein und lief mir entgegen. „Weißt du, wo Noah ist?" erkundigte ich mich. „Vorhin war er an der Bar!" erklärte sie mir und huschte auf die Toilette. Daraufhin begab ich mich zum besagten Ort, wo ich tatsächlich auf Noah stieß und ihn glückwünschend die Hand reichte. „Sehr stark von dir!" lobte ich ihn, während er meine Hand schüttelte. „Danke" lallte er und zog mich an sich ran, um mich zu umarmen. Ich lachte und wollte mich erneut von ihm wegdrücken, doch er lies mich nicht los. „Wie viel hast du getrunken Noah?" fragte ich ihn und schmunzelte. „Genug!" antwortete er und drückte mich immer fester. Liebevoll erwiderte ich nun seine Umarmung und spürte seine Wärme. Er hatte ein schwarzes oversized T-Shirt an, durch welches ich seinen muskulösen Bauch spüren konnte. „wollen wir ein Rauchen?" fragte ich. Er drückte mich weg, schaute mich an, zog ein breites Grinsen und nickte leicht. Kurz danach packte er mich an der Hand und zog mich durch die Menschenmasse nach draußen, wo wir uns auf den Boden setzen. „Fuck" meinte er. „Was ist los?" forschte ich nach. Er schaute mich an, schwankte hin und her und lallte dann: „Ich habe meine Jacke drinnen!" „Oh warte, ich hol sie!" meinte ich und stand auf. „neinnnn!" schrie er mich an. „Warte du hier! Ich hol sie!" ergänzte er und fuchtelte mit seiner Hand in der Luft herum. Also blieb ich stehen wartete auf ihn und schaute in der Gegend herum. Weit und breit befand sich kein Mensch, man hörte nur die laute Musik, die durch die Wände drang. Plötzlich ging die Tür auf. Ich drehte mich um, doch es war nicht Noah, der da stand. Es waren Ben und seine Freunde, die mich mit einem Aggressiven Blick anschauten. „Jetzt bekommst du, was du verdienst!" drohten sie mir und machten einen Schritt auf mich zu. Ich bewegte mich langsam nach hinten, während mein Puls immer schneller anstieg. „Belästige Ben noch einmal und du wirst was zu spüren bekommen Schwuchtel!" brüllte mich eines der Jungen an und schubste mich auf den Boden. „Perverser!" rief mir eines der Jungen zu und gab mir ein Tritt in die Rippen. Ich zuckte und schrie auf. „reicht jetzt Leute!" beruhigte Ben, der am Rande stand, seine Freunde und zog sie von mir weg. „Wieso? Willst du das dich diese Tunte nochmal an dich ranmacht?" „Halts Maul Nick!" schrie Ben ihn an und schubste ihn zur Seite. „Kommt jetzt, dieser Schwanz hat unsere Aufmerksamkeit nicht verdient!" ergänzte er und war gerade dabei die Tür erneut zu öffnen, als Noah ihnen plötzlich entgegenkam. Er sah mich auf dem Bodenliegen, rannte zu mir und fragte: „Oh Gott, Alles gut?" Kurz danach drehte er sich um und fragte in einem ernsten Ton: „Was habt ihr gemacht Ben?" „Frag doch deine Schwuchtel, die kann es dir bestimmt erklären!" Lachte er und betrat zusammen mit seinen Freunden die Halle. „Hast du schmerzen?" fragte er und half mir auf „Nein, alles gut!" erklärte ich. „Was ist denn gerade passiert?" erkundigte er sich, während wir uns gerade an die Wand der Halle setzten. „Was ist passiert, warum haben die dich geschlagen Luca?" fragte Noah mit hängenden Augenliedern. Ich atmete ein, hielt inne und schilderte ihm die Situation auf Annas Party: „Weißt du, auf Annas Party ist etwas passiert. Ich wollte es dir eigentlich erzählen, doch dann hat Lea dich weggezerrt." „Was passiert?" fragte er und lehnte seinen Kopf an die Wand. Er sah aus, als hätte man ihm eine Spritze Heroin oder sowas verabreicht. Auf jeden Fall nicht gesund. „Als Ben mich aufs Klo geführt hat, sind wir kurz danach auf die Tanzfläche und haben uns geküsst." „warte, warte, Ben, Leas Bruder Ben?" hakte er nach. „Ja, Leas Bruder Ben!" „Wie ist das möglich? Er benahm sich immer so Schwulenfeindlich bei uns." Erzählte er mir. „Na Ja und da liegt auch das Problem. Als Bens Freunde plötzlich auftauchten und sahen, wie ich ihn küsste, schubste er mich auf den Boden, Beleidigte mich und behauptete ich habe ihn belästigt!" „Und das hat deine alten Erinnerungen und Gefühle wieder geweckt, richtig?" versuchte Noah zu verstehen. „wow!" meinte ich. „Was?" fragte er. „Obwohl du so unfassbar betrunken bist, und ich möchte anmerken, dass ich noch nie eine Person gesehen habe, die so betrunken ist, hörst du mir zu und verstehst mich!" erkannte ich. Er lächelte, kramte in seiner Jackentasche, holte eine Zigarette aus seiner Schachtel und zündete sie an. „Du hast so eine angenehme Stimme weißt du," komplimentierte er mich. Ich sah ihn an, seine grünen Augen. Er nahm ein Zug, hielt den Rauch kurz in seiner Lunge und pustete ihn einige Sekunden später wieder aus. „ich bin so müde Luca!" murmelte er und lehnte sein Kopf auf meine Schulter. „Hier!" meinte er und legte mir seine Zigarette auf die Lippen. Nachdem ich ein Zug nahm, ihn in meiner Lunge hielt und wieder auspustete sah er mich an und meinte: „Gib!" Ich reichte ihm die Zigarette, doch er schlug meine Hand weg und meinte: „Nur den Rauch!" „Den Rauch?" „Ja, den Rauch in meinen Mund!" erklärte er. Also nahm ich ein Zug, lehnte mich zu ihm, legte meine Lippen auf seine und blies den Rauch in seinen Mund. Er atmete ihn wieder aus und fing an zu lachen. „Was ist denn?" lachte ich mit ihm. „Ich habe dich geküsst!" lallte er. „Aber keine Sorge!" fauchte er und streckte mir sein Zeigerfinger ins Gesicht. „Ich werde es keinem sagen!" „Ich würde mich auch wundern!" behauptete ich selbstmittleidend. „Du bist mir so ans Herz gewachsen Luca das glaubst du nicht!" prustete er und legte sein Kopf auf meinen Schoß mit blick in den Himmel. „Du mir auch!" erwiderte ich „Wir kennen uns erst seit 16 Tagen Luca und trotzdem bist du mir wichtig!" lachte er. „Noah um Gottes willen, wie viel Alkohol hast du getrunken?" „Keine Ahnung, aber irgendwie fängt er langsam an zu wirken!" schilderte er mir. „Langsam..." betonte ich ironisch und klapste ihm auf die Stirn. Plötzlich blieb es ruhig. Wir schauten in die Sterne im Himmel und schwiegen.
„Ich hätte von dir nie gedacht, dass du so eine Vergangenheit hast." Meinte Noah einige Minuten später. „Mit meinem Ex?" fragte ich. „Ja, du schienst Immer so fröhlich und glücklich. Als hättest du das perfekte Leben!" Ich sah in die Sterne, grinste und schilderte ihm: „Weißt du, jeder hat ein Kapitel in seinem Buch, dass er nicht laut vorliest!" „Da hast du wohl recht." Bestätigte er. „Doch weißt du, was das Schlimmste an der ganzen Sache ist?" meinte ich. „Was denn?" forschte er nach und schaute in meine Augen. „Dass ich von Dingen Heilen muss, die nicht meine Schuld sind!"
Mit seinem Kopf auf meinem Schoss blickte er hoch und starrte in meine Augen, ohne ein Wort zu sagen. Nur Stille. Doch noch nie schien Stille so laut zu sein. Er sagte nichts, doch so unendlich viel. „Ich bin so fucking drunk!" unterbrach er den mystischen Moment. Ich lachte, meinte: „Nächstes Mal nicht mehr so tief ins Glas schauen Noah!" und lächelte ihn an. „Wieso merke ich es erst jetzt, wenn ich betrunken bin?" fragte er. „Was merkst du?" „Wie hübsch du bist!" lallte er. Ich hielt Inne, mein Herz blieb stehen. Ich zog ein breites Grinsen und sah ihn an. Er strich mir über die Wangen, lächelte mich mit seinen weißen, perfekten Zähnen an und zog mein Gesicht zu ihm runter, wo er seine Lippen auf meine legte und ganz langsam seinen Mund bewegte. Seine Lippen waren so warm. Er schmeckte nach Wildbeere und Minze. Ich schloss meine Augen und erwiderte seinen Kuss.
Es war so schön
Langsam bewegten wir unsere Lippen weiter
Und auch die Zunge setzte er nach kurzer Zeit ein wenig ein.
Doch kurz danach legte er sich wieder auf meinen Schoss, schloss die Augen meinte noch ein letztes Mal: „Du bist so hübsch Luca!" und fiel dann in Schlaf.
Ich grinste. Ist das wahr? Wie?
Ich starrte in die Sterne, redete mit mir selbst. Die hübscheste Person, die ich jemals gesehen habe, hat mich geküsst. Wenn ich das nur meinem früheren Ich erzählen könnte.
Ich glaube, ich war das erste Mal wirklich verliebt.

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