18 | Hochzeitskleid

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ZARALIA PETROVA

Heute war es soweit. Heute werde ich mein Kleid aussuchen, welches ich an meiner Zwangs-Hochzeit tragen werde. Ich weiß nicht wieso, aber seit Gestern fühle ich mich wirklich schlecht wenn ich ein Zwangs vor das Wort Hochzeit stelle. Mir ist gestern klar geworden, dass Kyran es ernst meint, wenn er sagte ich will dich, dass du dich für immer und ewig von mir beschützt fühlst.

Und so langsam fühlte ich dies auch. Ob ich wollte oder nicht.

Überfordert mit meinen Gedanken blickte ich aus dem Fenster der komplett schwarzen G-Klassen, welche von Alessio gefahren wurde.

Neben mir auf der Rückbank saß Aurelia, die glaube ich fast aufgeregter als ich ist. Den ganzen Morgen trällerte sie mir schon jegliche Hochzeitslieder vor, welche nach ihrer Meinung „voll in" sind. Ich bekam es nicht übers Herz ihr zusagen, dass diese schon lange nicht mehr im Trend sind. Aber nun ja, solange sie glücklich ist.

„queridas damas [geehrte Damen], wir sind angekommen." hörte ich meinen Leibwächter von vorne nach hinten schallen. Wie auf Knopfdruck war der Anschnallgurt von Aurelia nach oben geschnalzt und sie wortwörtlich wie ein kleines Kind aus dem Wagen gesprungen. Wie konnte man in diesem Alter noch so viel Energie haben? Ich tat es ihr gleich, angemerkt mit nicht so viel Schwung, und betrachtete das Gebäude vor uns.

Es war eine noble, aber doch auch einladend aussehende Boutique, welche vorne mit vielen Blumen und Lampen geschmückt war. Kaum versah ich mich wurde ich von Aurelia an der Hand genommen und nach vorne geschliffen. „Zara, Kindchen. Du weißt gar nicht wie viel Spaß ich- wie viel Spaß wir gleich haben werden. Ich kann dich jetzt schon mit einem bezaubernden Kleid vor mir sehen. Tralli tralla, ich bin so aufgeregt. Ich kann's gar nicht mehr aushalten." plapperte mich meine zukünftige Schwiegergroßmutter voll. Ich musste mich anstrengen alles zu verstehen, wegen dem schnellen Tempo, in dem sie sprach.

Eilig gingen wir, besser gesagt lief Aurelia mit mir im Schlepptau in das Geschäft hinein und steuerte auf die Rezeption zu. Kurz betrachtete sie die cinder rose farbene Theke, hinter der eine nett wirkende Frau stand, bis sie sich dann wieder umdrehte. „großer Bursche ist es okay wenn du das übernimmst? Danke! Wir sind dann mal weg." ohne auf eine Antwort von Alessio zu warten, steuerte sie auf das Meer von Kleidern, hinter der Rezeption zu und sprang einmal auf, während sie vor Freude quiekte.

-

Genervt von mir selber lief ich den Gang entlang. Ich finde einfach nicht das passende Kleid! Aurelia, zu meinem Pech, war immer noch hochmotiviert. Jede zweite Sekunde hielt sie mir ein neues hin. Doch ich schätzte ihre Hilfe andererseits wirklich sehr dolle. Mit ihr verging dieser Moment viel besser als ich es mir immer vorgestellt hatte, auch wenn ich bis jetzt nur Schmuck finden konnte. Es war ein Armband, eine Halskette und Ohrringe, welche aus Gold waren und feine Blüten als Grundlinie hatten. Die spitzen der Blüten waren schwarz und als Anhänger der Ohrringe und der Halskette hingen komplett schwarzglänzende Perlen. Dieses Schmuckstück ist zwar mehrere tausend Dollar wert, doch selbst bei diesem hohen Preis meckerte Aurelia immer noch, dass es zu billig war. Wie sehr sie ihrem Enkelkind doch glich.

Obwohl.

Ich denke nicht, dass sie Alvaro entführt hat, wobei man bei ihr nie weiß, so verrückt sie manchmal ist. Ich hatte sie dennoch schon sehr in mein Herz geschlossen.

Ruckartig bliebe ich stehen, als ich in der hintersten Ecke ein unfassbar schönes Kleid fand. Es war nicht pompös oder aufgetuscht, sondern eher nur mit weniger Schichten. Die oberste war durchsichtig und hatte auch Blumen als Muster. Der Ausschnitt war ebenfalls nicht allzu tief, aber auch nicht Nichts. Es war wunderschön.

„Wow, dieses würde dir fantastisch stehen." flüsterte plötzlich Aurelias Stimme an mein Ohr, weswegen ich leise und kurz aufgeschreckt Luft schnappte. Gott hatte sie mich erschrocken! Dennoch hatte sie Recht. Es würde mir bestimmt stehen, weil, so wie ich sehe, es ziemlich genau meinen Maßen entspricht. Es hatte eher eine dünne Taille und der Brustkorb war auch nicht sonderlich breit. Ich sollte es anprobieren!

Kurze Zeit später trat ich aus der Umkleide heraus und betrachtete mich im Spiegel. Es stand mir wie angegossen. der weise Stoff schmiegte sich an mein Körper, wie als wäre es seine einzigste Aufgabe. „Holy Moly Zara, Kindchen! Du siehst fantástico aus!" kreischte Lia, wo nenn ich sie mit Spitznamen, und umarmte mich flüchtig. Erleichtert atmete ich aus, da ich endlich etwas gefunden hatte.

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„Ich bin wieder da!" schrie ich, dass es Kyran auch hörte. Ich wusste, dass er heute schon früher Zuhause war, schließlich heiratete er morgen ebenfalls. „Küche" bekam ich nur zurück, weswegen ich mich zu dem genannten Ort bewegte. Tatsächlich stand dort Kyran, der kocht. Wie nett von ihm. „Hallo, Mi futura esposa [meine Zukünftige]! Bist du zufrieden, mit dem was du gefunden hast? Das hast du doch, oder?" Gott! Immer diese Spitznamen. Es regte mich auf, dass ich kein spanisch konnte. Jedoch nickte ich trotzdem, weil sein Name fr mich ja wohl. Nicht die Frage, welche er gestellt hatte, änderte.

„Ja, ich habe Schmuck, Schuhe und natürlich ein Kleid gefunden. Außerdem konnte deine Großmutter es nicht lassen mir die passenden Dessous mitzunehmen" den letzten Satz sprach ich aus, ohne darüber nachgedacht zu haben. Augenblicklich stieg mir die Wärme ins Gesicht. Wieso musste ich das jetzt verdammt nochmal sagen!? Ich blickte, nachdem ich kurz meinen Kopf gesenkt hatte, zu Kyran auf, der schelmisch grinste. „Na dann hoffe ich mal, dass ich diese auch zu Augen bekomme." raunte er leicht und schob mir eine Haarsträhne zurück.

Innerlich klatschte ich mir gerade eine.

„Ähm, soll ich die helfen? ... Beim Kochen?" lenkte ich schnell vom Thema ab. Es ist zwar nicht gerade schlau, denn ich konnte eigentlich nichts kochen. Das einzige was ich kann ist Tief-kühl-Lasagne. Ich weiß nicht wieso, aber selbst Pizza verbrennt bei mir.

Zum Glück ging er dann auch nicht mehr auf den Einkauf ein und antwortete mir „klar, wenn du kannst." ich sog scharf die Luft ein. „Nun ja, eigentlich nicht, was machst du denn überhaupt?" auf meine Antwort hin lachte er kurz auf und drehte sich dann zu der Pfanne. „Paella. Das ist ein spanisches Gericht, welches aus Fleisch, Gemüse und Reis besteht. Komm her."

KYRAN DIAZ

Sie stellte ihre Tasche ab und lief auf mich zu. Ich nahm leicht ihre Hüfte und stellte sie direkt vor den Herd. Dann stellte ich mich hinter sie und begann zu erklären, was sie machen sollte. „Okay, tu zuerst die Zwiebeln und den Knoblauch hinein" während ich die sagte, übergab ich ihr das Tablett, auf dem bereits das klein geschnittene Gemüse drauf lag. Sie nahm es und schob es mit einem Messer in die Pfanne.

Und so lief alles weiter.
Ich sagte ihr den nächsten Schritt und sie führte aus,

Dabei genoss ich ihre wärme, was auch wichtig ist, denn immerhin schlafen wir heute nicht nebeneinander, sondern getrennt.

Meine Oma wollte das so. Sie und ihr Aberglauben eben.

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