Ich war schon früh wach und hoffte Cam oder Julian irgendwo anzutreffen. Ich lief auf Grund meines Beines auf Krücken und kam daher nicht besonders schnell voran. Aber nach einer guten Stunde, hatte ich immer noch keinen von beiden gefunden. Nicht mal einer ihrer Freunde waren irgendwo zu sehen. Ich seufzte innerlich und gab auf, stattdessen gesellte ich mich zu Lady in den Stall. Ihr Bauch war schon merklich dicker geworden und der Tierarzt sagte, dass es nicht mehr so lange dauern sollte. Vielleicht noch drei oder vier Wochen.
Die Schimmel Stute fraß friedlich ihr Heu, drehte hin und wieder den Kopf zu mir und wackelte zufrieden mit den Ohren. Ich genoss das Geräusch der kauenden Pferde, das leise Schnauben und Scharren der Hufe. Ich lehnte mich gegen die Boxen Tür und schloss die Augen.„Ach hier bist du! Ich hab dich schon überall gesucht." Cams Stimme.
Eigentlich hatte ich gerade keine Lust mit ihm zu reden. Ich weiß, eigentlich hatte ich vor mich mit ihm auszusprechen, aber jetzt fehlte mir doch die Kraft dafür. Oder vielleicht auch der Mut? Ich wusste es nicht.
„Hi Cam, ich hab dich auch gesucht. Also vorhin" antwortete ich leise, um die Pferde nicht zu stören „Ich wollte mit dir reden, wegen gestern."
„Ich auch" erwiderte er knapp.
„Es tut mir leid Cam. Ich war noch so aufgewühlt und stand unter Schock. Trotzdem hätte ich sowas nicht sagen dürfen, es war zu keiner Zeit deine Schuld, sondern meine. Ich..."
„Es war auch nicht deine Schuld, es war ein Unfall. Damit ist die Sache geklärt und jetzt brauchen wir dich da draußen. Eins der Pferde lässt sich nicht mehr einfangen." Cam zuckte einfach mit den Schultern. Er brachte das so schnell hinter sich, dass ich das Gefühl hatte, dass ihm meine Entschuldigung total egal war.
„Ich bin auf Krücken! Ich kann kein Pferd einfangen. Frag doch Julian, wenn du ihn findest."
„Denkst du wirklich ich würde diesen Arsch fragen? Es ist nicht mal mein Pferd, ich wollte nur nicht, dass es sich verletzt."
„Frag doch Mr. Lockheart. Er macht das bestimmt, ist ja schließlich sein Aufgabenbereich."
Jetzt wirkte Cam wieder wütend und ich wusste beim besten Willen nicht wieso.
Ich saß auf der Tribüne der Reithalle zusammen mit bestimmt hundert anderen Leuten.
Gerade war die Dressurprüfung in vollem Gange.
Angemeldet waren mehr als 20 Schüler und die Eltern sahen ihnen gespannt zu. Katy war auch angemeldet. Sie würde mit ihrer Reitbeteiligung Silverstar als nächstes kommen. Momentan war Kira dran. Diese Zicke konnte überhaupt nicht mit Pferden umgehen.
Sie ritt ihren Hengst Feuertanz mit einer erlaubten leichten Kandare und Sporen. Natürlich war das nicht selten im Reitsport, den Schülern war es erlaubt, jedoch nur in den höheren Klassen und viele taten es auch.
James Lockheart riet seiner Klasse immer davon ab, was die Pferdeflüsterer auch verstanden. Schließlich ist ein Pferd kein Sportgerät, sondern ein Partner. Leider sahen die meisten Reiter das nicht so. Jedoch merkt man, dass sich immer mehr Reiter um das Pferdewohl kümmern. Einige Methoden wurden sogar schon vom Reiterverband verboten.
Zum Beispiel ist es Illegal ein Pferd zu Blistern. Dabei wird eine chemische Substanz auf das Pferdebein geschmiert und wenn es dann gegen die Stange kommt, tut das weh. Deshalb wurde es als Tierquälerei eingestuft und somit verboten.Applaus erscholl, als Kira endlich fertig war. Sie war nicht schlecht, sogar eine der besten, aber für den ersten Platz reichte es nicht. Bis jetzt war sie auf dem zweiten Platz.
Katy ritt auf ihrem Friesen ein und grüßte die Richter, dann begann die Prüfung mit einemr fliegenden Galoppwechselserie auf der Diagonalen, um die Wendigkeit des Pferdes zu demonstrieren. Anschließend eine Passage und Piaffen Kombination, um die Kraft des Pferdes zu zeigen.
Um die Sammlungsfähigkeit zu präsentieren, kam als nächstes eine Pirouette in der Galoppade und zum Schluss eine fliegende Wechselserie im Galopp auf einer gebogenen Linie um die Präzision und Koordination zwischen Pferd und Reiter zu zeigen.Katy und ihr Pferd waren ein gutes Team und so schafften sie es auf Platz 4.
Selbst wenn ich mitgeritten wäre, dann hätte ich es selbst nicht halb so gut gemacht. Nachtwind konnte das einfach nicht, Camino war noch nicht so weit und Lady konnte wegen dem Fohlen sowieso nicht geritten werden.
In der Pause suchte ich wieder nach Julian, da ich ihn immer noch nirgends finden konnte, ging ich zu Katy und Sarah. Sie kümmerten sich um ihre Pferde. Katy sattelte gerade ab und Sarah trenste ihre Stute Windrose auf. Sie würden gleich die Springprüfung gehen und mussten sich noch aufwärmen.
Ich wäre auch gerne mitgeritten, aber wie gesagt, mit Krücken könnte das schwer werden.„Freut ihr euch schon auf die Ferien?" fragte Katy.
„Klar! Ich sehe endlich meine kleine Schwester wieder" lächelte Sarah „So cool es hier auch ist, meine Familie vermisse ich trotzdem immer."
„Ich auch. Mal sehen, welchen Teil dieser Familie ich diese Ferien sehen kann. Meinen Vater oder Mama und Opa" überlegte Katy laut.
„Ich fliege am Nachmittag nach zurück nach Spanien und dann werden wir mal sehen, ob ich ins Ferienhaus oder nach Hause gehe. Wegen den Pferden wahrscheinlich nach Hause" meinte ich nur achselzuckend. Mir war es ziemlich egal, aber nach Hause hieß Reporter und die hießen Stress.
„Freust du dich denn gar nicht auf deine Familie?" fragte Katy.
„Doch schon, aber das bedeutet Stress und auf den habe ich keine Lust" antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Wieso das denn Lou?" wollte Sarah wissen.
„Weißt du ich..." bin die Prinzessin von Spanien und heiße eigentlich Lupe, hätte ich gerne gesagt. „Ich hab da einfach viel zu tun, wegen den ganzen Verkaufspferden und sowas. Da ist immer so viel Stress und Druck" winkte ich ab.
„Achso, versteh ich. Ich muss dann jetzt los ich bin in 15 Minuten dran!" rief sie uns zu und ging.
Katy und ich redeten noch kurz, bis wir uns auf den Weg zur Halle machten, um Sarah zujubeln zu können.
Ihr ritt verlief nicht so reibungslos und so kam sie auf Platz sechs.
Nach ihr kamen jedoch noch ein paar bessere und sie wurde auf den neunten Platz verschoben. Da es jedoch über 25 Teilnehmer waren, ging das total ok.Am Nachmittag ging mein Flug zurück nach Hause und als ich an kam, wurde ich so gleich von einem Security Team zum Ausgang begleitet und mit einer Limousine zum Anwesen gefahren.
Da am Abend noch eine Gala stattfand musste ich mich umziehen. Ich wählte ein dunkelblaues trägerloses Kleid. Dazu einen Silbernen Glitzer Gürtel, Hohe Schuhe und passenden Schmuck. Nachdem ich fertig war, ging ich zum Empfangsbereich. Dort wartete meine Familie auf mich. Vor den Türen begrüßten wir uns und es wurde ein kurzes Gespräch geführt.
Persönliches würden wir morgen besprechen jetzt musste ich mich auf die Interviews vorbereiten.Rafe und ich wurden wie so oft zusammen interviewt, falls einer was Falsches sagt, konnte der andere intervenieren. Nachdem die Reporter sich an den Rand zurück gezogen hatten, wurde geredet, getanzt und auch gelacht. Ich traf einige bekannte Gesichter und konnte mich gut unterhalten.
Nach dem Event ging ich auf mein Zimmer und Rafe kam zu mir. Wir unterhielten uns über alles mögliche. Er erzählte mir von den neuen Pferden und seiner neuen Trakehner Stute Poetin. Ich im Gegenzug sagte erzählte ihm alles über Camino. Er kannte den Hengst zwar, aber noch nicht seiner vielen Launen.
Wir lachten und morgen würden wir gemeinsam in den Stall gehen. Dort würde ich auch Zoe endlich wieder sehen.
Ich freute mich schon sehr.Hier mal wieder ein kurzes Kapitel, ich hoffe es gefällt euch! :)
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Reitinternat - Schloss Snowhills
RomanceDie Spanische Prinzessin Lupe soll nach einem Unfall auf ein Reitinternat in Deutschland gehen. Unter falschem Namen versucht sie sich dort anzupassen, wobei es immer schwieriger wird ihr Geheimnis zu bewahren. Vor allem als sie sich dann noch Verli...