Interessante Nachhilfestunde

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Ich brach das Training mit Camino frustriert ab. Der Hengst war heute noch temperamentvoller als sonst. Ich hatte in den letzten Wochen schon bemerkt, dass mein neues Pferd anders war als meine bisherigen Pferde.
Er war weder so wild wie Nachtwind noch so gelassen wie White Lady. Er war etwas von beidem. An guten Tagen war er völlig entspannt, da konnte ich mit ihm alles Mögliche machen und dann wiederum ändert sich seine Stimmung wie das Wetter. Von einer Sekunde auf die andere.
Ich brachte den Hengst heute in den Stall, er hatte sich an das kühlere Klima Deutschlands noch nicht so sehr gewöhnt.

Ich rannte Richtung Haupthaus, es hatte merklich abgekühlt und ich fröstelte leicht.
Cam saß bereits ich Aufenthaltsraum, als ich hereinkam.
„Wo warst du denn so lange?" fragte er leise, um die anderen nicht zu stören.
„Sorry, ich hab mit Camino trainiert, hat sich als schwieriger heraus gestellt, als angenommen" antwortete ich eben so leise.
„Schon ok, ich musste ja nicht lange warten. Also wenn wir uns dann Physik zu wenden könnten" er deutete auf das Buch vor uns. Ich seufzte leise.

„Na schön, wenn's unbedingt sein m..."
„Stop Stop Stop! So..." er vollführte eine Geste mit der er meine Stimmung, meinen Gesichtsausdruck und meine Haltung bedachte „...fangen wir erst gar nicht an. Das muss Spaß machen, nur dann bleibt es in deinem Kopf."
„Das ist Physik, das kann gar keinen Spaß machen" murrte ich.
„Du wirst schon sehen" Damit begann er, mir zu erklären, wann man welche Formel benötigt und wie man erkennt was welcher Fachbegriff bedeutete.
Und ich konnte gar nicht glauben, dass es mir sogar spaß machte! Cam konnte wirklich gut erklären, er sagte es mit lustigen Worten und zeigte mir Bilder zum Merken.

Nachdem wir fast zwei Stunden gearbeitet hatten, beendete er seinen Unterricht und wir gingen gemeinsam zurück zu unseren Zimmern.
„Wenn du noch wo Hilfe brauchst, dann sag ruhig Bescheid." Cam lächelte mich an und ich erwischte mich dabei, wie ich zurück lächelte.

Cameron sah tatsächlich ziemlich gut aus mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen. Wenn er lächelt, bildeten sich süße Grübchen in seinen Mundwinkeln und seine Augen strahlten etwas aus das ich nicht beschreiben konnte.
Ich konnte gut verstehen, warum ein großer Teil der Mädchen in der Schule in ihn verschossen waren.
„Wenn du so fragst, ich könnte tatsächlich Hilfe brauchen. Ich bekomme die deutsche Geschichte einfach nicht in den Kopf."
„Dann treffen wir und übermorgen wieder, aber dieses Mal bei den Koppeln."
Damit drehte er sich um und ging. Ich konnte gar nicht glauben, wie nett Cam auf einmal geworden war und natürlich, dass er die ganzen zwei Stunden weder einen einzigen blöden Kommentar abgegeben noch mich ausgelacht hatte.

Es war erst später Nachmittag und so beschloss ich, noch einen kurzen Ausritt zu machen.
Nachtwind sah so aus, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich endlich kam, um ihn zu holen.
„Du entscheidest, See oder Wald" damit sprang ich vom Zaun aus, auf meinen ungesattelten Hengst.
Lady war schon seit zwei Wochen in den Stall gezogen, um sich auf die Fohlen Geburt vorzubereiten.

Mein Hengst hielt mit schnellen Schritten auf den Waldrand zu. Ich ließ ihn sein Tempo laufen und als er auf dem breiten Hauptweg zu Galoppieren begann legte ich mich flach auf den Pferdehals und vergrub mein Gesicht in der wehenden Mähne.

Ich spürte den Wind, der wie seidige Finger durch meine Haare und über mein Gesicht fuhr. Ich fühlte das Gefühl der Freiheit und der Unendlichkeit, dass ich nur bei meinen Pferden spürte. Die Pferdehufe donnerten über den Waldboden, der das Trommeln in ein dumpfes Geräusch umwandelte.
Mit unveränderter Geschwindigkeit schoss der Araber wieder aus dem Wald heraus auf eine weite Wiese und jetzt, wo der Weg frei war, wurde der Rappe mit jedem Galoppsprung noch schneller.
Wie ein Rennpferd wurde der Hengst ebenfalls immer flacher und legte sogar die Ohren zurück, als würden sie zu viel Schwung heraus nehmen.

Erst als Schaumflocken an seiner Brust klebten und mein Hengst nass geschwitzt war, wurde er langsamer und kam schließlich auf einem Hügel zum Stehen.
Von hier aus konnte man über den See schauen, der an die Schule angrenzte.
Wir mussten wohl einen Bogen geritten sein, sonst wären wir jetzt noch längst nicht wieder zurück bei der Schule.

Es dämmerte bereits, als ich zurück in den Hof ritt. Miss Moreau schien mich bereits zu erwarten, ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammen gepresst.

„Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Reitausflüge nur in Begleitung und mit Reitausrüstung erlaubt sind? Das was sie da machen verstößt in mehreren Punkten gegen die Schulordnung! Aber, das ist jetzt nebensächlich. Reiben sie ihr Pferd trocken Lou. Miss Lopez erwartet sie bereits in ihrem Büro. Sie will mit ihnen über etwas...privates sprechen." Damit machte die verhasste Dressur Lehrerin auf dem Absatz kehrt und verschwand im Stall.
Ich kaute unbehaglich auf meiner Unterlippe herum, was hatte ich den jetzt falsch gemacht?
Ich brachte meinen Rapp Hengst wieder auf die Koppel, nach dem ich ihn trocken gerieben hatte. Er schnaubte leise und dann verschmolz sein Körper mit der Dunkelheit. 

Endlich wieder ein neues Kapitel! 
Sorry, das es so lange gedauert hat, aber ich hatte jetzt viele Schulaufgaben und einfach keine Lust zu schreiben.

LG eure Sierra_Blackheart

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