BEN POV
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand tigere ich durch mein Haus. Ich schaue mich um und schüttle den Kopf. So langsam bekomme ich Panik. Irgendwie sieht hier alles so aus, als ob nichts weiter geht. Aber jeder versichert mir, dass er im Zeitplan ist. Na da bin ich mal gespannt. Zur Not kann ich sicher in der Einliegerwohnung bleiben. Aber die eigenen vier Wände wäre schon schöner.
Nächste Woche, wenn Jessica wieder da ist, dann werde ich nach Berlin fahren und meine letzten Kisten packen. Am 20.6. kommt der Umzugswagen. Und am 30.7. der von Jess. Sie hat auch noch nicht all zu viel gepackt. Oder ich hab es einfach nicht gesehen? Ich gebe zu, meine Aufmerksamkeit liegt immer mehr auf der Hausherrin, als auf ihrem Hausstand. Wie schaffe ich es nur in den nächsten Wochen ein bisschen Zeit für sie zu haben?
Ein Klingel an meiner Türe holt mich aus meinen Gedanken. Der nächste Handwerker. Jetzt sind wieder alle da. Wir besprechen kurz was anliegt und ob ich noch irgendwas absegnen muss und dann verabschiede ich mich und werde jetzt erstmal in die Klinik fahren und nach Gerd schauen.
Als ich auf Station ankomme bin ich überrascht. Markus sitzt am Bett seines Vaters. Ich hab ihn ewig nicht gesehen. Selbst auf dem Fest seiner Eltern haben wir nicht geredet. Entsprechend kühl fällt unsere Begrüßung aus. Er hat sich verändert. Die Haare sind jugendlich kurz mit Sidecut und auf seinem Unterarm blitzt ein Tattoo hervor. Das hätte ich nun nicht erwartet. Ich habe ein gespaltenes Herz auf meiner rechten Schulter. Aber Markus? Er war immer der vernünftigere von uns Beiden. Manchmal richtig gehend spießig in seinen Ansichten. Er und ein Tattoo?
„Lange nicht gesehen." sagt er.
„Das kann man wohl sagen. Wenn Du ja da bist, dann werde ich wieder fahren. Zu Hause habe ich genügend zu tun." Sage ich zu ihm. Irgendwie fühle ich mich in seiner Nähe unwohl.
Außerdem ist es sein Vater, der hier liegt. In Zukunft, wenn Jessica nicht mehr da ist, wird er sich eh mehr kümmern müssen. Dann kann er ja schon mal damit anfangen.
„Mama hat gesagt, dass Du derzeit in der Einliegerwohnung schläfst. Du baust das Haus um?"
„Ja, ein bisschen was wird verändert. Hauptsächlich modernisiere ich. Neue Bäder, mehr Stromkabel, Internet, Sicherheitsfeatures und so was."
„Und wann fängst Du an der Klinik an."
„Ab 1.7."
„Dann ist ja nicht mehr viel Zeit."
„Ja, und heute morgen würde ich nicht mehr wetten, dass das Haus bis dahin fertig ist." Ein Gedanke, den ich echt beschissen finde, denn das heißt auch, dass ich für meine Möbel eine Übergangslösung finden muss.
„Du kannst so lange Du willst bei uns bleiben Junge." sagt Markus Mutter, die unser Gespräch verfolgt hat."
„Danke, das weiß ich. Aber irgendwann würde ich gerne mal wieder in meinem eigenen Bett schlafen." Und das Problem mit den Möbeln ist damit auch nicht gelöst.
„Und wer wärmt derzeit Dein Bett?" Da ist wieder eine dieser fiesen Fragen. Was um Himmels Willen hat er nur gegen mich? Das kann doch nicht nur wegen damals sein? Oder weiß er von Stephanie und mir? Aber da hab ich mir nichts vorzuwerfen. Wir haben das erste Mal miteinander geschlafen, als sie längst nicht mehr zusammen waren.
„Niemand. Aber Florian wird mit einziehen."
„Ah, hat Natalie die Nase voll von ihm?" Was soll das denn jetzt? Der Typ ist voll aggressiv. Oder, wie es Jess vermutet, voll unzufrieden mit seinem eigenen Leben.
„Die beiden haben gerade ein paar Schwierigkeiten. Aber nichts, was man nicht wieder hinbekommt." erkläre ich mich, obwohl ich es nicht müsste.
„Deswegen zieht er auch zu Dir." Seinen Sarkasmus kann er sich sparen.
DU LIEST GERADE
First Love
RomanceDie eine, die große Liebe. Manche treffen sie schon früh, Andere gar nicht. Manchmal aber auch sind es Umstände, Entscheidungen, die wir treffen und unsere Liebe weggeben. So ist es Ben und Jessica ergangen. Ob sie ihre neue Chance nutzen?