Tot, auf ewig

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Ich konnte mich nicht bewegen, nur zusehen.

Ich könnte sowieso nichts tun.
Ich steh zu weit weg.
Ich kann nur zusehen, wie Loki loslässt.
Wie er fällt.
Wie er stirbt.
Und das ist, als würde auch ich sterben.
Ein Teil von mir ist Tod.

Thor brüllt, Odin glotzt, aber ich, ich stehe nur regungslos da. Ich bin zu traurig zum Weinen, zu traurig zum schreien, zu traurig mich zu bewegen. Ich bin Tod.

Ein Teil von mir ist gestorben und das erst vor einigen Augenblicken.
Ich sehe alles vor mir, wie ich als junges Mädchen auf Sif getroffen bin, wie sie mich mit zu Thor und den anderen genommen hat, wie ich immer lachen konnte.
Wie ich Loki das erste mal sah und wie ich seine langweilige Art verachtete, wie ich mich verliebte und enttäuscht wurde und wie Loki mich tröstete. Wie ich anfing ihn zu bewundern und irgendwann meine Liebe zu ihm erkannte, wie ich sie für mich behielt und auf Distanz blieb.
Wie Thor verbannt und Loki König wurde. Und jetzt das.
Es ist einfach Leer.
Viel zu leer.

Meine Knie knicken ein und ich falle zu Boden.
So bleibe ich. Mit dem großen Loch in der Brust, genau da, wo mein Herz hätte sein müssen, da wo es war, bis Loki es mir gestohlen hat.
Dort, wo ich es fühlen konnte, bis Loki es mit sich ins Universum nahm.
„Kalira?" ich blicke nicht zu Thor auf. „Kalira?! Was ist mit dir?" jetzt wende ich ihm doch mein Gesicht zu.
Thor hat die Liebe kennengelernt, aber noch nie ihren Schmerz. „Ist alles in Ordnung?" ich lache hysterisch auf. Alles in Ordnung? In Ordnung? Die Liebe meines Lebens ist gerade gestorben!
Ich bin gerade gestorben.
In Thors Augen lese ich Verwirrung und Sorge, aber mir ist das Egal, alles ist Egal.

Mein Leben ist sinnlos geworden.

Thor wird es wohl zu blöd, denn er geht.
Ich bleibe, starre auf die Stelle, an der Loki gerade noch zu sehen war.

Irgendwann geht die Sonne auf und ich erhebe mich, desinteressiert laufe ich durch die Straßen Asgards, nach Hause.

Als ich die Tür öffne, stürzt meine Schwester auf mich zu.
Normalerweise wäre ich zur Seite getreten und sie wäre gestolpert, aber heute bewege ich mich keinen Zentimeter. Larina prallt mit voller Wucht gegen mich und wir stürzen beide. Früher hätte ich darüber gelacht.
Jetzt nicht.
Stumm stehe ich auf und trete ein. Larina hopst um mich herum und überschüttet mich mit Fragen: „Wo warst du? Was ist passiert? Warum bist du so Blass? Geht es dir gut? Ist etwas mit Sif oder Thor? Kalira, bist du anwesend?"
ich gehe in mein Zimmer und lege mich aufs Bett. Nach einiger Zeit kann ich sogar einschlafen, aber ich schlafe unruhig, wache immer wieder auf und sehe Loki wieder und wieder sterben.
Irgendwann wache ich auf, kurz muss ich überlegen, was gestern passiert ist, aber dann kommt alles mit voller Wucht zurück. Ich schließe die Augen und hoffe aus einem Albtraum aufzuwachen. Gestern war alles leer, heute kommt der Schmerz.
In meinem Herz stecken Messer.
Nicht irgendwelche, es sind Dolche.
Lokis Dolche.
Eine einzelne Träne löst sich aus meinem Auge.
Loki war kein schlechter König, besser als der alte Thor und jetzt?
Loki ist Tod und Thor ein anderer.
Langsam stehe ich auf und öffne meine Balkontür die Sonne geht gerade auf.
Ich sehe ihr zu, wie sie den Himmel von einem dunklen Blau, über ein tiefen Violett in ein kräftiges Rot verwandelt, das über ein viel zarteres Violett in ein strahlendes Hellblau wechselt.
Es ist kalt, aber mich interessiert das nicht. Ich stehe im Wind, meine roten Locken fliegen mir ins Gesicht und mein feines, weißes Nachthemd flattert um meine Beine. Barfuß stehe ich auf dem kalten Stein, aber es macht mir nichts aus.
Loki hat mein Leben zerstört, indem er sich hat fallen lassen.
In seinen Tod.
Larina tritt in mein Zimmer und bleibt sofort wie angewurzelt stehen.
Ich weiß es, ich höre sie.
Ich weiß, dass ich mich noch nicht umdrehen darf.
Gleich.
Wenn sie den Mund aufmacht.
Irgendwie ist das etwas, was mir ein klein wenig Freude bereitet.
Loki hat das immer gemacht.
Ich hab mich immer gefragt, wie er das macht, aber ich hätte nie gedacht, dass es so einfach ist. Ich weiß es einfach, ich spüre, nein, ich höre es.
Larina atmet tief ein und ich drehe mich um. Ich weiß nicht warum, aber ich grinse sie dabei an, was wohl ziemlich verstörend wirken muss, sie stolpert nämlich erstmal einige Schritte zurück und in ihren Augen steht Fassungslosigkeit.
Einen Moment lang ist es Still, dann hat sie sich wieder gefangen: „Kalira? Warum stehst du draußen, bei der Kälte, du wirst dir noch den Tod holen!" auf diese Metapher kann ich nur mit einem beinahe hysterischen Lachen antworten.
Tod.
Tod, auf ewig.

Hi, schön, dass du dich für diese Story entschieden hast. Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Schreibstil verwirre. Ich wiederhole viel, aber das ist Absicht.

I hate the way you kill meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt