28 | »Geh nicht«

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ZARALIA DIAZ

Der Mann zog mich weiter die Treppe herunter, bis wir untern angekommen sind. Er schupste mich hinter ihm her und lief durch mehrere Räume und Gänge, die mittlerweile komplett zerstört und mit mehreren Leichen beschmückt waren. Er hielt an, in einem großen Saal, der so aussah, als ob er eine Eingangshalle war. 

Und dann sah ich ihn.

Kyran.

Er schlug gerade einen Mann zu Boden, der bereits mehre Blutwunden im Gesicht hatte. Der Gorilla blieb stehen und schrie lauter den je durch die Halle. „Alle zuhören! Die liebe Zaralia Diaz wird gleich sterben, wenn du, Kyran, mir nicht auf der Stelle gibst, was ich von dir will."

Ich erschütterte. Nicht nur an der Tatsache, dass ich wahrscheinlich gleich sterben werde, sondern auch daran, dass ich die Stimme erkannte. Es war der Mann, der auch schon an dem Parkplatz war und mir die Droh-Nachricht geschrieben hatte. Doch was genau wollte er von Kyran? Und was hatte ich damit zu tun?

Ich merkte, wie meine Augen glasig wurden. Ich schaute zu Kyran. Und er zu mir. Es war so, als würden unsere Augen miteinander kommunizieren. Er sagte so etwas wie „hab keine Angst, ich hol dich hier raus". Für diesen einen Moment blieb die Zeit stehen. Als unsere Blicke sich verbunden, spiegelte sich die gemeinsame Entschlossenheit wider. 

Mein Ehemann zückte so schnell eine Waffe, dass ich nicht verstehen konnte, was er vorhatte.

Ein Schuss ertönte, 
ein schmerzerfüllter Schrei ertönte.

Die Präsenz hinter mir verschwand und ich sah wie der Mann, welcher mich gerade eben noch festgehalten hatte, zu Boden fiel. Kyran hatte ihn nah an seinem Herzen angeschossen. Wenn er jetzt sterben würde, dann wäre ich daran ebenfalls schuldig. 

„KYRAN DU ELENDER BASTARD, DAS WIRST DU BEREUEN!" schrie Gorilla mit schmerzerfülltem Unterton. Trotz allem, dass er so viel blutete, nahm er eine Waffe, welche hinter ihm lag und zielte damit auf mich.

Ein weiterer Schuss ertönte.

Ich konnte nicht reagieren.

Qualvolle Schmerzen bildeten sich augenblicklich an meinem Bauch und ich schrie auf. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen und ich merkte, wie ich in starke Arme fiel. Ich blickte auf und sah in Kyrans wunderschöne blaue Augen. Mein Bauch fühlte sich an, als wenn tausende von Messern hineinstachen. Eine ausgeglichene Atmung zu haben, war ein so gut wie unüberwindliches Hindernis und die Dunkelheit wurde immer und immer stärker.

„Nein! Princesa, du musst bei mir bleiben, okay? Du darfst nicht gehen! VERSTANDEN! Du wirst mich nicht verlassen! Ohne dich würde ich nicht weiterleben können, ich würde mich selber umbringen müssen, weil ich dich verdammt noch mal liebe! Nein, ich liebe dich nicht nur, lieben ist nicht ansatzweise meine Emotion für dich. Immer wenn du mich anschaust, dann leuchtet mein dunkles Herz so intensiv auf, dass es die gesamte Welt erhellen würde. Deine verfickte Welt, okay? Ich will und werde sie dir zu Füßen legen. Also wirst du jetzt verdammt nochmal nicht deine Augen schließen! ICH LIEBE DICH SO UNFASSBAR SEHR, DASS DU MIR DAS NICHT ANTUEN KANNST!"

Kyrans verschleierte Stimme drang zu mir durch.

Ich hatte kaum noch Kraft mehr. Die Tiefe der Dunkelheit zog mich immer weiter in den Abgrund.

Mit meiner letzten Kontrolle, welche ich über meinen Körper besaß, brachte ich ein leises Flüstern meinerseits heraus.

„Kyran, ich liebe dich... vergiss das nie!"

-

Kyran. 

Er ist es.

„Mi Amor, du bist mein ein und alles. Das weißt du. Immer wenn du in meinen Augen bist, sprudelt mein Herz auf. Doch jetzt zerbricht es bei diesem Anblick. Es schmerz so tief, dass das Feuer, welches deinetwegen vor Liebe meinerseits brennt, erlöscht werden will. Es will aus dieser Qual befreit werden. Doch das kann es nicht. Das wird es nie können. Schließlich ist wahre Liebe unsterblich. Sie kann nicht getötet werden."

„Weißt du princesa, manchmal wünschte ich du wärst Dornröschen. Sie ist zwar nicht ansatzweise so zauberhaft, lebensfreudig, erfreuend und wunderschön wie du, aber wenn ich dich küssen würde, dann würdest du wieder aufwachen."

„Ich versenke in dem Gedanken, dass du vielleicht nie mehr aufwachen wirst. Und das, obwohl ich dir noch so viel zeigen wollte. Die Zukunft, welche ich für uns beide geplant hatte, wird es vielleicht nicht geben. Ich wollte dein strahlendes Gesicht sehen, wenn du erfährst, dass wir zusammen Eltern werden. Ich wollte dich erfreut aufschreien sehen, wenn ich dir sage, dass wir zusammen ins Disney-Land fahren. Ich wollte mit dir ein Haus bauen lassen, welches ganz nach deinen Vorstellungen aussieht. Ich wollte so viel mit dir. Nein! Nein! Nein! Ich will es - nicht wollte. Ich will es und werde es. Du kannst nicht gehen!"

...

Ich hörte seine Worte. Ich hörte alles. Und auch wenn es unmöglich schien, wollte ich kämpfen.

Für ihn.

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