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H.

Hearing something that kills you inside and having to act like you don't care.
3103 words

𝟚𝟟𝕥𝕙 𝕁𝕒𝕟𝕦𝕒𝕣𝕪 𝟚𝟘𝟚𝟜

"Wie fühlst du dich, wenn du darüber nachdenkst, dass Ella für eine sehr lange Zeit bei euch bleiben wird?"

Die Stimme meines Therapeuten drang gerade so zu mir durch, als ich den Blättern draußen dabei zusah wie sie durch den Wind durcheinandergebracht wurden. Es wirkte ein wenig so als würden sie tanzen und ich genoss die wenigen Sekunden Zeit, welche sie mir dadurch verschafften, um über die Frage nachzudenken.

"Gut." Ich sah zu ihm und spielte mit meinem Daumen an meiner Unterlippe herum. "Was denkst du wie ich mich fühle?"

Er schmunzelte, lehnte sich in seinem Sessel zurück und kreuzte die Beine.

"Kommt kein Gefühl der Überforderung auf?"

"Das sollte es, oder?", fragte ich und sofort schüttelte er den Kopf.

"Ich frage dich, ob es das tut."

"Nein, erstaunlicherweise nicht." Ich zuckte mit den Schultern. "Alles woran ich gedacht habe und denke ist das sie Hilfe braucht. Richtige Hilfe, Unterstützung und ein warmes Haus, egal für was sie sich entscheidet."

"Denkst du, es könnte an ihrem Alter liegen, dass du hierbei direkt zusagen konntest und nicht das Gefühl von Angst und Überforderung verspürt hast?"

"Wir adoptieren sie ja nicht, wir helfen ihr nur. Wir sind eine Zwischenstation, welche sich für sie aber nicht so anfühlen soll. Aber ja.. möglicherweise ist es das Alter."

"Du hast nicht das Gefühl sie wie ein Kind lieben zu müssen?"

Ich stockte. Mein Mund klappte auf und zu, während ich vergeblich nach Worten suchte, die nicht da waren. Vor allem nachdem ich bei dem Gespräch mit Louis und Levi vor ein paar Tagen sehr ins Detail meiner Vergangenheit gegangen war, sind all diese Gefühle wieder an der Oberfläche aufgetaucht. Quälten mich in den kurzen Schlafphasen und hinterließen ein ständiges Gefühl des Unwohlseins. Gleichzeitig bestärkte es mich darin, Ella auf keinen Fall so fühlen lassen zu wollen.

"Ich habe keine Verpflichtung..", antwortete ich also einfach nur und räusperte mich. Mein gegenüber nickte daraufhin wissend, schrieb sich ein einzelnes Wort, nach welchem ich nicht fragen werde, in sein graues Notizheftchen und wechselte das Thema.

"Sprechen wir darüber das Levi wieder da ist."

𝟚𝟠𝕥𝕙 𝕁𝕒𝕟𝕦𝕒𝕣𝕪 𝟚𝟘𝟚𝟜

"Das ist niedlich", lächelte Louis als wir in unseren Fotoalben kramten um neue Bilder für die Fotowand rauszusuchen. Auf dem nun benannten hatte ich Doris auf dem Arm und ließ sie wie ein Flugzeug durch die Gegend fliegen, weswegen das Mädchen aus vollen Halse lachte und dies auch nicht zu knapp zu sehen war. "Können wir das nehmen?"

"Natürlich." Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und machte mich an die Friemelaufgabe, das Foto irgendwie in den Rahmen zu kriegen. Neben mir hörte ich Louis blättern und plötzlich stoppen. Da er jedoch nicht sofort etwas sagte oder mir sogar ein Foto zeigte, sah ich nach wenigen Sekunden auf und direkt zu ihm. "Alles okay?"

"Wie konnte ich eigentlich so blind sein?"

Verwirrt nahm ich meinen Blick von ihm und sah stattdessen auf die Fotos eines gemeinsamen Grillabends vor zehn Jahren, sofern ich das Datum richtig erkannte. Es waren zwar einige Menschen auf den Bildern zu sehen, doch die einzige Idee die mir bei seiner Frage kam, war auf das Bild von ihm und Levi zurückzuführen. Wie sie Arm in Arm in die Kamera grinsten und jeweils ein Bier in der Hand hielten.

Uphill Battle | L.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt