Der Ausritt

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Bild White Lady

Am nächsten Morgen stand ich leise auf und zog mich um. Mehrmals verfluchte ich mich dafür, dass ich so früh einem Ausritt zugestimmt hatte. Aber irgendwie freute ich mich schon. Am Sattelplatz stand schon Julian und wartete auf mich. „Du bist ziemlich spät" begrüßte er mich. „Ich bin schon fertig mit Satteln." „Ich auch" brummte ich genervt. „Wo ist den dein Pferd?" fragte er verwirrt. „Ich reite ohne Sattel und Trense nur mit Halsring." Damit ging ich runter zur Koppel, wo Nachtwind mich schon erwartete. Wie immer hatte er mich schon von weitem bemerkt und wieherte leise. Auch Lady stand am Zaun, aber sie würde heute auch hier bleiben. Schnell begrüßte ich beide mit je einem halben Apfel, öffnete das Gatter und holte Nachtwind heraus. White Lady schnaubte und stieß ein wütendes Wiehern aus. Sie schien auch mitzuwollen, aber sie musste sich noch schonen. Auf dem Weg zum Waldrand sagte keiner von uns was, wir hingen beide unseren Gedanken nach. „Bist du schon aufgeregt wegen der Dressur Prüfung heute?" fragte Julian als wir in den Wald hinein ritten. „Ein bisschen, aber ich habe mir Skyfalls Gänge angeschaut. Er ist ein gutes Dressurpferd." Ich zuckte mit den Schultern. „Lust auf einen kleinen Galopp?" fragte Julian unvermittelt. „Klar!" rief ich und gab meinem Pferd die Galopp Hilfen. Der Araber schoss los, als hätte er nur auf dieses Signal gewartet. Ich beugte mich über den Hals meines geliebten Hengstes und lauschte dem Geräusch der trommelnden Pferdehufe. Mit jedem Galoppsprung wurde der Rappe schneller. Ich blickte kurz über die Schulter und sah Julian auf seiner Stute. Hollywood Girl war ein echt Süßer Name für ein Pferd. Die Stute hatte Fuchsfarbenes Fell mit drei weißen Socken und einem Stern auf der Stirn. Sie hätte echt in einem Film mitspielen können. Dachte ich, bevor ich meinen Blick wieder auf den Weg vor uns richtete. Noch immer drosselte mein Hengst sein Tempo nicht. Er schien ein Ziel zu haben. Mir war es egal, sollte er doch. Hauptsache ich konnte mal wieder den Kopf frei bekommen. Diese Schule war wirklich eine Herausforderung. Irgendwie war ich froh, dass ich morgen nach Hause fliegen würde. Wir hatten Ferien! Meine Eltern hatten mir erzählt, dass sie für mich ein paar Pferde ausgesucht hatten die ich Probereiten sollte, schließlich würde White Lady bald wegen dem Fohlen nicht mehr reitbar sein. Ich verbarg mein Gesicht in der Mähne meines Hengstes, bis Nachtwind endlich langsamer wurde. Wir waren an einer wunderschönen Klippe angekommen. Hinter mir galoppierte Julian aus dem Wald und stoppte neben mir. Die Aussicht war atemberaubend. Von der Klippe auf der wir standen, lief ein Wasserfall nach unten in einen mittelgroßen See der mit dem Meer verbunden war. Außen um den See gab es viele Pflanzen in einem satten Grün Ton. Es gab viele Blumen in den Unterschiedlichsten Farben und Steine, auf denen man sich Sonnen konnte. Wenn man aufs Meer blickte, konnte man um die Uhrzeit die Sonne aufgehen sehen. Sie tauchte alles in ein sanftes Orange-rot und verbreitete eine angenehme Stimmung. Fast schon romantisch. „Wow..." flüsterte ich. „Komm lass uns nach unten reiten, hier ist ein weg." Wie stiegen ab und führten die Pferde nach unten. Wo sie sofort auf das Gras trabten. Julian band seine Stute an. Das hatte ich nicht nötig, Nachtwind entfernte sich nie weit von mir. Wir setzten uns ans Wasser auf einen großen Stein. „Das frühe Aufstehen hat sich sowas von gelohnt" lächelte ich. Und Julian stimmte mir zu. „Ich war schon oft im Wald, aber diese Stelle hab ich noch nie gesehen" fügte er hinzu. „Lass uns lieber niemanden von dieser Stelle erzählen, sonst wimmelt es hier bald von Leuten." „Hast recht" stimmte ich zu. „Es ist wunderschön" wiederholte ich mich. „Wunderschön" murmelte er dann. Als ich mein Gesicht zu ihm drehte bemerkte ich erst, dass er nicht den Sonnenaufgang, sondern mich an sah. Sofort wurde ich rot, was auch daran lag, dass unsere Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt waren. Ich verlor mich in seinen Augen. Dieses satte Grün, dass perfekt hier her passte. Seine dunklen Locken waren wie dafür geschaffen, um hindurchzufahren und seine Lippen... „Wir müssen zurück" flüsterte er. Seine Stimme war rau, ganz so als wüsste er was ich gerade dachte. Sein Blick blieb an meinen Lippen hängen. Langsam beugte er sich vor und...fiel im nächsten Moment vom Stein. Nachtwind hatte ihn ins Wasser gestoßen. „Ist da wer eifersüchtig?" lachte ich. Nun lachte auch der bis auf die Knochen durchnässte Junge. Ich sah im dabei zu wie er wieder aus dem Wasser kam und sich das T-Shirt über den Kopf zog. Ich sah im dabei zu wie er wieder aus dem Wasser kam und sich das T-Shirt über den Kopf zog!? Was war bloß los mit mir? Schnell und mit hochrotem Kopf wand ich meinen Blick ab. Worauf hin Julian nur Lachte. „Es ist schon spät, ich will die Dressur Prüfung jetzt nicht verpassen" murmelte ich und wollte vor Scham im Boden versinken. Wir sprangen beide auf unsere Pferde.

Drei Stunden später hatte ich die Dressur Prüfung hinter mir. Skyfall war superbrav gewesen. Er hatte sowohl die Piaffe als auch Seitengänge und Passage super gemacht. Ich hatte die Prüfung bestanden und musste mich danach noch durch zwei Stunden Deutsch quälen. Im Sprechen war ich ja ganz gut, aber im Schreiben eine echte Niete. Sarah hatte mir angeboten zu helfen und wir hatten ausgemacht nach den Ferien anzufangen. Jetzt wartete ich auf den Bus der mich zum Flughafen bringen würde. Natürlich freute ich mich auf zuhause, aber ich musste meine Pferde hier lassen. Es war ja nur für eine Woche, aber was, wenn sie etwas anstellten? Ich kannte meinen Dino. Nachtwind hatte immer viel Blödsinn im Kopf. Wird schon schief gehen, dachte ich. Damit stieg ich in den Bus und freute mich auf das Wiedersehen mit Zoe, Rafe und natürlich meinen Eltern und Großeltern.

Sorry das so lange kein Kapitel mehr kam, aber ich hatte viel zu tun. Die letzte Woche vor den Ferien danken alle Lehrer, sie müssen nochmal nen Test reinhauen...Wer kennt's auch? :/

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