ZARALIA DIAZ
Stille.
Fassungslos starrte ich Kyran an, welcher gerade dabei war, an die Seite zu fahren. Er hatte mir soeben gebeichtet, dass ich die Zielscheibe seines Adoptivbruders war, von dessen Existenz ich noch nicht einmal wusste. Angst um Adeline, Angst um mich und Angst um Kyran breitete sich in rasanter Schnelligkeit in mir aus, wobei mein Atem lauter und schneller wurde.
Wir waren verdammt nochmal glücklich und nun erfahre ich, dass Kyrans Adoptivbruder Rache an mir ausüben will, wegen einer Tat, die noch nicht einmal geschehen ist?
Wenn will man hier überhaupt verarschen?
Was ist, wenn er es schafft und Adeline dann ohne Mutter auswächst? Ich möchte ihr nicht dasselbe Schicksal schenken, welches ich miterleben musste. Ich wusste genau wie viel Schmerz einem widerfährt und an welcher großen Menge an Trauer und Depressionen mein leiden muss. Wenn so etwas passieren würde, dann könnte ich mir, selbst wenn ich tot bin, nicht verzeihen.
„Mi vida, bitte sag etwas." flehte Kyrans brüchige Stimme mich an.
„Was soll ich schon groß sagen? Ich bin glücklicher denn je, weil ich gerade eben erfahren habe, dass ich bald sterben werde?" antwortete ich sarkastisch und schaute ebenfalls nach vorne, auf den Abhang, hinter dem sich das Meer befand.
Kyran atmete hörbar aus und wieder ein. „Zara. Ich will das du eines weißt. Du. Wirst. Auf. Keinen. Fall. Sterben. Ich werde dich beschützen mit meinem Körper und meiner Seele. Ich habe darin schon viel zu oft versagt und noch einmal lasse ich es nicht zu. Du wirst nicht dein Leben lassen, als Rache für ein Missverständnis. Das könnte ich mir niemals verzeihen."
Sprach Kyran, während er mein Gesicht in seine Hände nahm. „Weißt du noch, als ich zu dir gesagt habe, dass du dich immer beschützt fühlen sollst? Genau jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür. Ich will, dass dir im klaren ist, dass, wann immer du mich braucht, ich zu jedem Zeitpunkt bei dir sein werde und dich schützen, als wäre es mein eigenes Leben."
Nachdem er diese Wörter ausgesprochen hatte, schloss er seine wunderschönen blauen Augen und setzte dafür, seine Lippen auf meine. Seine Berührungen beruhigten mich in einer gewissen Weise und ließen mich wieder ruhiger denken und handeln.
Ich erwiderte seinen Kuss und ließ mich ebenfalls in ein Reich von Leidenschaft fallen. Unsere Lippen trafen sich in einem sinnlichen Tanz, während wir uns tiefer in das Feuer der Emotionen verloren. Die Zeit schien still zu stehen, als wir gemeinsam das Gefühl der intensiven Verbindung genossen. Die Welt und die Probleme unseres Lebens um uns herum verschwamm, und nur der pulsierende Rhythmus unserer Lippen und die intensiven Gefühle blieben einzig und allein in diesem Moment.
Wir lösten uns kurze Zeit leicht keuchen wieder und Kyran beugte sich zurück. „Alles wird gut mi Amor."
-
Mittlerweile fuhren wir nicht mehr nach Hause, sondern in das Boxstudio von Kyran, weil er mir dort angeblich etwas zeigen möchte. Ich hinterfragte es nicht, da Kyran zu allem im Stande war und ich nun mal hochschwanger, weswegen ich wohl kaum zum Boxkampf antreten werde.
Kyran hielt vor einem Gebäude mit flachem Dach und geschätzten drei Stöcken, das in einer ruhigeren Gegen lag. Auf dem Parkplatz standen ein paar weitere Autos, aber sonst war es relativ leer um uns herum.
Mein Ehemann stieg aus dem Porsche und joggte vorne um das Auto herum, um mir die Tür auszuhalten. Mittlerweile probierte ich es gar nicht mehr, selber die Tür zu öffnen, da ich weiß, dass Kyran nur wieder eine unnötige Diskussion anfangen würde, weswegen ich immer schön wartete und er somit zufrieden die Autotür öffnen konnte.
„Komm her" flüsterte Kyran, während ich ausstieg und zog mich kurze Zeit später in eine Umarmung. Geborgenheit leuchtete in mir auf und eine angenehme Wärme stieg hoch. Die Sekunden in Kyran's Armen schienen wie eine Zeitblase, in der Sorgen und Ängste verschwanden. Sein Herzschlag wurde zu einem beruhigenden Rhythmus, der mich mit jedem Puls näher zu einem Gefühl von innerem Frieden brachte. In dieser Umarmung fand ich Trost, als würden seine starken Arme die Last meiner Gedanken sanft abtragen.
Wir lösten uns wieder voneinander und gingen zusammen in die Richtung des schwarzgestrichenen Gebäudes. Er öffnete mir die Tür und sofort stieg mir ein Geruch einer Mischung aus Schweiß und dem markanten Duft von Leder, der von den wahrscheinlichen Boxhandschuhen durch den Raum schwebte. Die Atmosphäre war intensiv, aber es herrschte ein Gefühl der Entschlossenheit in der Luft. Bereits von hier konnte man stumpfe Schläge und Schreie hören, was mir einen kleinen Adrenalinschub verpasste.
Wir waren momentan noch in einem kleinen Vorraum, welcher etwa so groß ist, wie ein normales Schlafzimmer. Er hatte an der Seite ein Brett an dem einige Zettel hangen und darunter Lichtstreifen angebracht waren, die über die ganze untere Wand entlang gingen und rotes Neon-Licht ausstrahlten.
Da es hier anscheinend nicht mehr viel zu sehen gab, schnappte sich Kyran meine Hand und lief auf die vor uns liegende Doppeltür zu, die er öffnete und sich kurz danach ein riesiges Boxstudio vor meinen Augen öffnete. Überall kämpfen muskulöse Männer, und auch einige Frauen, an Boxsäcken, mit Partner oder in dem Ring, welcher nicht übersehbarer in der Mitte der Halle stand.
Mein Respekt wuchs und wuchst, da ich wahrscheinlich die schwächste in dem gesamten Gebäude bin. Die meisten beachteten uns nicht, wofür ich auch ehrlich gesagt sehr dankbar war, denn die Aufmerksamkeit aller Gorillas, wollte ich nicht unbedingt auf mich ziehen.
Kyran dirigierte mich zu einer Tür hinten rechts, welche er mir aufhielt und ich zögerlich in den Raum, welcher sich dahintergestanden reinlief. Es war ein weiterer Boxraum. Nicht ganz so riesig wie der von gerade, doch immer noch groß genug, um zum Beispiel eislaufen zu gehen, wenn man die gesamte Fläche mit Eis bedecken würde.
„Das Boxstudio gehört mir, wie du schon ja schon weißt, aber trotzdem sind hier auch andere, von denen die meisten wohlgemerkt in der Mafia sind. Dieser Raum hier ist aber einschließlich meiner, weswegen uns keiner stören könnte." erklärte mir Kyran, während er weiter ging.
Ich staunte nicht schlecht, da ich nicht dachte, dass man extra einen eigenen Raum für sich einrichten könnte, aber schließlich stehe ich hier neben Kyran Diaz, welcher natürlich immer einen Schritt weiter sein muss. Bei meiner Feststellung musste ich kurz ein wenig grinsen, weswegen mich mein Ehemann komisch anschaute, ich aber nur abwinkte.
Er hielt am anderen Ende an einer Wand vor der eine kleine Kommode stand. Kyran öffnete die oberste Schublade und holte eine kleine weiße Fernbedienung hervor, welche er in Richtung Wand hielt. Bevor ich mich überhaupt wundern konnte, warum er das tat, wurde die weißbestrichene Wand auf die Seite gefahren und etwas unglaubliches bahnte sich vor meinen Augen aus.
Hinter der Wand hatte sich ein Kunstatelier befunden, welches nun im Anschluss zu dem Boxraum steht. „Ich hab es für dich bauen lassen, damit du mitkommen kannst und trotzdem Spaß hast. Momentan möchte ich dich nämlich wirklich ungerne alleine lassen." sprach Kyran, während er mit den Fingern über die Staffelei strich.
Mein Mund klappte auf.
Ich war so unglaublich froh, diesen Mann an meiner Seite zu haben und auch wenn die Situation momentan nicht gerade schön und einfach ist, zaubert er ein Lächeln auf mein Gesicht. Er schafft es, mich trotz aller Probleme glücklich zu machen und darum liebe ich ihn mehr als alles andere.
DU LIEST GERADE
Only One
Teen FictionAls Zaralia, ein bildhübsches, aber dennoch gebrochenes Mädchen, eines Nachts verzweifelt versuchte, vor den Fängen ihrer tragischen Vergangenheit zu flüchten, ahnte sie nicht, dass sie mit diesem Schritt eine ganze Stadt untergehen lassen könnte. L...