15 | Wunderschön

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ZARALIA PETROVA

Nachdem Kyran jemanden angerufen hat, um das Arschloch in irgendeine Folterkammer zu bringen, hatte er mich ein wenig beruhigt. Die Situation von gerade eben, hatte mich ein wenig durcheinander gebracht, aber nun geht es wieder. Mein Verlobte war gerade dabei, das Auto lässig über die Straßen zu lenken als er plötzlich an der Seite anhielt. Was war denn jetzt los? „Was ist passiert? Alles okay?" ,frage ich ihn sofort, doch er schaut nur geradeaus.

kurz entstand eine Stille zwischen uns bis er wieder anfing zu sprechen. „Es tut mir leid. Es tut mir leid dass ich dich geküsst habe. Ich meinte selber, dass ich es erst machen werde, wenn du auch dafür bereit wärst, aber als ich diese Geschichte mit uns und der angeblichen Liebe erzählt habe, verspürte ich plötzlich den Drang dich zu küssen. Verstehst du? Du... Du machst mich wirklich wirr im Kopf. Ich kann es gar nicht beschreiben und ich weiß noch nicht einmal ob es überhaupt nur noch mein Kopf ist. Doch es tut mir leid. Es war ein Fehler von mir und auch wenn du es erwidert hast, war es nicht mein Recht das zu tuen. Ich weiß, dass ich dir gesagt habe wir sollen unsere Liebe meinen Großeltern vorspielen, aber der Kuss von mir... es war einfach scheiße von mir! ¡maldito! Me haces tan débil. ¿Por qué no todos pueden ser como tú? [verdammt! du machst mich so schwach. Wieso kann nicht jeder so sein wie du?]".

Die Worte, welche gerade seinen Mund verlassen haben, ließen mich wortwörtlich erwärmen. Ich konnte nicht ausdrücken was ich gerade fühlte. Alles in mir kribbelte und sobald ich wieder an diesen Kuss dachte, flatterte mein Herz auf. Was zur Hölle passiert mit mir. Ich möchte nicht dass er diesen Kuss als ein Fehler abstempelt. Denn das war er nicht. Oder doch...Verdammt! Meine Gefühle waren ein reines Chaos. Meine Gedanken wirbelten wild in meinem Kopf, während ich mir unsicher darüber war, wie ich mit dieser überwältigenden Flut an Emotionen umgehen sollte. War dieser Kuss wirklich ein Fehler gewesen? Bestimmt... denn es durfte nicht sein, dass er mir gefallen hat. Das Dilemma quälte mich, während ich versuchte, die Bedeutung dieses einen Augenblicks zu entschlüsseln. Die Erinnerung an diesen Kuss, die sanften Berührungen seiner Lippen auf meinen, die Intensität des Augenblicks - all das ließ mein Herz erneut schneller schlagen.

„Bitte sag etwas." es war ein flüstern von ihm und doch steckte in diesen Worten so viel Hoffen. Man hörte es heraus. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll. Ich meine du hast mich geküsst und ich... ich... ich habe es... nicht wirklich schlimm gefunden." langsam blickte ich ihm und erkannte, dass seine Augen feurig und erleichtert zugleich wurden. Er atmete aus und für ein paar Sekunden war es totenstill. „Kann ich dir etwas zeigen?" durchbrach er die Ruhe. Ich überlegte kurz was er wohl vorhat nickte aber letztendlich.

Kyran startete also wieder den Motor.

-

Ich wusste immer noch nicht wo er hinfährt, aber nach etwa 15 Minute hielt er. Ich blickte auf und dann verschlug es mir die Sprache. Wir waren wahrscheinlich an einer Klippe oder so etwas, weil man von hier aus doch tatsächlich auch die gesamte Stadt sehen konnte. Die einzelnen Lampen der Häuser, die Straßenlaternen und die Autoscheinwerfer ergaben zusammen ein wunderschönes Leuchte-Meer das in die Dunkelheit der Nacht stach. Der Ausblick war atemberaubend. Der Lichtersee der Stadt breitete sich vor uns aus, wie ein funkelndes Gemälde, welches nicht in der Realität existiert.

KYRAN DIAZ

„Wow, es ist wunderschön" ihre leise Stimme war Musik im meinen Ohren. „Ja, das ist es wirklich." ich wusste, dass sie die Stadt meinte und diese auch anblickte, doch ich - ich schaute sie an. Sie Stadt war schön, ja. Aber ihr Anblick war unendlich mal faszinierender als dieser Ort. 

ZARALIA PETROVA

„Lass und aussteigen" riss mich seine Stimme von dem Anblick. Kaum versah ich mich, befand mein baldiger Ehemann sich schon wieder an meiner Türe und öffnete diese. Ich stieg aus und kurz schauten wir uns einfach nur in die Augen.

„Gib mir deinen Verlobungsring." meine Augen weiteten sich schlagartig. Seine Worte hallten mir abermals durch den Kopf. Was zum Teufel hat er vor? Unsicherheit breitete sich in meinem Körper aus. Bin ich nicht gut genug? „Keine Sorge, vertraue mir."

vertraue mir
vertraue mir
vertraue mir
vertraue mir
...

Vorsichtig schob ich den Ring von meinem Finger und legte diesen in seine Hand. Er lächelte mich kurz an und begann dann zu sprechen. „Zara, nach den letzten Tagen ist mir klar geworden wie schwer das alles für dich sein muss. Schließlich habe ich dich entführt und gegen deinen Willen verlobt. Ich weiß, dass du das alles nicht willst. Aber ich will es! Und mir ist in den Sinn gekommen, dass ich es wenigstens so gut wie möglich machen könnte. Angefangen bei der Verlobung. Und deshalb möchte ich dir denn Ring nicht nur einfach so an denn Finger stecken, sondern auff die Knie für dich gehen, wie du dir es von deinem Traummann wahrscheinlich schon immer erhofft hast." Kyran setzte ganz langsam ein Knie auf den Bode, während ich nur zuschauen konnte, weil ich wirklich viel zu sehr überfordert bin. „Als ich dich zu ersten Mal sah, da habe ich gedacht, dass du nicht der Realität entsprichst. Du warst und bist wirklich wunderschön. Dann sah ich ein paar Tage später deine Narben und erkannte, dass das meiste von dir eine Fassade ist. Oder? Besonders mach der Geschichte, die du mir erzählt hast, musste ich etwas tuen. Ich weiß dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten und doch möchte ich dir den Schmerz irgendwie mehr abnehmen. Und naja-" er unterbrach sich selber, weil er seinen Ärmel hochschob. Dann hielt er mir sein Handgelenk hin. Und ich war mehr als geschockt, was ich dort sah.

Es war eine Narbe. Meine Narbe. Also nun ja, es war genau die selbe die ich hatte.

Hatte er sich ernsthaft die Narbe selbst zugefügt nur weil ich so eine hatte? „Ich habe gesehen wie sehr du Probleme mit dieser Narbe hattest und ich habe auch den Schmerz in deinen Augen gesehen, als du auf sie geblickt hast. Ich habe es gemacht. Ich habe mir die selbe Wunde zugefügt. Als Zeichen, dafür, dir den Schmerz zu nehmen. Verstehst du? Ich möchte nicht dass du leidest. Ich möchte dich beschützen. Und ich will, dass du das weißt. Selbst wenn du dich unwohl fühlst und selbst wenn du das alles hier nicht möchtest, will ich dass dir im klaren ist, dass ich nicht die Absicht habe, dass du leidest. Bitte, maravilloso. Ich verspreche dir, ich beschütze dich und du sollst dich beschützt fühlen. Für immer und ewig. Und auch wenn du mich weder liebst noch in mir den perfekten Mann für dich siehst, möchte ich dich fragen ob du mich heiraten willst. Du weißt, dass du verpflichtet bist ja zu sagen. Also?"

Fassungslos schaute ich ihn an. Mit Tränen in den Augen. Und nicht weil ich traurig bin, sondern weil mich seine Worte, diese Narbe und das Versprechen dermaßen berührt haben. Noch nie hat jemand so etwas emotionvolles und liebevolles zu mir gesagt. Ich fühlte mich, als wäre ich in einem Traum der Perfektion. Selbst wenn ich gezwungen bin ja zu sagen, wusste ich im inneren, dass ich gar nicht nein sagen möchte.

Ich blickte in seine wunderschönen Augen, die meine Antwort sozusagen hypnotisieren.

„Ja"

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