43 | The letter

1K 34 1
                                    

ZARALIA DIAZ

Meine Augenlider schlugen langsam auf. Adeline schrie. Müde stand ich auf und lief zu ihr, bevor ich meine Tochter auf den Arm nimm. Ich wollte gerade aus dem Schlafzimmer gehen, um Kyran nicht zu wecken, als ich bemerkte dieser gar nicht da war. Verwundert zogen sich meine Augenbrauen zusammen, während ich mich fragte, wo Kyran eine halbe Stunde nachdem wir beide schlafen gegangen sind, war. Im Penthouse jedenfalls nicht. Überall war es stockdunkel, nur mein Nachttisch spendete ein wenig Licht. Auch war es totenstill, wenn man Adelines Schreie nicht beachtete.

Darum kümmere ich mich zuerst!

Somit lief ich ein wenig überrascht und planlos ins Wohnzimmer, wo ich Licht anmachte und begann, meine kleine süße Tochter zu stillen. Ich konnte währenddessen förmlich spüren, wie sich die Sorgenfalten auf meiner Stirn bildeten.

Was ist wenn ihm was passiert ist?

Seufzend stand ich nach exakt 27 Minuten wieder mit einer schlafenden Adeline auf, um sie in ihr Bett zu legen. Mein leises Tapsen und ihr ruhiger Atem, war das einzige, was die Stille ein wenig durchbrach. Vorsichtig lies ich sie in ihr kleines Bett runter und wickelte sie in ihrem Schlafsack.

Ein wenig wie Sushi.

Ich lächelte und schlich leise wieder zurück ins Wohnzimmer. Nun, mein lieber Kyran, möchte ich dich finden und eine gute Erklärung, warum du mich in ungemütliche Sorgen versetzt! Ich griff nach meinem Handy, das ich aus dem Schlafzimmer mitgenommen habe, und versuchteihn anzurufen.

Mailbox.

Während ich versucht habe, ihn anzurufen, bin ich wohl unbemerkt aufgestanden, was mir meine Nervosität nochmal ziemlich verdeutlichte. Mir wurde immer klarer, dass Kyran etwas Schlimmes zugestoßen sein könnte. Meine Sorgen wuchsen und wuchsen mit jeder kleinen Sekunde und-

...und sie verwandelten sich plötzlich in Verwunderung um.
Warum lag auf unserer Kommode ein Brief. Zügig ging ich auf ihn zu. Der lag vorhin noch nicht hier. Ich nahm ihn in meine Hand.

Für Zara.

Stand auf dem Brief. Mehr nicht. Doch es war Kyrans Handschrift. Langsam und nicht bereit für das was jetzt kommt, nahm ich einige Papiere aus dem Umschlag. Das erste war ein Zettel, auf dem die gesamten Konten von meinem Mann und ihre Zugänge zu sehen waren. So ein hatte ich schon einmal gesehen. In Spanien. Kyran hatte es mir zum Shoppen dagelassen.

Aber was soll ich damit um kurz vor Mitternacht?

Nichts desto Trotz griff ich nach dem nächsten. Es war ein... Testament.

NEIN!
Das darf nicht war sein!

Anstatt es zu lesen und nachzusehen, ob sein auf diesem Stück von Unsinn stand, knüllte ich das Papier in Sekundenschnelle zusammen und warf es so weit weg wie ich konnte. Es ist völliger Bullshit, was ich gerade in der Hand gehalten habe, denn auch nur der Gedanke daran, dass dieses Testament von verdammt nochmal Kyran Diaz war, versetzte mein herz in eine pause, welche grausamer war, als alles was ich zuvor in meiner Vergangenheit miterleben musste.

Vorsichtig nahm ich das letzte Stück Papier in meine Hand, die bereits zitterte. Es war ein Text, welcher in Kyrans elegant geschwungener Handschrift zusehen war. Vorsichtig setzten sich meine Augen an die erste Zeile.

Liebe Zara,
Ich weiß, dass wir uns eigentlich erst seit kurzem kennen, doch es fühlt sich so an, als würdest du mich schon mein ganzes Leben lang mit deiner zauberhaften Art begleiten. In ein paar Tagen, wäre sogar der Tag gewesen, an dem wir uns das erste mal sahen. Dann wäre es genau ein Jahr, in welchem ich diese wundervolle Frau an meiner Seite habe. Sie bringt mich immer zum lachen und erwärmt mein Herz, so, dass ich denke, es würde gleich schmelzen. Sie hat mir sogar eine winzige und süße Tochter geschenkt, welche immer in meinem Gedächtnis sein werden wird. Ich liebe die beiden über alles. Ich hoffe du weißt, dass ich von dir und Adeline spreche. Von meinen Prinzessinnen. Gerade jetzt in diesem Moment, beginnen meine Augen schon wieder vor Stolz und Liebe zu leuchten, weil ich an euch denke.

Ich denke an dich Zara.

Und zwar die ganze Zeit. Es verging kein einziger Augenblick, an dem ich nicht meine einzigartige, wunderschöne Frau in meinen Gedanken gehabt habe. Ich liebe dich, mi Amor. Auf eine Weise, welche weit über normale Liebe heraus geht. Ich will, dass du das weißt. Ich möchte, dass du weißt, dass ich egal wann, dich immer beschützen werde. Ich werde dir immer meinen Segen aussprechen, dich immer bewundern und vor allem immer lieben.

Für immer und ewig.

Bitte pass gut auf Adeline und dich auf.
Du wirst immer in meinem Herzen sein,
Kyran.

Meine Augen brannten und meine Wangen waren nass von den vielen Tränen. Wieso? Wieso tut er mir diese verfluchte Scheiße an!? Er schrieb es in keinem Wege, doch ich wusste genau, wieso er mir das alles verfasste. Schmerz versetzte sich augenblicklich in meinen Körper und eine wehtuende Dunkelheit legte sich über mein Herz. Er war mein ein und alles. Er durfte sich nicht verabschieden, aus welchem Grund auch immer. Meine Emotionen vermischten sich. Hilflosigkeit, seelischer Schmerz, Leere, Versagen und vernebelte Liebe trafen aufeinander und bildeten einen Hass. Einen Hass auf den Mann, der mich mit Liebe erfüllt und mich geheilt hatte. Einen Hass, weil er verdammt nochmal gehen will.

Für immer.

Und das durfte nicht geschehen!

Ich durfte das nicht zulassen!

Ich werde es nicht zulassen!

Das verspreche ich!

Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt