Kapitel 77

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Durch sanftes Streichen meiner Haare erwache ich und öffne meine Augen einen Spalt. "Bevor wir zu den anderen gehen, will ich noch den Verband an deinem Arm öffnen. Dein Bein ist nehme ich an gut verheilt?", fragt er nach. Nickend beantworte ich seine Frage und strecke ihm müde meinen Arm entgegen, während ich den anderen über meine Augen lege. "Wer hat ihn dir gemacht?", fragt er verwundert. "Weiss ich nicht, aber vermutlich Tetsurou, er hat auch Erfahrung damit."
"Ja das sehe ich, der ist echt gut." Neckend frage ich ihn: "Was, lob aus deinem Mund für Tetsurou?", er ignoriert es gekonnt. "Wie ist das passiert? Ein schnitt ist relativ tief, das wird eine Weile dauern." Ich atme seufzend aus. "Tetsurou hat es dir doch geschrieben?", frage ich verwundert. "Naja er hat bloss geschrieben, dass deine Mutter dich verletzet hat, aber keine Details.", wendet er ein. "Achso Meine Mutter hat eine Alkoholflasche zerbrochen und mich mit dieser geschlagen, da muss es wohl entstanden sein." Nickend bestätigt er meine Aussage. "Das tut mir wirklich leid", entschuldigt er sich schuldbewusst, wozu ich nur ein kleines Lächeln zustande bringe. Wir wissen beide, dass er keine Schuld daran trägt. Er cremt die Wunde ein und verbindet sie dann frisch. Zum Glück ist es nicht all zu schlimm. "Ich habe die blauen Flecken auf deinem Bauch gesehen, das war auch sie oder? Ich habe dir hoffentlich nicht weh getan beim Sex?", fragt er mit einem Hundeblick. "Ja sind sie und nein, ich hatte DORT keine Schmerzen beim Sex." Wissend, was ich ihm damit sagen will, lächelt er mich entschuldigend an. "Mein Vater ist zum Glück rechtzeitig heimgekommen.", spreche ich das aus, was wir wohl beide denken. "Du kannst dich noch kurz frisch machen im Bad, ich hab dir Kleider rausgelegt. Danach werde ich dir noch ein Gel auftragen, damit die Hämatome schneller verschwinden.", bestimmt er.

"Dein Handy hat die ganze Zeit geklingelt, als du im Bad warst.", informiert mich Tooru. "Keiji macht sich wohl auch Sorgen, vielleicht solltest du ihn kurz Anrufen.", lächelt er leicht und streckt mir das Telefon hin. Nickend suche ich seine Nummer raus und setzte mich neben Tooru auf das Bett. "Hey Keiji", begrüsse ich ihn. "Du bist mir eine Erklärung schuldig!", meldet er sich in sorgenvollem Ton vom anderen Ende. Im Hintergrund höre ich Kotaro fragen, mit wem er am Telefon ist. Sogleich richtet mir Keiji ein Gruss aus. Ich erkläre im kurz was vorgefallen ist und, dass ich wieder in Okinawa bei Tooru bin. Erleichtert verabschieden wir uns wieder voneinander. "Jetzt müssen wir aber los zum Abendessen.", grinst Tooru mit einem Blick uf sein Handy.

"Du hast zwar gesagt ich kann hier Arbeiten, aber was? Wie soll das funktionieren? Ich kann längst nicht so gut Surfen wie du oder Tipps geben.", spreche ich meine Bedenken aus. "Hmmm", stimmt mir Tooru nachdenklich zu. "Am besten fragen wir nachher Yachi mal.", grinst er verlegen. "Typisch, darüber hast du dir natürlich keine Gedanken gemacht.", lache ich leicht augenverdrehend. "Vielleicht kannst du in der Küche helfen? Hast du auche einen Führerschein?", fragt er, als wäre ihm eine Idee gekommen. "Ist gut und hab ich ja.", beantworte seine merkwürdige frage. "Momentan würde ich das Wasser sowieso etwas meiden, an deiner Stelle.", lächelt er mit entschuldigendem Blick auf meinen Arm. "Ja das wäre vielleicht besser.", stimme ich ihm seufzend zu. "Weiss Yachi eigentlich, dass ich wieder hier bin? Was hast du ihr erzählt?", frage ich neugierig. Er nimmt meine Hand in seine. "Ich habe ihr erzählt, dass es bei dir zuhause einige Probleme gegeben hat und ich dich deshalb zu mir geholt habe. Tatsächlich ist der Vorschlag mit Arbeiten von ihr gekommen.", grinst mich Tooru wieder fröhlich an.

Das Abendessen ist noch nicht bereit. Wodurch ich in Ruhe Zeit habe, Yachi zu begrüssen. "Ah, da seid ihr ja.", lacht sie mich fröhlich an, doch ihr Blick wechselt sogleich zu einem geschockten. Besorgt nimmt sie meinen Arm und streicht über den Verband. "Ach, halb so schlimm.", wende ich mein Gesicht verlegen ab und kratze mich unwohl am Nacken. "Verstehe.", murmelt sie leise und tauscht einen Blick mit Tooru, der das ganze hinter mir leise beobachtet hat. "Sag Bescheid, wenn du etwas brauchst.", lächelt sie mich lieb an, worauf ich zustimmend nicke. "Hast du eine Idee, was er hier arbeiten könnte?", fragt Tooru, um das Thema zu wechseln. "Tatsächlich habe ich bereits einen Plan.", grinst sie nun wieder fröhlich. "Ich hab mich da etwas mit Tetsurou Unterhalten und er meinte, dass du sehr begabt im Kochen bist." Sie macht kurz eine Pause. "Zudem wäre ich sehr froh, um etwas Hilfe in der Küche, dann könnte ich auch etwas mehr ins Wasser.", grinst sie uns an. Wir wissen alle, dass sie sonst nicht wirklich zum Surfen kommt. "Und eigentlich könnte euer Timing nicht besser sein, ich kann eure Hilfe gerade echt brauchen." So schiebt sie uns in die Küche und bewaffnet uns mit Messer und Schneidebretter. "So kann ich auch gerade deine Fähigkeiten prüfen.", zwinkert sie mir zu und verteilt uns grinsend Aufgaben. Wir besprechen noch, dass ich auch die Einkäufe erledigen kann.

Daichi und Kaori haben mich auch schon begrüsst und wissen Bescheid. Ich habe mich dazu entschieden Kaori nochmal eine Chance zu geben, denn sie war echt süss. Von Yachi habe ich auch erfahren, dass sie ein Auge auf jemanden in Daichis Gruppe geworfen hat und von Tooru mehrheitlich ablässt. Heute darf ich sogar zur Ehre, den Gong schlagen und das Abendessen einläuten. Ohne zu fragen, nimmt mich Tooru an der Hand und begrüsst seine Gruppe. Er stellt mich klar, als seinen Partner vor, wodurch etwas röte in mein Gesicht schiesst. Unsicher Blicke ich in die Gruppe, doch alles, was ich erkenne, sind enttäuschte Blicke der Mädchen. Wir setzten uns zusammen und seine Gruppe macht einen humorvollen Eindruck. Sie nehmen mich schnell auf und ich fühle mich wohl.

Nach der ersten Woche habe ich mich hier gut eingelebt. Die Arbeit bereitet mir eine grosse Freude und ich habe zwischendurch auch einiges an Freizeit. Gerade schreibe ich auch an einem Lied. Ich habe mich nach dem Abendessen in meine Hütte zurückgezogen. Yachi hat mir freundlicherweise ihre Gitarre ausgelehnt, an der ich etwas übe. "Du bist schon zurück?", begrüsse ich Tooru, der gerade durch die Tür kommt. "Ja, sie sind alle müde und wollten Heute etwas früher Schluss machen.", meint er, während er sich die Schuhe auszieht. Gespannt schaut er mich an. "Was?", frage ich. "Was machst du da? Schreibst du ein Lied?", fragt er aufgeregt. Peinlich berührt werde ich etwas rot. "Ja, mir war gerade danach."
"Bist du schon fertig? Lass mal hören.", fordert er mich aufgeregt dazu auf. Ich räuspere mich kurz. "Tatsächlich bin ich fertig damit." Wir tauschen kurz einen Blick aus. Erwartungsvoll sieht er mich an. "Also gut, ich werde ihn dir zeigen. Hör erstmal einfach zu, ich werde am Schluss noch was dazu sagen.", ergänze ich auf seine ungestellte frage, die er mir mit seinem Blick gestellt hat. Ich räuspere mich noch kurz und nehme eine bequeme Position ein. Tooru setzt sich währenddessen neben mich. Ich tausche wiederholt ein Blick, um zu sehen, dass er bereit ist. Aufmerksam verfolgen mich seine Augen. "This is not really me. You′re an angel not asking who I am, you understand. That is not really you, you look at me as if I'm something more. Well dream on.
Welcome to my life. You see it is not easy, but I′m doing all right. Welcome to my dream, it's the only one who needs me and stays right by my side.
Welcome to my wonderland. It'll take time to find out where we stand, in all this mess. There was the first day for me too, and I had no guide, and I was lost like you. I still am, but it makes me feel alive...and stays right by my side..." beende ich das Lied. Ich mache eine Kunstpause und drehe mich leicht in Toorus Richtung ab. "Er beschreibt so ein wenig meine Situation.", lächle ich ihn schüchtern an. "Mhm, ich sehe da einige parallelen.", grint Tooru wissend. "Er ist wirklich gut geworden.", lobt er mich. "Ich liebe dich Tooru, Danke für alles!", bedanke ich mich. "Ich liebe dich auch! Und gern geschehen.", lacht mich Tooru herzlich an. Er nimmt mein Gesicht vorsichtig in seine Hände, sanft treffen seine Lippen auf meine.

Den ganzen Sommer über, habe ich bei Tooru im Surfcamp verbracht und gearbeitet. Meistens fühlte es sich aber gar nicht nach Arbeit an. In meiner Freizeit durfte ich auch ungeniert alle Materialien benutzen und konnte auch ein- zweimal mit Tooru Schnorcheln gehen. Tetsurou ist Yachi zwischendurch Besuchen kommen und ich habe auch oft mit Keiji geschrieben. Eines Abends, kurz vor Ende der Semesterferien, haben Tetsurou und ich uns entschieden, dass wir zusammen in eine WG ziehen. Ich konnte mir einfach nicht Vorstellen wieder zurück nach Hause zu gehen und Tooru hätte das bestimmt auch nicht zugelassen. Meine Mutter ist mittlerweile in einer Entzugsklinik und wäre nicht zuhause, dennoch hätten mein Freund und bester Freund das nicht zugelassen. Tetsurou hat sich um die ganze Wohnungssuche gekümmert und viel Telefoniert mit mir. Mein Vater und seine Familie haben geholfen uns dort einzurichten. Das Zusammenleben mit Tetsurou ist sehr unproblematisch und in den Ferien sind wir oft zusammen nach Okinawa zu unseren geliebten. Manchmal sind auch Yachi und Tooru über das Wochenende zu uns gekommen.

Nach drei Jahren hatten Tetsurou und ich das Studium abgeschlossen. Nach meinem Abschluss konnte ich noch den Rest mit meiner Mutter klären. Sie hat ihren Entzug erfolgreich durchgestanden, aber ich hatte von meinem Vater erfahren, dass sie manchmal rückfällig wird. Kurz darauf bin ich dann mit Tooru zusammengezogen und habe mir einen Job gesucht. Tetsurou hat sich in Yachis nähe einen Arbeitsort gesucht. Tatsächlich haben wir es auch geschafft mit Yuki und Kiyoko sowie Keiji und Kotaro in Kontakt zu bleiben. Wir treffen uns noch immer jährlich im Surfcamp und auch zwischendurch mal. Sie sind mittlerweile alle meine besten Freunde und fast so etwas wie eine kleine Familie.

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Das Lied war Welcome to my life von Sunrise Avenue.

Grüsse

Rena

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IwaOi - Im SurfcampWo Geschichten leben. Entdecke jetzt