Only One

12 | Spain

KYRAN DIAZ

Zara schlief ruhig neben mir, während ich mit Nelio chattete, der noch in Los Angeles war, wegen den Russen. Wir haben sie zwar abgehängt, doch sie existieren immer noch und das machte mir Angst. Nicht dass ich Schiss vor der Mafia von Timur Kuzmina hatte. Doch ich hatte Respekt davor dass einer seiner Männer Zara töten wollte und einer sie angeschossen hat. Mein zukünftige Frau! Ich hatte verdammt nochmal Angst um sie.

Ich richtete meinen Blick wieder auf mein Handy und auf die Nachricht von Nelio.

Sie werden nicht so schnell nachlassen. Ich werde hier noch alles absichern und dann rüber zu euch fliegen. Ich denke nämlich dass die Wichser als nächstes nach Spanien kommen.

Ich schrieb ihm zurück.

Okay, gut. Ich werde noch ein paar mehr Wachen als sonst aufstellen, wegen Zara. Und schick bitte auch Alessio.

Ich steckte mein Handy wieder weg und betrachtete Zara weiter. Ich war verdammt wütend auf ihren Vater. Er hatte sie misshandelt und vergewaltigt. Ich hasse ihn mehr als alles andere auf der Welt. Jayden und er sind sich ähnlicher als sie denken. Ich verspüre ebenso ein mächtigen Hass auf Mason, ihren Stiefbruder. Ich weiß zwar nicht genau was er meiner Estrellita schon alles angetan hat, aber irgendwas musste er schon getan haben, weswegen Zara nicht mit ihm gehen wollte.

Doch am meisten war ich enttäuscht von mir selber. Ich war nicht bei ihr, als sie mich am meisten gebraucht hätte. Verdammt! Jetzt wo der Krieg mit den Russen beginnt, werde ich vielleicht noch weniger bei ihr sein können, weswegen Allesio kommt.

Alessio ist einer meiner besten Leute. Ich werde ihn als Leibwächter für Zara einstellen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Deshalb weiß ich auch dass er meine Verlobte nie aus den Augen lassen wird.

-

Mittlerweile sind wir an unserem neuen Haus angekommen. Zara und ich sind gerade auf dem Weg in unser Zimmer.  Alles hier ist sehr modern gehalten in weißen und schwarzen Farben. Ich habe mich extra dazu entschieden, eine etwas für meine Verhältnisse kleinere Villa zu nehmen, weil ich weiß, dass Zara nicht viel von protzigen und edlen Anwesen hält. Ich habe viele Grünstücke hier in Almería.
Generell bin ich, wenn ich in Spanien bin am meisten in Andlusien. Zwar hat unsere Mafia ganz Spanien und Amerika unter Kontrolle, aber ich bin schließlich hier geboren.

ZARALIA PETROVA

Und nun lag ich hier. Alleine. In Spanien, hier bei Kyran in einer neuen Umgebung für mich.

Ich wurde entführt.
Ich wurde verlobt.
Ich werde bald gegen meinen Willen heiraten.
Ich wurde angeschossen.

Und doch fühle ich mich weder verängstigt noch unwohl. Ganz im Gegenteil. Kyran machte es sich langsam aber sicher immer mehr in meinem Verstand bequem. Ich fühlte mich bei ihm wohl. Es war, als ob alle Sorgen und Ängste von mir abfielen, sobald ich in seiner Nähe war. Sein Lächeln und seine warme Art ließen mich sofort entspannen. Wir verbrachten gemeinsame erst eine kurze Zeit, die aber doch so vertraut und gemütlich für mich war, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Es war, als ob wir auf einer Wellenlänge waren, und ich konnte einfach ich selbst sein. Es gab keinen Druck, keine Unsicherheiten, nur ein Gefühl des Friedens und der Geborgenheit, das ich in seiner Gegenwart empfand. Es war, als ob ich endlich angekommen war und meinen Platz gefunden hatte.

Verdammt! Habe ich gerade wirklich so über Kyran gedacht? Ich bin sprachlos über mich selbst, wegen solch einer Einstellung. Das ist alles verfickter Bullshit!

Ich wurde von einem klopfen und einem darauffolgenden Tür-öffnen unterbrochen. Genau das sind die Arten von Personen die mich aufregen. Wer klopft denn bitte nur um danach ohne ein „herein" oder „ja, bitte" einfach hereinzukommen. Unnötig. Eine Frau etwa in einem Alter von 60 trat hinter der Wand hervor. Sie hatte einen schwarzen langen Rock mit einer weisen, altaussehender Bluse an. Ihre blonden, kinnlangen Haare hatte sie mit einer Haarreif nach hinten geschoben und vor ihren hellblauen Augen beanspruchte eine ebenfalls schwarze Brille den Platz auf ihrer Nase.

Warum erwartet Kyran von mir, dass ich mich mit ihm später im Eingangsbereich treffen sollte? Diese Nachricht kam unerwartet, und ich fühlte mich leicht aufgeregt. Während ich darüber nachdachte, was "sich schick machen" bedeuten könnte, gingen mir verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf. War es ein wichtiger geschäftlicher Termin oder ein gesellschaftliches Ereignis? Oder nur etwas mit mir und ihm.

Wobei, warum würde er sich mit mir freiwillig abgeben. Ich wurde geschlagen, habe narben, bin von meinem eigenen Vater vergewaltigt worden, ich habe sogar seinen Bruder geküsst. Diese Frage stelle ich mir schon die ganze Zeit lang. Warum bin ich ihm so viel Wert?