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„Du wirst uns begleiten, Avessa, das ist mein letztes Wort!", donnerte die Stimme von Aaron Carrow, während seine Tochter voller Wut und Trotz zu ihm aufsah. „Aber ich hasse Quidditch!", rief sie und konnte sich gerade noch davon abhalten, mit dem Fuß aufzustampfen. Sie wirbelte herum und rannte aus dem Zimmer.

Sie war so sauer! Sie wollte nicht mit zu der dämlichen Weltmeisterschaft! Wen interessierte die denn?! Zumal sie irgendwo unter den Wolken stattfinden würde, es war schließlich das verfluchte Quidditch!

Avessa Carrow knallte die Tür ihres Zimmers hinter sich zu und warf sich auf ihr Bett. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Ihr Vater würde sich nicht umstimmen lassen. Die Malfoys kamen auch und Aaron Carrow wollte, dass die ganze Familie dabei war... Warum auch immer! Die feinen Herren ignorierten sie doch eh meist!

Und wen interessierte schon QUIDDITCH?! Gut, ihre Brüder. Und Draco. Sie grinste. Draco war bestimmt extrem aufgeregt, da Victor Krum, der Sucher der bulgarischen Mannschaft dabei sein würde. Er verehrte Krum! Etwas, das echt ungewöhnlich war, denn Draco mochte sonst niemanden, außer sich selbst.

Das war schon etwas unfair. Ja, aber auch etwas wahr. Sie seufzte und setzte sich auf, ihren Blick auf ihren Schulkoffer gerichtet. Darin befanden sich noch vier der fünf angstlindernden Tränke, die sie letztes Schuljahr heimlich gebraut hatte. Sollte sie einen oder zwei mitnehmen? Ihr Vater würde absolut dagegen sein, aber er hatte auch keine Ahnung, wie schlimm ihre Höhenangst wirklich war.

Er hatte ihr den Flugunterricht erspart und auch sonst waren sie nie zusammen an einem Ort, an dem sie zum Tragen kam. Bis jetzt. Sie würde sich nicht zusammenreißen können, das war ihr sonnenklar. Auch wenn sie wusste, dass die Angst vor der Sache, die ihr Angst machte, meist noch ein wenig größer war, als das, was sie dann letztendlich verspürte.

Dennoch. Sie musste sich nichts vormachen, die Tribünen würden sie killen. Ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken daran. Ihr Vater würde das Aufsehen, welches sie sicher auf sich und ihre Familie ziehen würde, auf ihre Schwäche, zutiefst verabscheuen. Und so sehr er seine Tochter liebte und ihr vielleicht auch ein, zwei Dinge mehr durchgehen ließ, als ihren Brüdern... DAS würde er ihr nicht vergeben.

Der Gedanke an seine Wut machte sie noch zittriger. Sie hasste es, ihren Vater zu enttäuschen. Dann tu es nicht. Nimm die verflixten Tränke mit, er muss ja nicht mitbekommen, wie du sie trinkst.

Ein Geräusch am Fenster ließ sie den Kopf wenden und ein erfreutes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie einen sehr bunten Vogel sah, der einen Brief im Schnabel hatte. Schnell sprang sie auf und öffnete ihr Fenster, damit der Vogel hineinkonnte. Zephyria, ihre Eule, sah neugierig zu dem Besuch und machte ihm bereitwillig am Wassernapf Platz. Sie war schon immer eine äußerst gastfreundliche Eule gewesen.

Avessa nahm ihm den Brief ab und überließ es Zephyria, dem bunten Neuankömmling ein paar Eulenkekse abzugeben, war sie zu neugierig, was Sirius ihr geschrieben hatte. Der Brief musste von ihm sein, da sie sonst niemanden kannte, der durch die Weltgeschichte tingelte und daher immer die kuriosesten Vögel als Überbringer seiner Briefe wählte.

Seit sie Sirius vor ein paar Wochen unter sehr dramatischen Umständen kennengelernt hatte, schrieben sie sich regelmäßig und für Avessa war der Kontakt mit dem älteren Zauberer schnell sehr wichtig geworden. Sie konnte gar nicht genau sagen, warum, aber er verstand sie auf eine Art und Weise, wie sie es sich von...na ja, ihren Brüdern oder auch ihrem Vater gewünscht hätte.

Er verurteilte sie nicht für ihre Gedanken, Ansichten, Schwächen oder irgendetwas anderem. Sie konnte wirklich sein, wer sie war und wusste irgendwie instinktiv, dass Sirius sie nie auslachen würde, egal, welche abstrusen Ideen oder Gedanken ihr kommen würden. Zumindest empfand sie es so. Lange kannte sie ihn ja wirklich nicht.

𝒜𝒞 - Im Zeichen der SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt