Meersalzküsse im Gepäck

12 - Lichtexplosionen

Dass mich Landon abends mit einem Tandem abholt, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Um das Fahrradgestell sind mehrere Lichterketten gewickelt, die bunt blinken und die Dunkelheit der Nacht zerschneiden.

„Schau mal. Ich habe dir etwas mitgebracht, Maila." Landon deutet auf den Lenker, an dem ein pink leuchtender Blumenkranz hängt. „Damit du gut für das Lichterfest ausgestattet bist", erklärt er mir zwinkernd.

Automatisch muss ich lächeln, denn diese kleine Aufmerksamkeit ist total süß.

„Danke!" Ich hauche ihm einen sanften Kuss auf die Wange, ehe ich nachhake: „Wo ist denn dein Kranz?"

„Ich habe mir etwas anderes Cooles ausgesucht", offenbart mir Landon grinsend. „Pass gut auf." Im Einklang mit seinen Worten fummelt er an der Fake-Krawatte herum, die er an seinem T-Shirt befestigt hat. Nur ein paar Sekunden später beginnt sie abwechselnd in roten und grünen Farbtönen zu blinken.

Als wäre das noch nicht genug des Guten stampft er einmal mit den Füßen auf den Boden, was zur Folge hat, dass sich die Sohlen seiner Schuhe hellblau färben.

„Oh man", schüttele ich schmunzelnd den Kopf. „Du bist ja bestens vorbereitet."

„Natürlich!"

Bevor wir uns auf den Weg zum Lichterfest machen, setzt mir Landon noch den Blumenkranz auf und schießt ein Foto von uns.

Dass ich dieses Bild als meinen neuen Handyhintergrund einstellen werde, liegt auf der Hand, oder?

Da sich Landon besser in Sunhaven auskennt als ich, sitzt er auf dem Tandem vorne und ich hinten. Am Anfang ist es ein bisschen komisch, dass ich keine Kontrolle über die Lenkung habe und die Straße nicht richtig sehen kann, doch schon nach wenigen Minuten gewöhne ich mich daran.

Außerdem vertraue ich Landon, dass er uns sicher zum Ziel bringen wird.

Der frische Fahrtwind zerrt an meinen Locken und umhüllt meinen Körper wie ein Mantel. Ich höre das Plätschern der Bäche, die sich neben uns am Wegesrand erstrecken, und das Singen der Vögel. Der Himmel über uns ist wolkenlos und klar, sodass er sich wie ein Teppich aus funkelnden Sternen über den Horizont spannt. Vereinzelte Straßenlaternen leuchten uns den Weg; ansonsten ist es dunkel.

Auch wenn ich gerade nicht die atemberaubende Landschaft Sunhavens bestaunen kann, genieße ich es, gemeinsam mit Landon durch die Nacht zu fahren.

Ich habe keine Ahnung, wie weit wir noch von der Ruine entfernt sind, doch irgendwann säumen bunte Lampions und Lichterketten die Bäume um uns herum. Auf dem Boden befinden sich neonfarbene Pfeile, die uns zu einem Parkplatz führen.

Wir schließen das Tandemrad ab und folgen dann einer Menschentraube, die ebenfalls mit blinkenden Accessoires ausgestattet ist, zu einer Treppe.

Die einzelnen Stufen werden von bunten Scheinwerfern angestrahlt und sind mit Windlichtern und Fackeln geschmückt. Um das Geländer wickeln sich verschiedenfarbige Lichterketten, die eine magische Atmosphäre erzeugen.

„Wow", wispere ich fasziniert. Ich könnte ewig hier unten stehenbleiben und mir das Zusammenspiel der vielen Farben anschauen.

Wie es wohl oben auf dem Hügel weitergeht? Bestimmt komme ich heute gar nicht mehr aus dem Staunen heraus.

„Gefällt es dir?", erkundigt sich Landon bei mir, obwohl die Antwort eindeutig ist.

„Und wie!"

„Das freut mich. Du kannst gespannt sein, was dich noch alles erwartet."

Wir verschränken unsere Hände ineinander und erklimmen die vielen Treppenstufen. Je höher wir steigen, umso deutlicher nehme ich das Gelächter von Menschen und die Musik einer Live-Band wahr. Im Hintergrund höre ich noch ganz leise das Rauschen des Meeres, doch es wird von den glücklichen Klängen des Lichterfestes übertönt.