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Die Atmosphäre in der Turnhalle war gespannt, als Lamelo mich in die Mitte des Basketballfeldes führte. Das helle Flutlicht strahlte auf den glänzenden Parkettboden, während der Klang quietschender Schuhe durch die leere Halle hallte. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als ich an die schmerzhafte Vergangenheit erinnert wurde, die ich mit diesem Ort verbinde.

„Lamelo?", versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Nenn mich einfach Melo", ich nickte verständlich. „Was willst du machen?", beendete ich meine Frage.

„Warte kurz", sagte er, bevor er meine Hand losließ und ging. Er ging? Kurz danach verschwand er im Geräteraum, um mit einem Basketball wieder herauszukommen.

Ich merkte sein herausforderndes Funkeln in den Augen. "1-gegen-1?" fragte er kurz und knapp mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Ich schluckte schwer und rang nach Luft. Melo hatte keine Ahnung, was mir passiert war, deshalb traf ihn auch keine Schuld. Das änderte aber nichts daran, dass mich meine Angst schlagartig überschwemmte. Ich dachte, sie wäre weg...

Das letzte Mal, als ich einen Basketball in der Hand gehalten hatte, war an dem schicksalhaften Tag, an dem ich zwei meiner liebsten Menschen verlor.

Die ganzen Erinnerungen... als ob es gestern gewesen wäre. Die Freude am Spiel, das Gelächter und die liebevollen Umarmungen. Es waren nun schmerzhafte Lücken in meinem Herzen. Der Gedanke, wieder einen Basketball in die Hand zu nehmen, war für mich zu viel, als dass ich das hätte ertragen können.

Mein Blick fiel auf den Basketballkorb, der hoch über uns thronte, und meine Hände begannen zu zittern. Meine Knie wurden weich, und die Sicht verschwamm.

Ich will diese Angst unterdrücken. Schaffe es aber nicht.

Melo erkannte meine Zögerlichkeit und bewegte sich auf mich zu. Sein breites Grinsen verschwand, als er den Schmerz in meinen Augen sah. „Tut mir leid. Vergiss das 1-gegen-1", sagte er mit einer mitfühlenden Stimme und legte sanft seine Hand auf meine Schulter.

Ich war dankbar für sein Verständnis und dafür, dass er nicht weiter auf diese schmerzhafte Situation einging.

Wir beide standen in der Stille der Turnhalle, als ein über 2 Meter großer Junge zu uns kam. „Melo, lass das Girl allein und mach dich fertig fürs Training. Du musst lernen, die Fangirls zu ignorieren, man", spottete er. Gerade über mich? Ich ließ das auf gar keinen Fall so mit mir reden. Als würde Melo so viele Fangirls haben. Und wenn, dann wäre ich ganz bestimmt keines von ihnen.

„Mein Name lautet Ariadna, und du solltest mal lernen, gegenüber jungen Damen Respekt zu haben. Außerdem hat Melo mich hergebracht. Ich bin definitiv kein Fangirl", probte ich streng. Schon magisch, wie sich meine Laune verändern kann. „Was hast du gerade gesagt?", Er wollte sich wirklich mit mir anlegen. „Du hast mich schon verstanden", ich pumpte meinen Brustkorb auf, damit ich bedrohlicher aussah. Nur leider war mein Feind in der Situation ein über 2 Meter großes Monster ohne Anstand und Respekt.

Mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht musterte er mich von oben bis unten „Melo, zähm mal deine Kleine hier. Bevor ich ihr ein paar Manieren beibringen muss", wow, der Typ ist bestimmt ohne Mutter groß geworden. Wäre er das, würde er nicht so herablassend mit mir reden. „Vielleicht sollte ich dir mal Benehmen beibringen", bei jedem Wort kam ich ihm einen Schritt näher und piekste ihn in seinen Bauch, bis ich vor seine Füßen stand und ihn mit einer ernsten Miene ins Gesicht sah. Wobei mein Nacken eine 90-Grad-Wendung machen musste.

Die umstehenden Leute wurden aufmerksam und sahen sich unsere Auseinandersetzung an. Während ich mir einen Anstarren-Battle lieferte. Ich ließ mich aber nicht einschüchtern. Nicht von seinem fiesen Gesicht und schon gar nicht von seiner Größe.

"Es ist leicht für dich, auf andere herabzusehen, nur um sich selbst besser zu fühlen", fuhr ich fort. "Aber das sagt mehr über dich aus als über mich. Wenn du dich so bedroht fühlst, dass du versuchst, andere herunterzumachen, um deine eigene Unsicherheit zu kaschieren, dann bist du derjenige, der hier ein Problem hat." Man nennt mich auch Ariadna die Philosophin. Passiert wohl mit einem, wenn man durch viel Scheiße gehen musste.

Meine Worte schienen eine Pause in die Zeit zu zaubern. Die Umstehenden waren überrascht von meiner Entschlossenheit und der Art und Weise, wie ich mich für mich selbst einsetzte. Ich hatte dies schon oft getan

, weshalb ich gut eingeübt war. Diese Blicke, die ich damals abbekam. Es war so schlimm, dass ich lernen musste, für mich selbst einzustehen.

Der Mitspieler blickte mich mit verengten Augen an, aber es war ein Hauch von Respekt in seinem Gesicht zu erkennen. Gerade als er wieder anfangen wollte zu sprechen, kam Liangelo dazwischen. „Das reicht jetzt, Levi. Du musst immer nur Ärger machen. Außerdem ist Ary ein Freund der Familie. Redest du noch einmal so mit ihr, wirst du was erleben."

Levi, wie ich jetzt wusste, schwieg und wandte sich schließlich ab, als ob er keine weiteren Argumente hätte.

„Der Typ ist ein Arsch. Lass dich nicht von ihm runterkriegen", hatte ich auch nicht vor, wenn ich ehrlich sein sollte. Liangelo hätte sich wirklich nicht einmischen müssen. Trotzdem süß, dass er helfen wollte.

Melo trat neben mich und legte wieder seine Hand auf meine Schulter. "Respekt, Ary", sagte er leise. Ich lächelte dankbar und spürte, wie ein Stück Selbstvertrauen in mir aufkeimte. Die Anerkennung von Melo bedeutete mir komischerweise viel.

"Danke, Lamelo", erwiderte ich mit einem Hauch Stolz in meiner Stimme.

In diesem Moment wusste ich, dass ich nicht nur meinen eigenen Weg im Basketball gefunden hatte, sondern auch stark als Person geworden war. Ich bin meine eigene Halt, meine eigene Mauer.

Nach der Auseinandersetzung mit Levi war die Atmosphäre in der Turnhalle weiterhin elektrisch. Die Worte von Levi hallten noch immer in meinen Ohren, aber ich ließ mich nicht von ihnen beeinflussen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, meine Angst zu kontrollieren.

„Lass uns gehen", flüsterte Melo mir ins Ohr. „Und dein Training?", fragte ich nach. „Das ist egal. Ich bin sowieso der Beste", prahlte er und spielte mit seinen Haaren rum.

„Das bist du nicht, Melo. Du musst anfangen disziplinierter zu werden. Die Saison ist mitten im Gange. Und ich werde bald aufs College gehen, dann bist du der einzige von uns dreien, der noch bei den Huskies ist. Die brauchen dich als Anführer. Doch ganz bestimmt nicht, wenn du das Training schwänzt. Außerdem wird Dad sauer werden", Liangelos Predigt ließ Melo kalt. Er war ein Sturkopf und arrogant, wenn es um den Basketball geht. Er sollte besser auf seinen großen Bruder hören. Der hatte nämlich recht. Keine Mannschaft braucht einen Anführer, der nicht diszipliniert ist und die Mannschaft führen kann.

Ohne ein weiteres Wort ging Melo. Was war nur mit ihm los? „Ary, kommst du? Lass uns etwas Spaß haben. Das war echt nervig." Nervig war es, ja. Was verstand er aber unter Spaß haben? Naja, mir war es egal, Hauptsache, den Kopf freikriegen. Dafür ist Melo bestimmt der perfekte Partner.

 Dafür ist Melo bestimmt der perfekte Partner

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