24 | Unterwater

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ZARALIA DIAZ

Erstaunt betrachtete ich das Wasser, welches unter meiner Hand nach hinten rauschte. Kyran saß vor mir und ich spürte, dass er mich anschaute. Gott, er macht mich so unfassbar nervös. Wieso auch, musste er mich andauernd anstarren?

Nichtsdestotrotz konzentrierte ich mich weiter, auf das luxuriöse Schnellbot, auf dem wir uns befinden. Dieses brachte uns nämlich gerade zu der Hauptinsel, wie Kyran es nannte, damit wir dort essen konnten.

Nachdem wir nach etwa fünf Minuten angekommen waren, stieg Kyran aus und hielt mir seine Hand hin, damit ich ja nicht ins Wasser falle. Wenn er will, kann er ganz der Gentlemen sein. Weil ich nicht unhöflich sein will, nahm ich seine Geste an und ergriff die Hand, welche er mir hinhielt, um danach an den Steg zu steigen. Die Abendkulisse war wirklich traumhaft. Die Straße war mit Palmen an den Seiten beschmückt und das Meerwasser glänzte im Schein des Mondes. Noch dazu waren überall Lichterketten und aus mehreren Geschäften drang leise Musik heraus.

Wunderschön dachte ich mir.

Kyran nutze die Gelegenheit, dass er meine Hand hielt, aus, um mich leicht hinter ihm herzuziehen. Ich holte mit ein paar schnellen Schritten auf und wir liefen händchenhaltend zu dem Restaurant, nehme ich an.

Aus irgendeinem Grund entzog ich meine Hand nicht. Es störte mich nicht sonderlich. Sollte es zwar, tut es aber einfach nicht.

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„Zara, wollen wir ein Spiel spielen?" fragte mich plötzlich Kyran, während ich immer noch fasziniert den Rochen anstarrte, der gerade an mich vorbei schwamm.

Mein Ehemann, war doch tatsächlich in ein Restaurant mit mir gegangen, welches unter dem Wasser liegt. Ja richtig gehört! Ein Unterwasser-Restaurant. Der Saal, in dem die Plätze waren, war riesig und rundum ist eine Glasscheibe, welche die Sicht auf das beleuchtete Meer gibt, in dem Fische verschiedenster Arten schwammen.

Verrückt was es heutzutage alles gibt.

Ich bemerkte, dass ich Kyrans Frage immer noch nicht beantwortet hatte, weswegen ich mit einem „wieso nicht?" antwortete. Ich wusste zwar nicht ganz genau, was für ein Spiel er hier, inmitten dieses Restaurants spielen wollte, aber dennoch war ich neugierig um was für ein Spiel es sich handelt. „Also das Spiel geht ganz einfach. Ich stelle dir eine Frage und du beantwortest sie ehrlich. Danach dasselbe Szenario bloß umgekehrt und immer so weiter."

Klingt simpel.

Solange es nicht irgendwelche komplett komischen Fragen sind.

Ich gab meinem Ehemann mit einem Nicken zu verstehen, dass er anfangen könnte, was er dann auch tat. „Okay, erste Frage. Hattest du schon einmal einen Freund?" dies sagte er so, als hätte ihn seine Frage, bereits länger interessiert. Weil, ich kein Problem mit ihr hatte, fiel es mir auch nicht sonderlich schwer eine Antwort zu geben. „Nun ja, es gab jemanden, der immer meine Begleitung bei Galas oder Veranstaltungen war. Seine Familie war ebenfalls sehr involviert in wichtigen Anlässen oder Besprechungen. Irgendwann ist er weggezogen. Wir hatten uns früher immer sehr viel getroffen und uns auch ein oder zweimal geküsst, aber mehr war dort wirklich auch nicht. Also würde ich sagen nein, nein hatte ich noch nicht." erklärte ich ihm.

Ich sah, wie er sich bei einigen meiner Sätze etwas angespannt hat, aber es verflog zum Glück ziemlich schnell wieder.

„Du bist dran, dulzura" - „okay, meine Frage ist, ob du... nun ja, leitest du die Mafia oder tut das dein Vater?" fragte ich ihn, weil es mich wirklich interessierte.

„Mein Vater, hat mir vor circa einem halben Jahr die Mafia übergeben. Das heißt ich bin offizieller Boss unserer oder eben meiner Mafia." beantwortete Kyran. Er ist also ein wirklicher Anführer. Kein Wunder, dass er manchmal so angsteinflößend aussieht.

-

Wir hatten das Spiel noch lange weitergeführt, bis wir schließlich gegangen sind, da es schon 23 Uhr war. Weil wir noch nicht richtig müde waren, kam mir eine wirkliche verrückte Idee in den Kopf, aber auch eine tolle.

Wieso gehen wir nicht noch schwimmen?

Ich meine, wenn man schon am Meer ist, sollte man es auch ausnutzen.

Somit ging ich zu Kyran, der gerade telefoniert hat, wegen einem kleinen Zwischenfall und wollte ihn mit meiner grandiosen Idee bombardieren. „Kyran? Was hältst du davon, dass wir jetzt noch schwimmen gehen?" fragte ich ihn, sobald er sich zu mir gedreht hatte. Kurz schaute er mich ungläubig an, als wäre ich ein Alien, aber dann fing er an zu lächeln. „wenn du das willst, dann natürlich."

Zehn Minuten später umhüllte mich das lauwarme und beleuchtete Wasser des Pools. Es war wirklich unglaublich schön einfach nur so auf das Wasser starren zu können und zu... entspannen. Hinter mir bemerkte ich ein Präsens, welche andeutete, dass mein Ehemann hinter mir stand. Ich drehte mich um und blickte direkt in seine stechend blauen Augen.

Ich musste mich konzentrieren nicht direkt auf seine durchtrainierten Körper zu schauen, was wirklich schwierig war, wenn er so nah vor mir stand, als wären wir in einem Gang, der immer schmäler wird.

Wir schauten uns beiden einfach nur in die Augen. Mehr nicht.

Es war, als würden unsere Augen miteinander kommunizieren, so intensiv blickten wir einander an. Ich konnte und wollte mich nicht lösen. Wir waren wie Magneten, die man mit bestem Willen nicht auseinanderreißen konnte.

Unbemerkt kam Kyran mir immer näher. Mittlerweile ging das fast nicht, mehr da wir so nah aneinander waren. Es passte wirklich nicht einmal mehr Wasser zwischen uns.

Wir blickten uns immer noch wie verbannt an.

Sein Gesicht kam meinem immer näher und näher. Wie automatisch rutschte mein Blick zu seinen Lippen. Es war so gut wie totenstille. Man hörte nur das Rauschen der Welle und die Wassertropfen, welche von unseren Körpern hinuntertropften. Der Schein des Mondes beleuchtete uns perfekt, wie, als würde dies seine einzige Aufgabe sein.

Wie als würden wir ein und denselben Gedanken haben, durchbrachen wir die letzten Millimeter zwischen unseren Lippen und pressten diese aufeinander.

Ein Feuerwerk explodierte in mir und tausende von Gefühlen stachen ein. Der Kuss, war dieses Mal echt. Nicht geschauspielert oder gezwungen. Er war aus reinem Willen. Innerlich wusste ich, dass die Küsse davor ebenfalls ein wenig Willen in sich hatten. Aber dieser - dieser war unglaublich emotional und leidenschaftlich.

Kyran bat mich mit seiner Zunge um Einlass, welchen ich ihm sofort gewährte. Eine Schicht von unsichtbarem Glitzer prasselte in meinem Körper auf und ließen mich so unfassbar gut fühlen, wie ich es nie zuvorgetan habe.

Es war, als würden unsere Lippen, unsere Seelen füreinander bestimmt sein.

Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt