„Julian! Was machst du denn hier?" fragte ich erschrocken. Ich hatte ihn in der Dunkelheit kaum bemerkt.
„Ich wollte nochmal nach Holly schauen, da habe ich dich reden hören."
Er klang gereizt.„Du hast also Cameron geküsst. Cameron Black. Den Typen, den du schon von Anfang an nicht leiden konntest!" fragte er nun ernsthaft wütend.
„Nein, also ja. Ich meine..."
„Hast du ihn geküsst, oder nicht?"
„Ja, schon. Aber es ist nicht..." versuchte ich zu erklären.
„Schon klar, es ist nicht so wie ich denke. Spar dir deine Erklärungen und vor allem deine Lügen. Du bist in Cameron Black verliebt. Den größten Idioten den Gott je erschaffen hat."
Julian drehte sich um und ging, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.„Was?! Ich bin nicht in ihn...Julian warte!" rief ich, aber er hörte mir nicht zu und als ich ihm nach laufen wollte, zuckte ein glühender Schmerz durch mein Bein.
Ich sank gegen den Zaun und schluchzte leise. Heute hatten sie sich alle gegen mich verschworen.
Weinend und humpelnd machte ich mich auf den Weg in die Krankenstation.Dort angekommen seufzte die Krankenschwester und untersuchte mein Bein. Fragen stellte sie zum Glück keine. Miss Lopez würde das später bestimmt übernehmen.
Es war nur verstaucht, das würde aber zwei Wochen mindestens brauchen. Ich konnte am Turnier also nicht teilnehmen. Traurig ging ich hoch in mein Zimmer, wo ich von meinen Freundinnen schon erwartet wurde.
Ich überlegte mir irgendeine Lüge, aber keine von beiden Glaubten mir.„Sag schon, was ist wirklich passiert? Wir sind deine Freundinnen, du kannst uns vertrauen" versuchte Sarah mich zu überreden.
„So schlimm kann es ja nicht sein" versuchte es auch Katy.
„Na schön..." begann ich ihnen alles zu erzählen.
Als ich geendet hatte, starrten mich beide für ein paar Atemzüge einfach nur fassungslos an.
„Du und Cam habt euch geküsst?" Ich nickte nur.
„War es draußen nicht etwas kalt?" fragte Sarah.
„Wie sagen die Deutschen so gerne, es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung" grinste ich.
„es heißt schlechtes Wetter und schlechte Kleidung. Wenn du schon klugscheißern willst, dann mach's wenigstens richtig" meine Katy trocken. Sie musste das noch etwas länger verdauen als Sarah.
„Geht es Camino gut? Ist er verletzt?" fragte diese auch schon.
„Keine Schramme. Zum Glück, wenn im etwas passiert wäre, daran will ich gar nicht denken."
„Autos, er hat Angst vor Autos" Katys Kommentar kam so plötzlich, dass ich erst nicht verstand.
„Cam? Ich denke nicht, dass er..." fing ich an.
„Nicht dein Lover! Ich meine dein Pferd" antwortete Katy lachend.
„Erstens er ist nicht mein Lover und zweitens ergibt das durch aus Sinn" stimmte ich ihr zu.
„Wie wäre es, wenn wir das morgen mal mit Mr Lockheart besprechen?" schlug Sarah vor.
„James, wir sollen ihn James nennen. Aber ja, gute Idee." Ich legte mich auf mein Bett und gähnte.
Über Morgen war schon das Turnier. Und es würde ohne mich stattfinden. Danach waren erst mal wieder Herbstferien. Ich freute mich darauf meine Familie wieder zu sehen.
Besonders meinen Bruder und meinen Opa. Ich hatte zwar mit ihnen telefoniert, aber ich musste mich persönlich davon überzeugen, dass es meinem Opa gut ging und Julian nix dummes tun würde.Am nächste morgen war keine Schule, weshalb wir länger Schlafen konnten. Die Turnier Vorbereitungen würden den ganzen Tag dauern. Ich durfte mit meinem Bein sowieso nichts machen, weshalb ich viel Zeit bei Camino verbrachte.
„Du meinst also er könnte Angst vor Autos haben? Hat er den in der Vergangenheit schon mal was Schlechtes mit Autos erlebt?" fragte James.
„Weiß ich nicht, ich habe ihn doch noch nicht so lange. Aber wenn ich in zwei Tagen zuhause bin, kann ich mich mal umhören. Vielleicht weiß der Pferdehändler etwas."
„Gut, ist es ok für dich, wenn ich in den Ferien mit ihm arbeite? Vielleicht erreiche ich schon was, oder wir finden wenigstens heraus, was genau das Problem bei Autos ist. Ob es nur das Geräusch ist, dass Fahrzeug an sich oder beides zusammen" fragte der Lehrer.
„Ist ok. Aber machen sie noch nicht zu viel mit ihm, er soll sich von dem Schock erst nochmal erholen." Ich sah mein Pferd an, was könnte ihm wohl passiert sein?
Erst nach ein paar Minuten bemerkte ich, dass der Lehrer weg war. Stattdessen hatte jemand anderes den Stall betreten. Es war Chris, einer von Julians Freunden.„Hey Chris" murmelte ich plötzlich wieder so niedergeschlagen.
„Hallo Lou." Hallo? Seit wann so förmlich?
„Sag nicht, dass du jetzt auch sauer auf mich bist! Reicht es denn nicht, dass Julian es ist?"
„Weiß nicht, sag du es mir. Wärst du sauer, wenn du dich offensichtlich für jemanden interessierst und dann erfährst, dass dieser jemand deinen größten Feind dir vorzieht?" fragte er kalt.
„Julian ist in mich verliebt?" fragte ich fassungslos. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Bevor ich weiter fragen konnte, ging Chris mit seinem Pflegepferd an mir vorbei aus dem Stall. Ich seufzte leise.
Irgendwie hatte ich es mir von heute auf morgen mit allen verscherzt.„Ach Camino, warum muss die Welt nur so kompliziert sein? Ein kleiner Fehler und sie wendet sich gegen dich."
Ein Lachen unterbrach meine Gedanken.
„Du sprichst jetzt nicht ernsthaft mit deinem Pferd, oder?" Es war niemand anderes, als Kira die mit Feuertanz gerade den Stall betrat.
Ich stöhnte nicht die auch noch.
„Kümmere dich um deinen eigenen Dreck. Ich hab grad nicht die Nerven für eine länger Unterhaltung mit dir" zischte ich gereizt.
„Ach, wenigstens antworte ich dir, kann dein Pferd das etwa auch?" fragte sie spöttisch.
Ich verdrehte die Augen und wollte sie Ignorieren, aber das funktionierte nicht so gut.
Also stand ich auf und verließ den Stall.
Ich ging auf mein Zimmer, um endlich alleine zu sein.
Irgendwie musste ich mit Julian reden und mich bei Cameron entschuldigen.
Am besten noch morgen vor dem Turnier.
Genau das nahm ich mir vor.
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Reitinternat - Schloss Snowhills
RomanceDie Spanische Prinzessin Lupe soll nach einem Unfall auf ein Reitinternat in Deutschland gehen. Unter falschem Namen versucht sie sich dort anzupassen, wobei es immer schwieriger wird ihr Geheimnis zu bewahren. Vor allem als sie sich dann noch Verli...