Mäuschen

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Ich wache auf, als das Flugschiff landet, gebe aber kein Geräusch von mir.
Ich liege.
Ich öffne meine Augen ein wenig und verkrampfe mich. Loki steht über mir.
Er kniet, korrigiere ich mich selbst.
Er blickt auf mich hinab. Sein Blick brennt auf meiner Haut, ich will ihn anschreien, ich will ihn schlagen, ihm dieses unmöglich perfekte Gesicht zerkratzen, gleichzeitig wage ich es kaum zu atmen. Leise zu bleiben ist die richtige Entscheidung. Ich kann Thor hören, er poltert etwas abseits herum. Loki sieht mich an. „Geht es ihr gut?" ich muss mich anstrengen, nicht loszulachen. Mir gut gehen... Nein, wohl eher das Gegenteil. Und das alles wegen ihm. „Wir wissen es nicht." Natascha. Sie klingt genervt, fast schroff.
Als Loki seine Hand hebt, um mir über die Haare zu streichen, verkrampfe ich mich.
Kaum, dass er mich berührt, fängt alles in mir an zu glühen, ich habe Schmetterlinge im Bauch und ich kann kaum stillhalten, gleichzeitig fühlt es dich an, als würde eine eisige Hand mein Herz zerquetschen und mir die Luft abdrücken und ich möchte schreien oder nach Luft schnappen oder nach Loki schlagen, aber ich wage noch immer nicht, mich zu bewegen. „Was ist nur mit dir geschehen Mäuschen? Wer hat dir das nur angetan?" es fällt mir immer schwerer, nicht loszulachen, aber schon in Asgard waren die Anfälle gefährlich und hier, auf Mitgard, haben sie nicht die Mittel einen Asen zu behandeln. Ich gebe mir größte Mühe, mein Gesicht unbewegt und friedlich zu lassen, was mir mehr Willenskraft abverlangt, als ich gehofft hatte. „Zeit für deinen Abgang." sagt einer der Menschen und sie anderen machen Anstalten ihn aus den Flugschiff zu führen, kurz bevor sie ihn an den Armen packen, beugt er sich zu meinem Ohr, ich kann seinen Atem spüren und erschaudere. „Ich weiß, dass du wach bist Mäuschen, lass mich alles erklären." mir dreht sich der Magen um. Eine ruckartige Bewegung und ich hätte ihm eine Kopfnuss verpasst, die ihn eine Weile beschäftigt hätte, doch so verlockend es ist, ich reagiere nicht. Ich drehe nur leicht den Kopf weg, eine normale Reaktion darauf, im Schlaf etwas ins Ohr geflüstert zu bekommen. Sollte er doch denken, er habe sich getäuscht. „Du kannst mich nicht anlügen Kalira, das konntest du noch nie." er drückt meine Hand und alles beginnt sich zu drehen, nicht wild, wie bei meinen Anfällen, es ist schlimmer. „Loki!" Ich kann Thors Gesicht vor mir sehen, ungeduldig und wütend, wie so oft. Endlich geht Loki fort, ich will vor Erleichterung loslachen, wage es aber nicht. Aber weinen muss ich, Tränen kitzeln auf meinen Wangen und ich kann mich endlich entspannen. „Kalira?", es ist Natascha, die bei mir bleibt, „kannst du mich hören?" ich nicke, drehe mich aber von ihr weg und lasse die Augen geschlossen, ich will nichts sehen, nichts hören und ganz bestimmt nichts fühlen. „Na komm, kannst du aufstehen?" wieder nicke ich, obwohl ich mir nicht sicher sein kann.
Mit Nataschas Hilfe stehe ich auf und sie hilft mir zu einer Kammer, in der nur ein Bett und ein kleines Nachtkästchen platz haben. Ich lasse mich aufs Bett fallen und Natascha setzt sich neben mich. „Loki schien dich zu kennen...", Natascha versuchte offensichtlich, das Thema vorsichtig anzugehen. „Ich war in ihn verliebt, ich glaube nicht, dass er das weiß, aber er ist Loki, also kann man sich da nie sicher sein."
„Was ist passiert?" „Er ist gestorben." verrückt, so einfach war es noch nie gewesen, diese Worte auszusprechen. „Gestorben? Was hat er getan?" Natascha dachte anscheinend, ich verwende eine Metapher... „Nun, er wollte den Bifröst verwenden, um Jotunheim zu zerstören, weil er von dort stammt, er aber in dem Glauben aufgewachsen ist, Eisriesen seien Monster. Thor hat versucht ihn aufzuhalten und deshalb hat er den Bifröst zerstört und Loki ist in die Tiefen um Yggdrasil gestürzt, er hätte tot sein müssen, was er aber offensichtlich nicht ist", ich zucke mit den Schultern, viel mehr kann ich nicht tun. Natascha legt mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter, was mich aber nur dazu bringt, mich zu verkrampfen. Ich schüttele ihre Hand vorsichtig ab. „Tut mir leid, ich kann das gerade nicht." sie nickt und lässt mich alleine. Ich setze mich auf das Bett und warte. Ich weiß, dass er nach meinen Gedanken greifen wird. Ich kenne Loki, zumindest kannte ich ihn Mal.

Und tatsächlich, weniger als eine Stunde muss ich warten, bis Loki in meinen Kopf eindringt. Ich konzentriere mich auf einfache Erinnerungen, meinen Namen, wie ich hergekommen war, mit wem ich hier war. Lilu! Ich hoffe, sie denkt an ihre Medikamente. Ich versuche Loki fern zu   halten, aber das ist unglaublich schwierig.

Und dann setzt der Schmerz wieder ein.

Ich weiß, dass Loki zurückzuckt und das ist eine Erleichterung.
Der Schmerz rollt in Wellen durch mich hindurch, ertränkt mich wieder und wieder, und doch schreie ich nicht, ganz im Gegenteil, ich sitze nur stumm da und lasse die Tränen über mein Gesicht laufen. Warum musste ich mich nur in Loki verlieben und warum komme ich nicht über ihn hinweg?

Von diesen Gedanken geplagt verbringe ich die nächsten Minuten, bis mich eine der Wellen in die Dunkelheit reißt, in dem Frieden und die Unberührtheit.

I hate the way you kill meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt