Wie es mein Karma so möchte, wartet ausgerechnet Phil nachmittags vor dem Lost auf mich. Von Landon ist weit und breit nichts zu sehen.
Oh je, er versetzt mich doch nicht etwa, oder?
Innerlich auf das Schlimmste vorbereitet, geselle ich mich zu Phil und begrüße ihn mit einem knappen „Hi".
„Hallo Maila", erwidert Phil gutgelaunt. „Darf ich dir einen Cocktail spendieren?"
Nanu, was ist denn jetzt los? Da ich Phils Angebot nicht über den Weg traue, lehne ich dankend ab. Außerdem möchte ich meinen letzten Abend hier in Sunhaven nicht betrunken verbringen.
Mehrere Minuten stehen wir schweigend nebeneinander und schauen auf den glitzernden Ozean hinaus. Ich beobachte ein paar Surfer dabei, wie sie erst die Wellen bändigen, aber schlussendlich doch von dem Meer verschluckt werden.
In meinem nächsten Urlaub möchte ich unbedingt an einem Surfkurs teilnehmen. Am liebsten zusammen mit Landon.
Apropos Landon ...
„Willst du mir vielleicht etwas sagen, Phil?", frage ich den Mann mit den dunklen Knopfaugen erwartungsvoll. Er dreht zwar seinen Kopf zu mir und mustert mich kurz, doch seine Lippen bleiben versiegelt. Um ihm einen Denkanstoß zu geben, füge ich hinzu: „Vielleicht, wo dein Bruder bleibt?"
Kaum sind meine Worte verklungen, lichtet sich der Nebelschleier auf Phils Gesicht. „Ach ja", murmelt er, „Landon kommt ein bisschen später. Er telefoniert gerade noch mit unserer Mutter." Seine Lippen verziehen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Landon ist übrigens ein richtiges Muttersöhnchen. Er schafft es nicht mal, drei Monate von ihr getrennt zu sein, ohne sie mindestens einmal am Tag anzurufen."
Obwohl ich Phils Geschwafel nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken sollte, werde ich hellhörig.
„Wo ist eure Mutter denn gerade?", erkundige ich mich neugierig bei ihm.
Als hätte ich eine total dämliche Frage gestellt, schaut mich Phil verständnislos aus seinen dunklen Augen an. „Zuhause natürlich!"
„Und wo ist ihr zuhause? Hier in Sunhaven?", bohre ich weiter nach.
„Gott, Maila!", stöhnt Phil genervt. „Worüber unterhältst du dich denn den lieben langen Tag mit Landon? Über Fische, oder was?" Er schüttelt verächtlich den Kopf, bevor er hinzufügt: „Unsere Eltern leben in England. Und falls du das auch noch nicht wissen solltest: Landon und ich sind immer nur im Sommer für drei Monate hier. Den Rest des Jahres verbringen wir ebenfalls in England."
Moment mal, was?!
Phils Worte schlagen wie eine Bombe ein und wirbeln meinen ganzen Verstand durcheinander. Verwirrung breitet sich in mir aus und sorgt dafür, dass ich ein unintelligentes „Hä?" von mir gebe.
Landon und Phil wohnen gar nicht in Sunhaven? Verdammt, warum hat mir das denn niemand früher gesagt?
Ich spüre, wie Hoffnung in meinem Herzen aufkeimt. Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft mit Landon.
„Wo genau lebt ihr in England?", frage ich Phil aufgeregt.
Statt mir einfach eine normale Antwort zu geben, grummelt er: „Man, du bist gerade echt anstrengend, Maila! Sehe ich aus wie die Auskunft, oder was? Nerv lieber Landon mit deinen Fragen, okay? Ihr scheint euch ja noch vieles zu erzählen zu haben, wenn du nicht mal weißt, wo wir wohnen."
Ich ignoriere den stichelnden Unterton in seiner Stimme und rolle bloß mit den Augen.
Phil und ich werden zwar nie die besten Freunde sein, aber irgendwie können wir uns bestimmt miteinander arrangieren. Wenn er möchte, kann er ja sogar ganz nett sein – nur leider bekomme ich diese Seite nicht sonderlich oft zu sehen.
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Meersalzküsse im Gepäck
ChickLitMaila Westfield ist mit ihrem Leben unzufrieden, denn statt ihren Träumen zu folgen, versinkt sie in einem Berg aus Arbeit und Uni-Stress. Nach einer weiteren vergeigten Prüfung zieht Maila dann die Reißleine und bucht sich kurzerhand einen Flug nac...