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Als Avessa am nächsten Morgen erwachte, ging die Sonne gerade erst am Horizont auf. Was sie geweckt hatte, konnte sie nicht sagen, doch war sie froh, dass sie schon wach war, da der Professor sicher keine Geduld für Langschläfer hatte.

Sie stand auf und griff nach dem Beutel, den die Zwillinge ihr geliehen hatten und der wirklich erstaunlich viel Platz bot für alle ihre Sachen. Gut, sie hatte sich auch zurückgehalten und wirklich nur das Nötigste mitgenommen. Dennoch wäre es ohne diesen Beutel sicher etwas aufwendiger gewesen, alles zu transportieren.

Leise öffnete sie ihre Tür und sah sich um, die Ohren gespitzt. Sie hörte niemanden und so trat sie auf den Flur und schlich schnell ins Bad, sich fertig zu machen. Danach verstaute sie ihre Sachen und ging in den Wohnraum, der noch leer war. Sie beschloss, einen Spaziergang zu machen und trat hinaus in die kristallklare Luft.

Es war herrlich, auch wenn sich ihr Gesicht schon nach einigen Minuten taub anfühlte, aber lange wollte ohnehin nicht draußen sein. Nicht, dass Professor Snape noch ohne sie disapparierte. Sie kicherte leise in ihren Schal bei der Vorstellung und ging einen kleinen Pfad entlang nach unten ans Meer. Hier toste der Wind noch stärker und riss an ihrem Schal, peitschte ihr die hellen Strähnen ins Gesicht, die sich aus dem festen Zopf lösten und die pure Kraft der Elemente ließ die Gryffindor hell auflachen.

Sie war erfüllt von dieser Energie, die jede ihrer Zellen kribbeln und sich lebendig fühlen ließ. Fast, wie der Beinahe-Kuss... Sie sah verlegen aufs Meer hinaus, grinste dann aber verschämt in sich hinein. Ja, fast wie der Beinahe-Kuss mit George. Oder seine Berührungen. Immer schon hatten sie Wärme hinterlassen, doch dieses Jahr war ein Kribbeln dazugekommen, dass sie schwerlich ignorieren konnte. Aber wollte sie das? Wollte sie die Freundschaft zu ihm oder Fred aufs Spiel setzen? Ganz abgesehen von dem, was ihre Familie sagen würde, wenn sie herausbekamen, dass sie mehr für die ‚Blustverräter' empfand, als nur Freundschaft – die an sich schon schlimm genug war.

Und doch..., wenn sie sich vorstellte, dass die beiden, dass George hier wäre, seine Arme sie plötzlich von hinten umschlingen würden, um sie fest an seinen kräftigen und wärmenden Körper zu ziehen, sein Atem dicht an ihrem Ohr... Avessa schloss mit einem Seufzen die Augen und umschlang sich mit ihren Armen, das Herz pochend bei dem Gedanken an den einen Zwilling. Denn so sehr sie Fred auch mochte, löste er nicht ganz dasselbe Kribbeln aus, wie George.

Nun war sie froh über den kalten Wind, der ihre erhitzten Wangen kühlte und mit einem glücklichen Lächeln ob der Tatsache, dass sie morgen schon wieder in Hogwarts sein würde, stieg sie den Pfad wieder hinauf zum Cottage.

„Ah, guten Morgen, Kindchen", begrüßte sie die Stimme der alten Hexe und der Duft nach frischen Brötchen und Feuer umfing sie, als sie die Tür hinter sich schloss. Mit scheuem Lächeln entledigte sie sich ihres Mantels und ging zu Ethel. „Guten Morgen", erwiderte sie höflich und begann, den Tisch zu decken. Dann aber sah sie zu der älteren und biss auf ihrer Wange herum. „Ähm und danke für...für gestern", sagte sie leise, was ihr Gegenüber aufblicken ließ. Ein faltiges Lächeln erhellte das gütige Gesicht der kleinen Hexe. „Aber gern doch, Liebes. Es war schön, sich mal wieder mit einem Menschen zu unterhalten, der nicht so brummelig ist, wie unser Severus."

Sie zwinkerte Avessa zu, die kichern musste, war es einfach so surreal, dass jemand Professor Snape als brummelig bezeichnete. „Ich hoffe, du konntest danach besser schlafen?", fragte Ethel und Avessa nickte. „Oh, ja. Tief und fest, danke." Sie sah nicht zu der Alten hinüber, da sie nicht zu viel darüber erzählen wollte, was sie in der Nacht geweckt hatte. Und, weil sie das Gefühl hatte, Ethel wisse darüber eh schon mehr, als sie sagte.

„Für Frühstück haben wir keine Zeit. Wir sind eh schon zu spät dran", erklang die strenge Stimme ihres Professors für Zaubertränke und sie sah ebenso zu ihm, wie die Hexe mit den silbrigen Locken, die die Hände in die Hüften stemmte und empört zu dem großen dunklen Zauberer sah. „Das ist nicht dein Ernst, Severus", brauste sie auf und deutete auf Avessa, die die Augen aufriss und fast etwas erschrocken war, dass die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wurde. Sie wollte sicher nicht der Grund sein, warum der Professor warten musste.

𝒜𝒞 - Im Zeichen der SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt