Es fühlt sich irgendwie surreal an, durch die weißen Zuckerwattewolken zu fliegen und die Welt dabei zu beobachten, wie sie zu einem winzigen Farbklecks zusammenschrumpft. Tränen der Sehnsucht schwimmen in meinen Augen, doch an meinen Mundwinkeln zupft ein zufriedenes Lächeln.
Die zehn Tage in Sunhaven haben mir gezeigt, dass ich öfter die Dinge tun sollte, die mir wichtig sind und die mir Spaß machen. Außerdem möchte ich mich ab sofort nur noch mit Menschen umgeben, die mir auch wirklich guttun.
Dass ich jemanden wie Landon finden würde, der mein Herz berührt, ohne mich überhaupt anzufassen, habe ich nicht erwartet. Umso schöner ist es nun, ihn als meinen Freund bezeichnen zu dürfen.
Tja, wo die Liebe hinfällt, nicht wahr?
Gedanklich noch immer in Sunhaven gefangen, fische ich eine kleine Schachtel aus meinem Rucksack, die mir Landon zum Abschied gegeben hat. Darin befinden sich drei Geschenke – von Landon, Phil und zu meiner großen Überraschung auch von Joe.
Zuerst ziehe ich einen mintgrünen Briefumschlag aus der Schachtel hervor und öffne ihn vorsichtig. Mit zittrigen Fingern falte ich das Papier auseinander und lasse meine Augen dann über die krakelig geschriebenen Zeilen huschen.
Hoffentlich ist das nicht Landons Handschrift, denn sonst bekomme ich später beim Entziffern des Einkaufszettels große Probleme ...
Liebe Maila,
vielleicht war unser gemeinsamer Start etwas holprig, aber das bedeutet ja eigentlich nur, dass es besser werden kann, oder? Ich bin jedenfalls sehr froh, dass du Landon so glücklich machst. In diesen wenigen Tagen habe ich gemerkt, dass er endlich wieder aus sich herausgekommen ist und seine Lebensfreude wiedergefunden hat. Schön, dass ihr jetzt zusammen Langweiler sein könnt!
Wir sehen uns dann irgendwann in England. Und nein, meine Sprüche werde ich nicht in Sunhaven lassen!
PhilMit jedem Wort, das ich lese, wird mein Grinsen breiter. Es ist süß, dass mir Phil eine Art Abschiedsbrief geschrieben hat, in dem er mir nochmal dafür dankt, das Leben seines Bruders zu bereichern.
Ein schöneres Kompliment hätte mir der Macho mit den vielen Facetten nicht machen können!
Als nächstes nehme ich eine kleine Figur, die aus Elfenbein geschnitzt wurde, aus der Schachtel. Sie hat die Form einer Schildkröte und trägt den Namen Maila auf ihrem Panzer.
‚Wow!', schießt es mir fasziniert durch den Kopf. Die Figur ist nicht nur wunderschön und filigran, sondern wird mich auch immer daran erinnern, wie ich gemeinsam mit Landon eine Schildkröte zurück in die Freiheit entlassen habe.
Bei Gelegenheit muss ich mich unbedingt bei Joe bedanken, denn das wäre nicht nötig gewesen.
Nachdem ich den Brief und die Elfenbeinfigur wieder sicher in der Schachtel verstaut habe, bleibt nur noch ein kleiner Stoffbeutel übrig. Ich öffne ihn und halte fünf Sekunden später den pink leuchtenden Blumenkranz in der Hand, den mir Landon für das Lichterfest mitgebracht hat.
Erinnerungen fluten mein Herz und lassen mich unter Tränen lächeln. Das Lichterfest ist ein Ereignis, das mein Leben für immer verändert hat – positiv wohlbemerkt.
Abgesehen von dem Kranz befindet sich noch ein Foto in dem Beutel. Ich rolle es vorsichtig auseinander und erkenne die strahlenden Gesichter von Landon und mir. Wir grinsen breit in die Kamera und sehen rundum glücklich aus; vielleicht auch schon ein bisschen verliebt. Auf der Rückseite des Fotos steht in geschwungenen Buchstaben ein Spruch niedergeschrieben.
Wer im Licht der Liebe leben will, muss über den eigenen Schatten springen können – Ernst Ferstl
Mein Lächeln wird noch breiter, denn mit dieser Weisheit schafft Landon eine hervorragende Verbindung zu der Felsenschlucht. Wäre er nicht gewesen, dann wäre ich vermutlich nie über meinen Schatten gesprungen und hätte erst recht nicht meine größte Angst bezwungen.
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Meersalzküsse im Gepäck
ChickLitMaila Westfield ist mit ihrem Leben unzufrieden, denn statt ihren Träumen zu folgen, versinkt sie in einem Berg aus Arbeit und Uni-Stress. Nach einer weiteren vergeigten Prüfung zieht Maila dann die Reißleine und bucht sich kurzerhand einen Flug nac...