Oikawa's Sicht
Es waren Wochen vergangen, seit Suna's Tod. Die Beerdigung war unspektakulär, viele Tränen und Gebete und alles was eben dazugehört. Ein Grabredner, der viele gute Worte über unseren Freund verloren hat. Generell war die Trauerfeier sehr schön aber schmerzhaft gewesen. Nach der Beerdigung ging es für uns Berg auf. Der Schmerz wurde weniger. Das Leben und der Alltag kam zurück und wir alle gingen unsere eigenen Wege. Lediglich Sugawara verkraftete, das alles nicht. Von ihm fehlte jede Spur, aber meine Prinzessin sagte immer und immer wieder, dass er sich melden wird, sobald er bereit wäre. Selbst wenn es Monate dauern würde. Jeder verkraftete die Situation und all das anders.
Es war mitten in der Nacht. Mein müdes Gehirn, tastete nach der Person neben mir. Nur, war sie weg. Das Bett neben mir war kalt und leer. Mein Blick zuckte zur Uhr, die mir 4 Uhr morgens anzeigte. Ich schlüpfte aus dem Bett und tapste durch die Wohnung. Meine Freundin saß im Wohnzimmer, mit dem Rücken zu mir. Ihr Körper wurde geschüttelt, als sie leise, kaum hörbar, weinte. Immer und immer wieder versuchte sie nach Luft zu schnappen. Es wäre eine Lüge, würde ich sagen, dass dies das erste Mal wäre. Oft verschwand sie mitten in der Nacht, ich wollte gar nicht wissen, was sie tat. Jetzt aber zu sehen, wie sie Nachts, wenn alles ruhig ist, litt... das tat weh. Jetzt war mir klar, woher ihre Müdigkeit kam. Sie schlief, aber eben nicht lang genug.
Sie schluchzte auf und ein erstickter Schrei drang aus ihrer Kehle. Sofort drückte sie ihre Handfläche gegen ihren Mund um alle Töne zu verschlucken. Ich musterte sie. Wieso war mir das nie aufgefallen. Wieso war mir das alles zuvor egal gewesen? Nein, es war mir nicht egal gewesen. Ich konnte damit nur nicht umgehen. Ich hatte versuchte mit ihr zu reden, aber sie versicherte mir ständig, das sie zurecht kommen würde. Wieder sah ich zu ihr, wie sie im Dunkeln da saß, sie die Ärmel von meinem Pulli, welchen sie sich geklaut hatte, über die Hände streifte und sich hineinkuschelte. Mit großen Schritten ging ich auf sie zu. Sobald sie mich bemerkte, wischte sie sich die Tränen von ihren Wangen und zwang sich zu Lächeln. "Hey..." "Hi", ich kniete mich vor ihr und fuhr ihr mit den Händen über das Gesicht um ihre Tränen verschwinden zu lassen. "Du weißt, dass du deine Gefühle nicht verstecken musst vor mir? Gott, ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Ich würde alles für dich tun", flüsterte ich. Sie schmunzelte. Sie holte tief Luft. "Suna hat mich verstanden, weißt du? Er wusste wie es sich anfühlt, wenn ein Dämon in deinem Kopf sitzt und dir all die ungesunden Dinge zuflüstert. Suna wusste immer, wie er mich aus meinem tiefel Loch herausholen konnte. Und jetzt ist er weg. Was ist, wenn ich wieder abstürze, Tooru? Was ist, wenn ich es nicht mehr aus dem Loch schaffe? Und selbst komplett unter gehe? Wenn ich das Tuch schmeiße und mich verpiss? Wenn ich einfach-" "Psst. Hey, alles ist okay. Wir schaffen das, zusammen. Okay?", unterbrach ich ihren Redefluss. Sie holte tief Luft und nickte. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und zog mich zu sich.
"Hast du dir überlegt deine Therapie fortzusetzten?", fragte ich sie. Ich wusste, dass sie einmal bei einer Therapeutin war und mehrmals dort war, bis sie die Therapie unterbrach und nicht mehr hinging. Sie war immer sehr gereizt, wenn es darum ging. "Ich will da nicht hin. Die reden über alles was weh tut", murmelte sie. Ich strich ihr über den Kopf. "Suna hat mir erklärt, dass sie erst in der Vergangenheit wühlen, auch wenn es schmerzhaft ist, damit sie danach dir helfen können", erklärte ich. "Ich weiß das selbst, Tooru. Aber... ich kann das nicht. Die Zeit nach jeder Sitzung bringt mich immer an meine Grenzen und... dann will ich nicht mehr", sie wirkte so zerbrechlich. So kaputt. Ich fragte mich erneut, was ihr alles zugestoßen war, dass ihr Körper voller Narben war, ihre Seele kaputt und ihr Kopf so dunkel. Wer hat sie so leiden lassen?
"Wir sollten uns auf die Zukunft konzentrieren, Darling. Komm, gehen wir zurück ins Bett. Morgen müssen wir zu Terushima", erinnerte ich sie. Sie nickte und schenkte mir einen Kuss. "Richtig. Die Zukunft", murmelte sie, wie ein Mantra.
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Die Sonne schien mir ins Gesicht, während ich dabei beobachtete, wie meine Freundin glücklich den Seifenblasen nachsah. Das Kind welches die Seifenblase fabrizierte, achtete garnicht auf uns. Meine Hand lag leicht in ihrer und eine angenehme Wärme kam von ihrem Körper. Ihre Mundwinkel waren nach oben gebogen und sie war so glücklich und sorglos, dass es für mich total irriterend war, da sie sonst immer so gestresst war. Ständig mit dem Kopf wo anders.
Sie quietschte auf und ließ mich los. Mit schnellen Schritten war sie davon gelaufen. Begeistert sah sie das Plakat an, auf dem das Firmenlogo ihrer ehemaligen Firma stand. Sie strahlte über das gesamte Gesicht. Wortlos stellte ich mich zu ihr. "Sie haben meine Idee umgewandt und haben es tatsächlich geschafft auch in Europa bekannt zu werden", sagte sie fassungslos und voller Stolz.
Mein Blick fiel auf ihr Gesicht. Ich prägte mir alles ein. Ihre Nase, Augen, Wimpern... Sie war so schön. "Ich liebe dich", platzte es aus mir heraus. Sie wandte sich an mich. Ihre Augen begannen zu Leuchten. Zu strahlen! "Ich dich auch. So unfassbar sehr!", sagte sie und zog mich zu sich. Ihre Lippen waren weich, sie schmeckten leicht nach Kirsche. Sie löste sich und nahm wieder meine Hand. Sie erzählte mir völlig ohne zwang von ihrem Tag. Wie sie mit Terushima Tanzen war, danach mit Ennoshita essen war und dann von Shinji abgefangen wurde, damit sie mich gemeinsam mit ihm vom Tonstudio abholen konnte. Sie erzählte mir jede Kleinigkeit. Wie lecker der Nachtisch war und eklig die Vorspeise. Wie laut die Musik beim Tanzen war. Wie stark der Straßenverkehr war und nervig Terushima heute war.
Sie lachte über sich selbst und über alles um sie herum. Das war so anders... Ich hatte in diesen Moment Angst, dass es ihr so erging wie Suna und sie litt. Und gleichzeitig freute ich mich, dass sie -hoffentlich- endlich ihren Seelenfrieden gefunden hat.
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𝕋𝕙𝕖 𝕗𝕒𝕝𝕝𝕖𝕟 𝕒𝕟𝕘𝕖𝕝 // Oikawa x Reader (Idol AU oder so)
FanfictionY/n sah keinen Sinn darin, irgendwelche Gefühle zu zeigen. Sie wurde bis jetzt immer nur verletzt und sah es nicht ein, erneut das Risiko einzugehen. Als sie dann auf den Weg nach Miyagi war, lief sie am Flughafen in Tokyo dem Bodyguard eines gwisse...