Jetzt in Asgard

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„Was würden wir jetzt in Asgard machen?" Ich lege den Kopf in den Nacken und mustere die Decke über uns.
„Du wärest in deinen Räumen und ich bei mir zu Hause.
Ich könnte nicht einschlafen, weil meine Schwester auf einer Mission wäre und ich keinen Kontakt mit ihr hätte, und du würdest dich wahrscheinlich wach halten und deine Illusionen oder Zauber perfektionieren.
Ich würde vielleicht eine viertel Stunde an die Decke starren, bevor ich aufstehen und mir einen Umhang überziehen würde.

Die Nächte in Asgard sind klar und kalt, und die Luft riecht nach Honig und feuchtem Gras. Ich würde meinen eigenen Fußtritten lauschen, während ich zum Palast laufe und den Grillen.

Im Palast würde ich versuchen, leise zu sein, die Gänge hallen unglaublich laut.
Bis zu deinen Räumen ist es nicht sehr weit.
Durch den Haupteingang in die Eingangshalle, dann geradeaus durch den Flur, dritte Tür rechts, die Treppen hoch, bis man zu der Tür kommt, die nicht richtig schließt. Hinter der Tür geradeaus, die erste und zweite Tür links.

Erinnerst du dich an deine Räume?"

„Nein, nur, dass sie kalt und groß waren."
„Das stimmt. Deine Decken waren so hoch, dass selbst dein Kamin den Raum nicht aufwärmen konnte. Irgendwann hattest du deine Zimmerdecke verzaubert, sodass sie aussah, wie ein Sternenhimmel.

In deinem Zimmer stand immer schon ein massiver Schreibtisch, der fast immer unter Büchern verschwunden ist. Die Wände waren mit Bücherregalen verstellt, und du hattest fast immer die Vorhänge zugezogen. Die waren dunkelgrün.
Ich hätte geklopft, und du hättest nicht geantwortet, das hast du nie, also wäre ich durch die Tür geschlüpft.
Du hättest auch darauf nicht reagiert.
Ich hätte dich ein bisschen beobachtet, wie du an deinen Zaubern arbeitest.
Ich kann dich fast sehen, an deinem Schreibtisch, den Kopf in die eine Hand gestützt und die andere vor dir ausgestreckt. Deine Augen fast geschlossen.
Du würdest erst sprechen, wenn ich etwas sagen wollen würde, das hast du immer gern getan.
Ich würde dich bitten, mit mir zu kommen, und meistens...

„Wohin willst du überhaupt, Mäuschen?" „Ich weiß nicht, raus, die Nacht ist schön, und ich kann eh nicht schlafen!" „Raus also?" Loki lächelt und schnappt sich einen langen, dicken Umhang. Er nimmt mich bei der Hand und geht zur Tür. Der Umhang ist viel zu warm für die Jahreszeit, aber er zieht ihn nicht an.
Loki führt mich wieder aus dem Palast und durch die verlassenen Straßen Asgards. Wir kommen an den Klippen an, und Loki breitet seinen Mantel auf dem Boden aus, und wir setzen uns darauf. Eine Weile lang starren wir das wilde Wasser an und lauschen dem ohrenbetäubenden Brausen des Wasserfalls. „Schau dir die Sterne an, Mäuschen, sind sie nicht schön?" Ich nicke und lege mich auf den Rücken. „Das ist der schönste Himmel aller Zeiten." Loki lächelt.

„So ungefähr?" Loki hebt den Arm, und wir sitzen auf einem grünen Mantel an den Klippen Asgards, zumindest sieht es aus, als könnte es Teil von Asgard sein. Ich trage ein langes, weißes Kleid und einen blassgrünen Mantel. Um uns herum höre ich das Tosen des Wasserfalls, und der Duft nach Honig, Salz und nassem Gras zieht in meine Nase. „Der Wind ist kälter..." und schon werden wir von einem kalten Wind umweht.

„Leg dich zu mir." Ich lege mich auf den Rücken, und Loki tut es mir gleich. „Ist der Himmel nicht wunderschön?" „Was würden wir in Asgard tun?" Ich überlege einige Sekunden, und dann zögere ich noch etwas länger.
„Du würdest ein mitspielen, für eine Weile, und dann würdest du dich wieder aufsetzen und meine Hand nehmen. Du würdest mit Zeit lassen, bis ich mich auch aufgesetzt hätte, und dann würdest du mir in die Augen blicken und mich fragen, was mich wachhält.

Ich würde dir mein Herz ausschütten, und du würdest mich an dich ziehen und mir durch die Haare streichen, mir versichern, dass es Larina gut geht und dass ich mir keine Sorgen machen soll.

Irgendwann würde ich doch einschlafen.

Wenn ich am Morgen aufwache, bist du weg. Ich liege auf deinem Mantel, und neben mir liegt eine Rose, die verschwindet, wenn ich versuche, sie aufzuheben."

„Wie oft haben wir unsere Nächte so verbracht?" „Öfter, als ich zugeben mag. Kannst du dich wirklich nicht erinnern?"

Loki nimmt sich mit der Antwort Zeit, und ich lasse ihn. „Ich kann es fast nicht in Worte fassen, aber ich kann es versuchen. Versprich mir, dass du versuchst zu verstehen, Kalira, bitte." „Ich tu mein Bestes." Ich drücke seine Hand, und er erwidert die stumme Geste.
„Wenn ich versuche, mich an Asgard zu erinnern, fühle ich mich allein. Es ist leer und kalt. Ich fühle mich fehl am Platz und unerwünscht. Ich will nur weg."
Ich merke, wie sich Enttäuschung in meinem Bauch einnistet.
„Aber wenn ich versuche, mich an dich zu erinnern, ist da Wärme und Nähe, und ich weiß, dass ich nicht störe.
Wenn ich mich an dich erinnere, stimmt alles.
Und dann ist alles plötzlich weg. Ich versuche, mich zu erinnern, tiefer zu greifen, aber da ist nur kaltes, schwarzes Nichts. Ich suche nach klaren Bildern, und manchmal sehe ich sie, aber ich kann mich fallen fühlen, und die Gefühle werden wie zu Asche, trocken und ungreifbar.
Und ich greife nach ihnen, ich versuche es trotzdem, und jedes Mal entziehen sie sich mir, wenn ich sie berühre.
Wenn ich weiter greife, treiben klarere Erinnerungen zu mir, aber das sind Erinnerungen an Thanos, und die Tage bei ihm.
An die Schmerzen, das Feuer. Ich kann es nicht ertragen, an sie zu denken.
Ich weiß, dass sie nicht zu Asche werden würden, die hat Thanos mir gelassen."
Ich kann den Hass in seiner Stimme hören, kalt und schneidend.
„Glaubst du, wir werden das hier je wiedersehen?" Ich wedele meine Hand durch die Luft, um auf Lokis Illusion von Asgard zu deuten. Er dreht den Kopf zu mir und blickt mir in die Augen. „Ich wünsche es mir, für dich und für mich."
Ich starre wieder an die Decke, ein wenig ahnungslos, was jetzt zwischen uns geschehen soll.

„Kalira?" Loki dreht seinen Kopf in meine Richtung, und unsere Augen treffen sich. Sie sind dunkelgrün, wie das Blätterdach eines alten Baumes. „Ja?" „Ich schwöre auf das Lächeln, dass du auf meine Lippen zwingst, und auf die Sicherheit, die ich bei dir fühle. Ich schwöre auf heute Nacht und alles, was wir geteilt haben, dass ich dich nie wieder so verletzen werde, wie als ich mich tot glauben ließ."

„Was meinst du?"
„Mein Schwur... Ich habe auf die Zeit geschworen, die wir zusammen verbracht haben, aber ich erinnere mich kaum. Ich will auf etwas schwören, an das ich mich erinnern kann."
Ich lächle Loki durch Tränen an. Ich kann nicht glauben, wie offen er ist.

Hi!
Und noch ein fertiges Kapitel!
Ich hoffe es gefällt euch!
Wie gesagt, kommentiert doch bitte etwas nettes.
Bis nächste Woche <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 26, 2023 ⏰

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