Kuss

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„Herein!" erklang es von drinnen. Miss Lopez Stimme klang freundlich, als sie mich in ihr Büro bat. „Guten Abend Lupe! Warst du noch ausreiten?" fragte sie mit blick auch meine Schmutzige Hose, aber ich reagierte nicht darauf, meinen Namen aus dem Mund der Direktorin zu hören schockierte mich. Im ersten Moment konnte ich mich gar nicht bewegen, ich fragte mich sofort, woher sie das wusste. Ich hatte mich bei meinen Eltern dagegen gewehrt es ihr zu erzählen, schließlich war es eine sehr gute und effektive Werbung für das Internat, wenn es sich herum sprach, dass sie eine Prinzessin, auf das Internat ging.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, deutete Miss Lopez auf einen Stuhl und sobald ich mich gesetzt hatte, begann sie zu sprechen.

„Du fragst dich bestimmt grad wieso ich weiß wer du wirklich bist."
Ich nickte nur knapp.
„Deine Eltern haben angerufen. Zuhause gab es wohl mehrere Probleme, die Presse fragt vermehrt intensiver nach dir, als es jemand von den Paparazzi bei einer Fernsehbesprechung ins Haus geschafft hat, ist dein Großvater ausgerastet und hatte einen Herzinfarkt. Dein Bruder ist dabei in eine Schlägerei verwickelt worden, als er auf den Reporter los ging, der wohl nur Fotos gemacht hat."

Mein Mund klappte auf und wieder zu, ich wollte etwas sagen, aber wusste nicht was. Die Dreistigkeit des Reporters war da noch das kleinste Übel.

„Aber es geht ihnen doch gut, oder? Meinem Opa und meinem Bruder?" fragte ich leise.

„Keine Sorge, deinem Bruder ist nichts passiert, er ist schon nach wenigen Stunden aus dem Krankenhaus gekommen. Für deinen Opa sah es die ersten 24 Stunden kritisch aus, aber er ist jetzt stabil."

„Das ist doch gut, oder? Warum sehen sie trotzdem so besorgt aus?" fragte ich fast schon hysterisch klingend.

„Dein Bruder hat in seiner Wut verraten, dass du in Deutschland auf einem Internat bist. Aber zum Glück nicht auf welchem, aber du solltest dich in den nächsten paar Wochen erst mal nicht so weit vom Schulgelände entfernen. Diese Reporter tun alles, um auf der Titelseite zu stehen. Wir gehen davon aus, dass sie trotzdem versuchen dich zu finden. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass sie dich finden. Und noch etwas, wir haben auch einige spanische Schüler und Schülerinnen auf der Schule. Wenn du jemanden darüber sprechen hörst, reagier einfach nicht darauf."

Miss Lopez sah sie mit wichtiger Miene an, der Ruf ihres Internats schien sie nicht zu interessieren, sonst hätte sie mich nicht gewarnt. Ich nickte nochmal, ich wollte jetzt ganz schnell zuhause anrufen und mit meinem Bruder darüber sprechen außerdem wollte ich wissen, ob er denn zu dem Turnier kommen würde.
Ich verabschiedete mich von der Direktorin und wünschte ihr einen schönen Abend.

Zwei Tage später wartete Cam bereits an der Koppel, als ich herunter kam. Er hatte seine Stute bereits gesattelt und streichelte sie.

„Guten Morgen Lou!" rief er und ich verdrehte die Augen

„Ich bin ja bin ja echt für Sarkasmus, aber dieses Guten Morgen ist schon etwas übertrieben, oder? Ich meine, wer steht denn freiwillig so früh auf?!"

„Der frühe Vogel fängt den Wurm" Cam grinste kurz und runzelte dann die Stirn

„Willst du ernsthaft Camino reiten?"

„Nein, ich nehme meinen anderen Hengst, aber ich reite Nachtwind grundsätzlich im Gelände ohne Sattel. Camino kommt nur als Handpferd mit um sich etwas daran zu gewöhnen. Ich hab mein Geschichtsbuch in der Satteltasche."

Ich zäumte den Araberhengst nur mit einem Knotenhalfter und schwang mich dann auf seinen Rücken. Cam tat es mir nach. Ich musterte ihn kurz. Seine blonden Haare waren unordentlich, ein wenig zu unordentlich um ungewollt zu sein, aber es stand ihm sehr gut. Er trug eine beigefarbene Reithose, dazu schwarze Stiefel und einen lockeren braunen Pulli, der perfekt mit seinen Augen harmonierten.
Erst als ich mit meiner Musterung fertig war, bemerkte ich, dass er mich ebenfalls ausgiebig musterte. Prompt errötete ich und sah schnell weg, aber ich bemerkte noch das selbstgefällige Grinsen in seinem Gesicht. Es war mir peinlich, dass ich ihn so offen angestarrt hatte und sein Ego damit nur noch vergrößert. Wenn das überhaupt möglich war. Ich seufzte leise, an seinem Blick konnte ich sehen, dass er das Thema später bestimmt nochmal ansprechen würde, da musst ich wohl durch.
Ich streichelte erst meinen Rappen und dann Camino, die beiden Pferde waren ganz gechillt und gingen im Gleichschritt auf den Wald zu.

Reitinternat - Schloss SnowhillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt