Bitte Geh

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Ich schlage die Augen auf, was nichts verändert, weil es in der Kammer stockfinster ist.
Der Traum hat mich etwas aus dem Konzept gebracht, ich weiß nicht mehr, welche Erinnerung war ist und welche in meinem Kopf entstanden ist.

Ich lasse die Dunkelheit einige Minuten über mich wabern und folge meinen Gedanken ohne sie zu zügeln. Schnell bin ich bei Lilu. Ich mache mir große Sorgen um sie. Im Zweifel kommt sie klar ... irgendwie, sie hat überlebt, bis wir einander getroffen haben und sie ist bereits ein halbes Jahr hier gewesen. Sie weiß sich zurecht zu finden.
Meine Augen finden eine kleine, digitale Uhr auf dem Nachtkästchen, ich tippe sie an und gelblich grünes Licht erhellt den Raum, als die Zahlen aufleuchten. Es ist halb vier, kein Wunder, dass es dunkel ist.
Ich kann fast hören, wie Loki versucht, in meinen Kopf einzudringen und kurz spiele ich mit dem Gedanken, es zuzulassen.
Er hat kein Recht. Er hat nicht verdient zu erfahren, was passiert ist, als er weg war. Während wir ihn für tot hielten.
Ich kriege plötzlich keine Luft mehr.
Die Kammer ist zu eng, zu stickig, zu warm.
Ich will Sterne sehen.

Ich taste mich hektisch durch die kalt beleuchteten Gänge des Flugschiffes, weit und breit ist keine Seele zu sehen, ich finde den Ausgang und stolpere in die frische Luft.
Der Himmel hat schon ein blasses Blau angenommen, angestrahlt von der aufgehenden Sonne.

Die Luft ist kühl und das Deck ist verlassen, das Gefühl, als wäre alles ein kleines bisschen zwischen den Dimensionen verrutscht, dass öfter in solchen Momenten auftaucht, erfüllt mich.
Meine Hände finden die Reling und ich halte mich daran fest, während mein Blick an den riesigen, tödlichen Turbinen hängen bleibt.

Ich kann Loki wieder spüren, er versucht in meinen Kopf einzudringen. Ich kann es kaum ertragen.
Ich spüre die brennenden Tränen, sehe aber keinen Sinn darin, sie zu verbergen.

Man kann fast hören, wie die Luft neben mir zu funkeln anfängt und eine von Lokis Illusionen entsteht. Ich will weggehen, aber meine Beine gehorchen nicht. Ich kann nur dastehen, meine Lippen aufeinander pressen und mich weigern Loki anzusehen. Ich kann sein Lächeln in meinem Rücken spüren.

„Du hast dich verändert." ich gebe mein bestes, ihn zu ignorieren. Seine Stimme zu hören treibt mir nur noch mehr Tränen in die Augen. „Mäuschen, was ist passiert?"
Sorge. Seine Stimme klingt Sorgenvoll.
Ich wirbele zu der Illusion herum, starre stur geradeaus, um Blickkontakt zu vermeiden, und stürme direkt durch sie hindurch zurück in meine Kabine, die Illusion folgt mir.

Ich knalle die Tür hinter mir zu und drücke mit dem Rücken dagegen, aber die Illusion läuft einfach durch mich und die Tür hindurch. Ich bleibe an der Tür stehen, offensichtlich hat weglaufen keinen Sinn.
Es kostet mich meine gesamte Willenskraft, nicht zu Boden zu sinken.
Ich kann die Tränen nicht mehr zurück halten. „Lass mich alleine." murmele ich, in der Anstrengung, nicht in Schluchzer auszubrechen.
Loki verschwindet nicht, seine Illusion streckt eine Hand nach mir aus, berührt mich aber nicht. „Bitte Mäuschen, was ist passiert?"
Ich muss einen Moment zögern um meine Worte nicht in einem Schluchzer zu verlieren, dann fauche ich:„Nenn mich nicht Mäuschen!" Ich weiche soweit es geht von Loki zurück „Verschwinde einfach. Bitte." Was als wütendes Fauchen angefangen hat, endet in jämmerlichem Flehen.
Ich kann das Lachen in mir spüren, wie es meinen Körper füllt und in meine Kehle kriecht, ich glaube nicht, dass ich einen Anfall auf Mitgard überleben kann. „Bitte Loki! Geh!"
Ich breche zusammen, als der Schmerz wieder einsetzt.
Ich kann Loki ansehen, dass er mir helfen möchte, und ich muss eine Welle des Lachens unterdrücken. „Bitte" bringe ich heraus. Der Schmerz ist kaum auszuhalten. „Ich will dich nicht verlassen!" widerspricht Loki.
Das is zu viel. Ich breche in unkontrolliertes Gelächter aus.

I hate the way you kill meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt