Epilog

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BEN POV

Was für ein Tag! Man merkt, es sind Faschingsferien und zu unser Aller Freude liegt ziemlich viel Schnee in den Bergen. Je mehr Leute sich auf den Pisten tummeln, um so mehr Unfälle. Und heute scheint mal wieder so ein Tag zu sein, an denen viel Schlechtes zusammen kommt.

Seit ich die Klinik heute morgen um 9 Uhr betreten habe, stehe ich fast ununterbrochen im OP. Eigentlich bin ich ja Chefarzt der Kardiologie, aber natürlich wissen alle, dass ich auch Notfall-Chirurg bin und wenn Tage wie heute sind, dann muss ich halt mit ran.

Begonnen hat der Tag mit einem Crash auf der A7. Auf dem Weg zur Piste haben mal wieder irgendwelche Flachländer die Straßenverhältnisse unterschätzt. Letztlich hat der Unfall zwei Menschen das Leben gekostet und drei weitere liegen hier in der Klinik. Ein kleiner Junge lag auf meinem Tisch mit multiplen Frakturen und einem Milzriss.

Kaum hatten wir den Jungen aus dem OP heraus, war ich als Kardiologe gefragt. Eine Frau in meinem Alter wurde eingeliefert, die eine ausgeprägte Thachykardie hatte. Nach einer Stunde hatten wir dieses Problem wieder im Griff.

Auf diese beiden Fälle folgte ein Skiunfall. Kein lebensbedrohender Zustand, aber ein ziemlich komplizierter Bruch bei einem jungen Mann mit Spenderherz. Auch kein einfacher Patient.

Am Ende des Tages hatte ich kaum was gegessen und noch keine Stunde an meinem Schreibtisch gesessen. Obwohl ich tausendmal lieber zu Jess nach Hause gehen möchte, so muss ich doch nochmal über den OP-Plan blicken für morgen und ich möchte noch mal nach dem kleinen Jungen von heute morgen schauen.

Ich öffne die Türe zu meinem Büro und bin ziemlich überrascht, als ich meine Frau auf dem kleinen Sofa auf der Seite liegen sehe. Sie schläft und lässt sich auch von mir nicht stören. Soll sie ruhig weiter ruhen. In der letzten Zeit ist sie oft lange unterwegs. Ihr eigenes Unternehmen boomt gerade. Seit sie für den Milchkonzern die Firmenfeier organisiert hat, wollen alle ihre Dienste bei ähnlichen Veranstaltungen. Auch die Tatsache, dass es eine Zeit lang jede Menge Getratsche um sie und ihre Ehe gab, hat daran nichts geändert. Pikante Gerüchte wurden geschürt und als sie heraus bekam, dass ihr Chef dahinter steckte, hat sie ihm alles vor die Füße geworfen.

Christian hat sich in den letzten Monaten als ein richtiges Arschloch erwiesen. Er hat sich arm gerechnet und Gelder verschleiert, damit er Jess keine Abfindung zahlen musste. Er war nur bereit für Aimée zu zahlen. Aber darauf wollte sich unser Anwalt nicht einlassen. Tim hat sich wirklich als der beste Scheidungsanwalt erwiesen. Jeden Cent von Christians Vermögen hat er aufgetan und am Ende eine gute Summe für Jessica ausgehandelt. Diese haben wir nun für Aimée angelegt. Wir brauchen es nicht wirklich. Aber für unsere Tochter hat sich der Kampf gelohnt. Nicht einmal drei Monate hat Tim gebraucht um mit Yves den Scheidungsvertrag auszuhandeln. Letzte Woche dann kam endlich der Bescheid vom Gericht. Geschieden!

Ja ich weiß, Aimée ist nicht meine Tochter. Aber im Herzen ist sie es schon. Nach wie vor ist sie in den Staaten und ich befürchte, wir werden sie auch so schnell nicht wieder sehen. Der Sohn meines Kollegen und sie sind nun wirklich zusammen und seine Eltern haben sie schon in die Familie aufgenommen. Wir sind sehr gespannt, wie das weiter geht.

JESSICA POV

Ich bin tatsächlich eingeschlafen. Als ich 18 Uhr hier in der Klinik ankam, erzählte mir Franziska, dass Ben noch im OP sei und dass er wohl schon den ganzen Tag dort ist. Ein Notfall jagte den anderen. Sie war so nett, dass sie mir sein Büro aufgeschlossen hat. Ich hab mich dann ein bisschen hingelegt und muss wohl eingenickt sein.

Ruhig liegen bleibend beobachte ich meinen Schatz. Er sitzt mit seiner Brille auf der Nase vor seinem PC und da sich diese Falte auf seiner Stirn bildet, scheint er über irgendwas angestrengt nachzudenken.

Wieder einmal fällt mir auf, wie attraktiv er ist. Selbst mit Brille.

„Hallo" sage ich und er schreckt hoch.

„Hallo." Er ist total fertig, dass kann ich ihm ansehen. Da muss er nicht mal was sagen. Ich stehe auf und gehe auf ihn zu. Er streckt seine Arme aus und zieht mich zu sich auf den Schoß. Wie so oft wenn er total müde ist legt er seinen Kopf auf meine Brust. Direkt über mein Herz. Es scheint ihn immer zu beruhigen.

„Geht's Dir wieder besser?" fragt er mich. Ach ja. Da war ja was.

„Mhh." sage ich.

„Hast Du schon was gegessen?"

„Heute Mittag, mit Angie in der Stadt. Wurstsalat."

„Wurstsalat?" Ups, das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen.

„Und Du?" versuche ich ihn abzulenken.

„Ein Sandwich ganz schnell, zwischen zwei Op's."

„Sollen wir heim fahren und uns was bestellen?"

„Gute Idee. Oder wir fahren im Naruto vorbei und holen ein bisschen Sushi."

„Kein Sushi." Jetzt schaut er noch verwirrter. Denn normal kann ich Sushi nicht widerstehen.

Plötzlich verengen sich seine Augen.

„Ich zähle mal auf: Symptome sind: Kein Sushi," oh ha, ich glaub er hat es geschnallt. „Wurstsalat, wo Du sonst nie Wurstsalat isst, morgendliche Übelkeit, Stimmungsschwankungen und ...."

„Und...?"

„Deine Brüste." Ich grinse ihn an.

„Und wie lautet die Diagnose, Dr. Hölzl?"

„Schwanger."

„Hat sich Dein Studium also doch gelohnt." ich hole tief Luft. Stehe kurz auf und greife nach meiner Handtasche. Ich ziehe den Mutterpass raus und das erste Ultraschallfoto.

Derweil sitzt Ben noch immer auf seinem Stuhl. Er rührt sich nicht. Das hat ihn ziemlich überrascht. Obwohl wir es drauf angelegt haben. Darüber waren wir uns ja schon in der ersten Nacht einig.

Er greift das Bild und streicht zärtlich drüber.

„Unser Baby." sagt er ganz ehrfürchtig.

„8te Woche."

„New York."

„Ja, scheint so."

Plötzlich packt er mich. Setzt mich auf seinen Stuhl und geht vor mir auf die Knie. Das tut er jetzt nicht wirklich. Er greift in seinen Schreibtisch und holt eine kleine hellblaue Schatulle heraus. Tiffany. Nicht sein Ernst.

Er greift meine Hand.

„Eigentlich wollte ich das schon auf Deinem Geburtstag machen, aber da kam die Sache mit Deinem Vater dazwischen und Du hattest anderes im Kopf. Also frage ich Dich jetzt."

Noch ehe er weiter reden kann gehe ich dazwischen: „Ja, ja ich heirate Dich."

„Darf ich nichtmal fragen?"

„Du darfst, aber nicht hier. Dieses Zimmer ist nicht der richtige Ort dafür. Aber später. Später zu Hause. Vor dem Kamin."

„Florian?"

„Ist bei Nico."

„Hast wieder an alles gedacht." Er küsst mich.

„Wenn Du mich nicht fragst, dann werde ich es tun."

Er lacht. „Ich liebe Dich."

„Und ich liebe Dich."

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt