Harmonie

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JESSICA POV

Gerne habe ich den Fahrersitz Ben überlassen. Ich fühle mich nicht so, dass ich aufmerksam Auto fahren kann. Ben und ich haben wenig gesprochen. Dabei hat er mich immer wieder angefasst. Manchmal einfach nur seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt oder mir zärtlich über meine Wange gestrichen. Ich habe ihm jedesmal ein Lächeln geschenkt.

Als ich die Türe zur Hütte aufmache, wird mir klar, wie sehr ich mich gerade weit weg von meiner Familie wünsche. Doch alleine möchte ich auch nicht sein. Ich bin so froh, dass Ben bei mir ist.

Hier ist das Wetter viel besser als zu Hause. Wir haben Anfang Oktober aber die Sonne strahlt. Heute Nacht wird es bestimmt ziemlich kalt hier oben. Dann werde ich mich an meinen Begleiter kuscheln.

„Was meinst Du? Sollen wir es uns draußen ein bisschen bequem machen. Dauert nicht mehr lange, dann geht die Sonne unter."

„Ja, lass uns die Lebensmittel reinbringen und die Betten machen. Das übernehme ich und Du machst den Ofen an.

Eine halbe Stunde später sitzen wir auf der Bank vor der Hütte. Vor uns ein Glas Rotwein und in der Ferne ein wunderschöner Sonnenuntergang. An die Wand hinter mir gelehnt, schaue ich einfach nur gerade aus.

Plötzlich hält Ben mir die Kamera vor die Nase. Er sieht sofort die Fragezeichen auf meiner Stirn. „Für Aimée. Sie hat mir eine Nachricht geschrieben. Sie macht sich Sorgen, da sie Dich nicht erreichen konnte."

Er macht das Foto und sendet es ab. Dann legt er das Handy wieder weg und zieht mich in seine Arme. Gleichzeitig bekomme ich einen Kuss auf meine Schläfe. Ich merke, dass er ein bisschen an dieser Stelle hängen bleibt.

„Du riechst so gut." flüstert er. Ich kuschle mich näher an ihn heran und lege meine Hand auf seine, die auf meinem Bauch liegt. Ganz ehrlich, sowas habe ich mit Christian nie gemacht. Diese Nähe war nie unser Ding. Wahrscheinlich nicht sein Ding und ich habe es nie anders kennen gelernt. Aber schon jetzt weiß ich, dass ich es ab sofort lieben werde.

Unser Schweigen wird vom Grummeln meines Magens unterbrochen. Ben schiebt sich ein bisschen von mir weg.

„Kann es sein, dass Du nicht gefrühstückt hast?" Woher weiß er das?

„Mir war heute morgen nicht nach was essbarem." erzähle ich ihm.

„Gut. Dann auf. Lass uns was kochen. Was hast Du eingepackt?"

„Nudeln, Garnelen, Tomaten."

„Hört sich lecker an."

Als wir später am Tisch sitzen und uns die leckere Pasta schmecken lassen, ist die Stimmung zwischen uns gelöst. Wir haben uns die Arbeit geteilt und ziemlich gut in der Küche harmoniert. Es ist schön mit ihm. Mit Christian hab ich auch oft zusammen gekocht. Vor allem zu Beginn unserer Ehe waren diese Abende immer was besonderes. Er hat viel gearbeitet und Aimée war klein, da sind wir selten außer Haus gegangen. Trotzdem war es nie so wie gerade.

Nachdem wir alles aufgeräumt haben ist plötzlich die Stimmung eine andere. Es knistert gewaltig und ich muss mir eine Frage stellen: Will ich das wirklich? JA, ich will. Ich werde jede Sekunde genießen.

„Komm her." bittet Ben mich, der es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hat. Ich folge ihm. Mit meinem Glas Rotwein in der Hand, setze ich mich zu ihm.

„Wie geht es Dir?" fragt er mich, nachdem ich mich an seine Seite gekuschelt habe. Die Beine habe ich angezogen und versuche mich zu entspannen. Was nicht so ganz einfach ist. Zumal ich glaube Ben's Herzschlag zu hören, der auch nicht gerade langsam ist. Sicher wird er sich nach heute Mittag zurück halten. Noch einen Korb von mir will er sich nicht holen. Was im Umkehrschluss auch heißt, dass er auf meine Initiative wartet. Ob ich das kann, weiß ich noch nicht. Aber ich sollte ihm mal antworten.

„Gerade hier geht es mir sehr gut. Danke."

„Wofür?"

„Dein Verständnis, die Idee hier her zu fahren, für gestern, für so viel in den letzten Wochen."

„Das ist und war für mich selbstverständlich. Ich habe Dir gesagt, was ich für Dich empfinde."

Was soll ich darauf antworten?

„Und wie soll es jetzt weiter gehen?" frage ich daher.

Er zieht scharf die Luft ein und überlegt ein paar Minuten. Das alles hier ist auch nicht einfach für ihn.

„Erst mal genießen wir jetzt die Zeit hier. Morgen fahren wir zurück. Und dann wirst Du mir sagen, wie Deine Absprachen mit Christian sind. Offensichtlich weißt Du ja, was er treibt. Danach entscheiden wir. Nur eines sollte Dir klar sein..." Er nimmt mein Gesicht in die Hände, schaut mir ganz intensiv in die Augen und spricht dann weiter: „Ich will Dich, Bella, meine Schöne und nicht nur für eine Nacht, nicht als heimliche Affäre, sondern ganz. Ich will Dich als meine Frau. Will abends mit Dir einschlafen und morgens wieder aufwachen. Ich will Dich lieben, Dir die schönsten, berauschendsten Orgasmen bescheren, ich will hören, wie Du meinen Namen sagst, wenn Du kommst und ich will, dass Du einfach glücklich bist."

Ob dieser wunderschönen Erklärung muss ich schlucken und sage ich:„Da hast Du Dir ganz schön viel vorgenommen."

„Und ich werde das alles machen. Wenn Du es zuläßt. Bitte Bella, lass Dich darauf ein."

Wie er mich ansieht? Da kann ich ja kaum nein sagen. Statt irgendwas zu sagen, ziehe ich meine Beine noch mehr an und setze mich auf meine Knie.

„Ich werde mich auf alles einlassen, was Du mir geben willst." Und dann küsse ich ihn. Wie schon am Mittag fühlt es sich wunderbar an. Seine Lippen sind so weich und warm. Was ganz vorsichtig begann, wird schnell intensiver und ich lege meine Hände in seinen Nacken, ziehe ihn noch näher an mich ran. Verdammt, seine Haare fühlen sich auch so gut an. Mit einem Mal zieht mich Ben auf seinen Schoß. Breitbeinig sitze ich da und kann spüren, dass ihn dass hier nicht kalt läßt. Im Gegenteil. Schon in seinem Wohnzimmer habe ich es gefühlt, als er mich ganz nah zu sich zog. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, dann stehe auch ich ganz schön in Flammen. Zwischen meinen Beinen wird es langsam feucht.

First LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt