Gedankengänge

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Seine Faust schließt sich fester um das Zepter, es muss einfach schnell gehen.

„Du zögerst Ase, deine Entschlossenheit bröckelt." Loki beißt sich auf die Zunge, nicht zurückschrecken, nicht aufbrausen. „Mein Plan musste sich neuen Umständen anpassen, ich werde in wenigen Tagen bereit sein." „Und dein Plan wird funktionieren, Ase?" Loki hebt das Kinn, bevor er antwortet, der Andere darf den Zweifel in seinen Augen nicht sehen. „Ja, mein Plan wird funktionieren. Alles geschieht, wie ich es will." „Die Chitauri erwarten den Kampf ungeduldig, lange werden sie nicht mehr warten, Ase." „Das werden sie nicht müssen, die Erde ist so gut wie mein." „Vergiss deinen Platz nicht, Ase", der Andere steht hinter ihm, „und vergiss nicht, wer dir den Platz gegeben hat. D bist nichts ohne ihn. War er es nicht, der dir Macht gegeben hat, nachdem du verbannt wars, verloren hattest?"
„Ich war König, Herrscher, so wie es mir zustand!" Zorn kocht langsam in ihm hoch, der Andere spottet ihm, seinem Recht. „Du bist nicht mehr als ein Kind! Dein Neid leitet dich. Tu, was du sollst und die Erde ist dein, aber wenn du versagst,"
der Andere steht wieder vor ihm, sein Mund zu einem Grinsen verzerrt, „wenn der Tesseract nicht unser ist, dann wirst du die Leichen beneiden, die in deinem Pfad zurückbleiben, denn es gibt keinen Ort, keinen Schatten, der dich vor ihm zu schützen vermag und wenn du besiegt vor ihm stehst, wirst du betteln, betteln, nach Schmerzen.
Du weißt nicht, was in seiner Macht liegt, Ase, fordere nicht seinen Zorn."
Die Hand des Anderen schnellt vorwärts und Loki stolpert gegen die Steinwand.

Er ist zurück.
Für einen Augenblick, eine Sekunde nur, will es das Zepter von sich schleudern, den Stein zerschlagen und einfach fliehen. Kalira in die Arme nehmen und mit ihr davonlaufen, schneller als der Wind, bis niemand sie finden kann.
Aber die Krone steht ihm zu.
Als König geboren, verraten durch seine engsten Vertrauten.
Die Krone steht ihm zu, sollte ihm zustehen.

Ist ihm die Krone wichtiger als Kalira?
Ein Schritt und er kann sie sehen, die sanften Atemzuge, ihr weicher Körper, er kann zu ihr gehen, ihr friedliches Gesicht betrachten und mit den Fingern durch ihre roten Haare fahren, er kann ihren auf ihren Herzschlag lauschen, er kann bei ihr sein.

Aber er darf nicht mit ihr fliehen.
Er kann das Zepter nicht von sich werfen.

Der Andere hatte ihm deutlich gedroht und Loki war sich sicher, tief in sich, dass Thanos Kalira nicht verschonen würde, ganz im Gegenteil.
Schon bei den Gedanken dreht sich ihm der Magen um, er kann fast ihre Schreie hören, wenn Thanos sie an seiner statt foltert und für einen Augenblick bedeckt nicht ihr Haar das Kissen, sondern warmes, unschuldiges Blut.
Er muss den Blick abwenden, Panik schnürt ihm die Kehle zu.
Nein, er kann Thanos nicht trotzen, er kann Kalira nicht so gefährden.

Und so behält er das Zepter an seiner Seite, fest in seiner Hand.
Für Kaliras Sicherheit.
Sie zu beschützen.
Er muss Thanos' Befehlen gehorchen,
Für sie.

Das sagt er sich, wieder und wieder, bis er selbst daran glaubt, doch er bringt es nicht übers Herz, zu ihr zu gehen.
Er will sie fern von dem Zepter wissen.
Sie ist in seiner Nähe nicht sicher.
Wenn sie bei ihm bleibt, ist sie in Gefahr.
Thanos wird kommen uns sie holen,
Sie vor seinen Augen foltern,
Ihren Körper zerlegen, wie den seiner Tochter
Und Loki ist sich sicher, dass Thanos Kaliras Körper nicht wieder zusammenbauen wird.
So furchtbar sicher.

Er muss sie beschützen, sie in Sicherheit wissen.
Aber ist es nicht er, der sie in Gefahr bringt?
Er kann sie doch nicht vor sich beschützen.
Oder?

Lokis Gedanken rasen in seinem Kopf durcheinander, laut und rücksichtslos, sie bringen alles in ihm aus der balance, seine Pläne, seine Tricks, seine Konzentration.
Die Wände seiner Gedanken wackeln und schwanken und ihm wird fast schwindelig. Sorgen türmen sich in ihm auf, liegen schwer in seinem Magen und umklammern sein Herz, seine Kehle mit kalten Fingern.
Die Welt macht keinen Sinn mehr, Fragen, die nur mit Fragen beantwortet werden können, Sicherheiten, die von Zweifeln verschlungen werden, Ängste, die ihn ersticken würden, ihn ersticken werden.

Alles was er tut, bringt sie in Gefahr.

Solange sie bei ihm ist, ist sie in Gefahr.

Bis sie weit weg ist, ist sie in Gefahr.

***

Das erste, was mir auffällt, ist die Leere.
Loki ist nicht bei mir.
Für einen Moment will ich mich selbst zurechtweisen, mir erneut erklären, dass er nie da sein wird, dass ich ihn habe sterben sehen, aber nein.
Loki ist nicht tot, er war gestern bei mir, er hat mich gehalten, bis der Schlaf mir in die Arme genommen hat, wir haben gesprochen, die ganze Nacht.
Er war da.

Verschlafen setzte ich mich auf und schaue mich um, er wird mich doch nicht verlassen haben?
Ein Nächtlicher Geist, der morgens nichts als einen Geruch und ein Gefühl der Leere?
Aber dann sehe ich ihn und der erste glimmer von Erleichterung ist schnell von Sorge erstickt.
Loki steht im Durchgang, sein Blick abwesend.
Er hält das Zepter in der Hand, seine Fingerknöchel sind weiß, aber das Zepter glüht nur stumpf, er ist nicht beim Anderen, er ist nur... in Gedanken.

Ich schlüpfe schnell in meine Schuhe und gehe zu ihm, er bemerkt mich nicht einmal.

Ich kann nicht beschreiben, wie sehr mich das beunruhigt, Loki konnte mich immer kommen hören, er wusste immer genau, wenn jemand kam, er wusste sogar immer, wer kam.
Nich jetzt. Er reagiert nicht auf meine Schritte, obwohl ich sie nicht einmal zu verbergen versuche. Er muss mich kommen hören.
Oder sehen, ich verschwinde nicht gerade vor der grauen Steinwand und gebe auch keine Acht darauf, mich ihm von hinten zu nähern.

Aber Loki reagiert nicht.
Sein Blick geht gerade durch mich hindurch, sogar als ich direkt vor ihm stehe.

„Loki?" meine Stimme ist noch nicht ganz so wach wie ich, sie klingt etwas kratzig, immerhin hat die Welt aufgehört, sich zu drehen und mein Kopf tut nicht mehr weh.

Keine Reaktion.

„Loki?" diesmal klingt meine Stimme energischer, ich bin energischer.

Loki reagiert trotzdem nicht.

„Loki!" Ich packe ihn bei den Schultern und schüttele ihn, dann trifft mich die flache Seite des Zepters.






Sooo, neues Kapitel ist da,
Ich hoffe es gefällt euch!
Ich wäre dankbar für jeden Kommentar und ich freue mich

I hate the way you kill meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt