39 | Truth

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KYRAN DIAZ

Panisch rannte ich in das Penthouse herein. Immer noch überragte mich eine Angst, dass Zara etwas zugestoßen ist, was laut der Nachricht nicht abwegig war. Es ist beschissen nicht zu wissen ob ihr es gut geht. Trümmer von Angst und Adrenalin verzierten meinen gesamten Körper und ich wusste, dass wenn Zara sich nicht gleich in meinen Blickfeld befindet, meine Welt zusammenbrechen würde.

„ZARA!" schrie ich durch das große Apartment, während ich durch das leere Wohnzimmer stürmte. Die Hoffnung auf das Wohlbefinden von ihr stieg mit jedem Schritt immer mehr. In der Dunkelheit des Unwissens fühlte ich mich verloren, meine Gedanken an Zara und die Angst, dass ihr etwas passiert ist, wirbelten wie Schatten um mich herum. Die Stille wurde von meinem eigenen Herzschlag durchbrochen, während die Furcht in meinem Inneren wuchs. Zweifel nagten an meiner Seele, und die Unsicherheit vergangener Entscheidungen lastete schwer auf mir.

„Ja?" vernahm ich plötzlich aus dem Schlafzimmer. Ich atmete erleichtert aus und lief sofort zu ihr. Kaum betrat ich das Zimmer sah ich Zara, wie sie mich fragend anschaute. „Wieso hast du so panisch geschrien?" fragte sie verwirrt, während ich auf sie zulief.

„Ich... ich dachte nur dir wäre etwas passiert." redete ich auf sie ein und zog sie in eine feste Umarmung, mit Bedacht auf ihren schwangeren Bauch. Sofort beruhigte ich mich wieder ein wenig und zog ihren angenehmen Duft ein.

Ich war so unglaublich froh, dass es ihr gut ging.

Wenn Zara oder dem Baby etwas passiert wäre, hätte ich wahrscheinlich die gesamte Welt niedergebrannt. Ich hätte meine Seele verloren und mir selber das Tageslicht genommen. Zara und unsere Tochter, welche jeden Moment auf die Welt kommen könnte, sind mein ein und alles und ich werde alles dafür tun, um sie zu beschützen.

Langsam setzte ich meinen Mund an ihr Ohr und flüsterte: „lass uns schlafen gehen, es ist schon spät." wir lösten uns und augenblicklich begannen mein Körper zu kribbeln, dort wo ihre Haut, auf meine getroffen war.

Zehn Minuten später, lagen wir gemeinsam in unserem Bett und es schien so, als wäre Zara bereits eingeschlafen. Ich hörte ihren gleichmäßigen Atem, welcher durch das leichtbekleidetere Schlafzimmer drang.

Ich jedoch war noch lange nicht müde.

In meinem Kopf herrschte das reinste Chaos und mein Verstand wollte nicht Ruhe geben. Ich machte mir Sorgen, die größer waren als ich je von einer Nachricht erwartet hätte können.

Rouven war zurück.

Das wusste ich. Und er dachte immer noch, ich hätte Victoria getötet. Deswegen möchte er wiederum meine Frau töten. Ich musste das verhindern und zwar mit allen möglichen Mitteln, die es in diesem Universum gab.

Ein Vibrieren meines Handys, welches auf dem Nachttisch riss mich aus meinen Gedanken.

Da ich ohne hin die nächsten Stunden keinen Schlaf finden würde. Dreht ich mich von Zara weg und griff mit meiner rechten nach dem Handy auf dem Tisch. Es ist bereits wieder ausgegangen wie ich erkennen konnte, weswegen ich den Knopf an der Seite drückte und sich das display anschaltete.

Ich stellte zuerst die Helligkeit ein wenig runter, da Zara nicht geweckt werden soll und entsperrte dann mein Bildschirm.

Anonym - eine neue Nachricht

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, während mein Zeigefinger sich auf die Nachrichtenleiste zubewegte. Ich tippte auf die Nachricht und ein leerer, bis auf den neuen Text, Chatverlauf zeigte sich mir.

Panik gehabt?
Keine Sorge, es hat gerade erst angefangen.
-R

Alles in mir versteinerte sich. Ich spannte meine Muskeln an, während ich die Wut in meinem Körper hochkommen fühlte. Jede einzelne Faser straffte sich, als die Energie durch meinen Verstand pulsierte. Das Blut verschleunigte sich in meinen Adern und ich spürte, wie abermals das Adrenalin aufkam.

Rouven hatte doch tatsächlich eine neue Drohung gewagt. Dieses elende Arschloch. Ich werde ihn finden und so lange leiden lassen, bis seine Seele von alleine aufgibt. Ich werde solange zustechen bis der Schmerz ihm zeigt, dass er sich nicht mit mir und schon gar nicht mit meiner Frau anlegen sollte.

-
ZARALIA DIAZ

„Wie findest du das?" fragte ich Kyran und hielt ihm währenddessen das rosa-weiße Babykleid hin. Er nickte nur und nahm es mir ab, um die Kleidung in den Einkaufswagen zu legen. Mich regte es auf, dass er heute so verdammt still und konzentriert war.

Wie, als wäre er ausgewechselt worden.

Ich atmete laut aus und drehte mich wieder weg. Was war nur los mit ihm? Lag es an mir? Ich hoffe mal nicht, denn sowie er drauf war, war die Angelegenheit wohl nicht gerade spaßig.

„Zara, lass uns zur Kasse gehen, das reicht, du siehst müde aus." schlug Kyran mit einer angestrengten Stimme vor. Ich fragte mich warum er wieder so schnell gehen wollte, denn müde sehe ich bestimmt nicht aus.

Wenn schon genervt.

Dennoch nickte ich nur und lief Kyran kurze Zeit später hinterher. Der Wagen war nicht gerade voll, doch weil wir neulich schon einmal Sachen für unsere Tochter, Adeline, besorgt hatten brauchten wir nicht mehr so viel. Kyran zückte, sobald die Kassiererin alle Klamotten und Spielsachen gescannt hatte, seine Kreditkarte und hielt sie an das Zahlungsgerät.

Nachdem wir aus dem Laden austraten, wurde die Luft augenblicklich wärmer, da hier draußen keine Klimaanlagen mehr angebaut waren, was auch logisch ist. Zusammen liefen wir über den Parkplatz zu Kyrans Auto und ich setzte mich schon einmal auf den Beifahrersitz.

Kyran setzte sich einige Momente später ebenfalls zu mir und startete das Fahrzeug. Die ersten paar Minuten war alles still, was ich nicht gerade prickelnd fand, weswegen ich ihm eine Frage stellte, welche mich die ganze Zeit schon interessierte.

„Kyran, warm verhältst du dich seit heute morgen so angespannt und still? Habe ich etwas falsch gemacht?"

Meine Stimme durchbrach die Ruhe im Auto, diese kehrte aber sofort wieder ein, nachdem ich fertig gesprochen hatte. Sie blieb auch noch für mehrere Sekunden, bis zu dem Zeitpunkt, als Kyran anfing zu sprechen.

„Mi Amor, wie kommst du auf so etwas? Nie würde ich wegen dir so anders sein. Du bist die Person, die mich zum Lachen bringt und welche mein kaltes Herz erwärmt. Du lässt mich fühlen, wie es nie jemand zuvor gemacht hatte und handeln, als wäre ich verpflichtet dich zu beschützen. Und um genau das geht es, Zaralia." -er machte eine kurze Pause und griff nach seinen nächsten Worten- „ich hatte früher einen Adoptivbruder. Unsere Familien waren sehr eng befreundet, doch nach einiger Zeit starben seine Eltern. Wir nahmen ihn somit auf und das lief auch alles gut. Bis zu diesem einem Tag. Wir beide waren sechzehn und seine Freundin, Victoria, wurde zusammen mit meiner Tante von unseren Feinden entführt. Wir begaben uns auf eine Rettungsmission und mussten uns aufteilen. Rouven, so hieß mein Adoptivbruder, und ich taten uns zusammen und durchsuchten den hinteren Keller der riesigen nach einer Weile mussten wir uns wieder aufteilen und somit waren wir alleine. Ich fand Victoria schließlich in einem Raum, in dem sich ebenfalls ein Sicherheitsmann unserer damaligen Feinde befand. Er tötete Victoria letztendlich mit einem Schuss durch den Kopf. Kaum hatte er dies getan, beendete er sein eigenes Leben und bis heute frage ich mich warum. Wahrscheinlich weil er wusste, dass, wenn Rouven das herausfindet, er ihn leiden lassen würde, bis er nicht mehr könnte. Ein paar Momente später kam jedoch Rouven herein und er nahm an, das ich die beiden getötet habe. Er wollte dies auch bei mir tun, doch ich konnte es verhindern. Nach dem Missverständnis hatte ich ihn nie wieder gesehen oder etwas von ihm gehört bis gestern. Zara, er... er will dich tot sehen. Als Rache für Victoria."

Stille.

Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt