25 | L.A.

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ZARALIA DIAZ

Heute werden wir tatsächlich schon wieder in Los Angeles einfliegen. Die Zeit mit Kyran auf den Malediven war wirklich unglaublich schön. Der Kuss, den ich immer noch auf meinen Lippen spüre, hat sich nicht wiederholt. Ich selber weiß nicht, was er war. Ich weiß nur, dass mein inneres ich nach einem weiteren förmlich schreit.

Doch nein.

Ich konnte nicht. Wieso denn auch, wenn ich noch nicht einmal weiß, was das mit mir und Kyran alles ist. Ich könnte unmöglich eine auch nur annähernde Beziehung mit meinem Entführer führen.

Oder doch?

Schließlich war er schon lange nicht mehr mein Entführer. Viel mehr das Gegenteil. In gewissen Maßen hat er mich aus dieser schrecklichen und grausamen Welt, in welcher ich zuvor gelebt habe, herausgeholt.

Herrje! Mein Gehirn, mein Verstand, meine Psyche, meine Seele, mein Herz und mein Körper waren ein reines Chaos aus Unwissenheit und Gefühlen. Erschöpft von dem vielen Nachdenken, lehnte ich mich in den Bequemen Sitz des Flugzeugs und blickte zu meinem Gegenüber. Kyran saß ebenfalls auf einem der Lederplätze und schaute angestrengt aus dem Fenster. Er sah sehr danach aus, als würde er sich Sorgen machen.

Aber wovor?

Ich hatte keine Ahnung.

-

Anscheinend bin ich eingeschlafen, denn irgendjemand rüttelte an mir. „Mi Amor, wir sind gelandet." flüsterte die dunkle Stimme von Kyran leicht in mein Ohr. Jetzt erst bemerkte ich, dass er mich wahrscheinlich in eines der Betten getragen haben muss. Ich musste mich erst einmal kurz finden, bevor wir aus dem Flugzeug gestiegen sind.

Dort standen bereits mehrere schwarze Jeeps, von denen wir in den mittleren einstiegen. „Wir werden fürs erste wieder im Penthouse wohnen, da die Villa, nachdem die Russen dort angegriffen haben, nicht mehr sicher ist." erklärte mir Kyran während der Fahrt. Ich nickte verstehend.

Nach etwa einer viertel Stunde Fahrt, waren wir wieder an dem großen Hochhaus angekommen, in das Kyran mich vor etwas mehr als einem Monat entführt hatte.

Es ist schon etwas komisch, wieder hier zu sein.

Wir betraten den großen Empfangs-Saal und liefen zu zweit auf den Aufzug zu. Mein Ehemann betätigte den Knopf für den 25. Stock. Immer wenn ich Aufzug fahre, durchfährt mich ein kurzes Kribbeln im Bauch, was nun auch der Fall war, jedoch schnell wieder verflog. Eine dreiviertel Minute später stehen wir auf dem langen Gang, in dem sich die Türe für Kyrans Wohnung befindet. Ein kurzer Rückblick, tauchte vor meinen Augen auf.

Damals, als ich mit Kyran an meiner Seite zu Salvador gegangen bin, verspürte ich noch puren Hass auf ihn. Jetzt war nichts mehr davon über. Es hatte sich gewissener Maßen in Dankbarkeit verwandelt.

-

Gemütlich liege ich in unserem Bett und las ein Buch, welches ich in einem der Regale gefunden hatte. Gerade, als ich die nächste Seite umblättern wollte, öffnete sich die Zimmertür und ein ernster Kyran kam herein.

Was war denn mit dem los?

Ich wechselte meinen entspannten Gesichtsausdruck zu einem fragenden, den ich an meinen Ehemann richtete. Er bemerkte dies, und setzte sich an die Bettkante, um mir tief in die Augen zu schauen. „Ich muss mit dir reden. Es geht um die Russen, meine Rivalen. Wir können sie momentan einfach nicht ausfindig machen. Es scheint, als würden sie sich erstecken. Was auch eigentlich gut ist, aber in Wirklichkeit ein riesiges Problem ist. Weil wir nicht wissen, wo sie sind, können wir auch keine Spione schicken, um herauszufinden, was sie vorhaben. Ich meine, keine Mafia, verschwindet einfach so, ohne einen verlorenen Angriff, zu wiederholen. Höchstwahrscheinlich planen sie irgendeinen Anschlag, von dem wir bis jetzt noch nichts wissen. Bedeutet wir kennen nicht den Zeitpunkt, nicht den Ort und schon gar nicht die Art und Weise, wie sie vorgehen werden." kurz stoppte er „Ich wollte dir einfach nur sagen, dass du bitte auf dich aufpassen sollst."

Ich hatte nach seiner Ansprache, wirklichen Respekt vor der ganzen Sache. Wieder einmal wurde mir klar, in was für einer grausamen Welt er lebte.

Grausam und vor allem gefährlich.

Ich denke, ich hatte ein wenig Angst um ihn, auch wenn ich wusste, dass er mächtig war. „Okay, danke, dass du mir Bescheid gegeben hast. Ich werde auf mich aufpassen, versprochen." gab ich eine Rückmeldung.

„Wir sollten schlafen gehen, es ist schon spät." sagte Kyran und zog mich leichterhand aus dem Bett, bevor ich ihm in das Badezimmer folgte. Ich wusch mir mein Gesicht und kämmte mir die Haare, während Kyran Zahnpasta auf unsere Zahnbürsten auftrug. Er reichte mir meine und schaute dann in den Spiegel. Ich tat es ihm gleich und bemerkte wie schon so oft, was für einen Größenunterschied wir doch hatten.

Es sah wirklich ein bisschen witzig aus, wenn er fast dreißig Zentimeter größer war als ich. Mit einem Mal zückte er sein Handy und öffnete Kamera. Er hielt sein Handy nach oben und schoss zwei oder drei Fotos von uns. Eines davon, speicherte er letztendlich als Hintergrund ein.

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