„Lieber Sirius,
wie du sicher schon gehört hast, ist Harry der Vierte Champion im Trimagischen Turnier. Wir waren alle total geschockt, als der Kelch noch einen weiteren Zettel ausgespuckt hat, nachdem doch alle Champions bereits gewählt waren. Irgendwer muss den Kelch manipuliert haben! Ron denkt, Harry hat seinen Namen selbst hineingeschmissen, aber das ist Unsinn! Ich meine, Harry kann sicher vieles, aber dass er die uralte Magie des Kelchs austrickst, wage ich stark zu bezweifeln!
Professor Moody scheint laut Harry dergleichen Meinung zu sein und ich könnte schwören, er hat etwas gegen Professor Karkaroff, den Schulleiter der Durmstrangs. Ich meine, ich mochte ihn auch nicht wirklich, aber Professor Moody scheint ihn regelrecht zu verabscheuen, was in mir die Frage aufkommen lässt, ob sie sich schon von früher kennen...also...aus seiner Zeit als Auror.
Ich will nicht respektlos sein, aber Professor Karkaroff mit den Dunklen Künsten in Verbindung zu bringen, erscheint mir nicht unbedingt weit hergeholt und irgendwie bin ich ganz froh, einen Ex-Auror bei uns zu haben – auch, wenn er wirklich unkonventionell ist.
Wie dem auch sei, ich freue mich, von dir zu hören und hoffe, du bist gut untergebracht und passt auf dich auf...also...das tust du sicher sowieso..."
Wow, schon wieder Gestammel in einem Brief. Du wirst wirklich gut darin, so zu schreiben, wie du redest... Avessa verzog das Gesicht bei dem Gedanken und zuckte dann mit den Schultern. Es musste eben schnell gehen. Und sie wusste auch nicht, wie sie es sonst schreiben sollte.
„Ich habe Victor letztens in der Bibliothek getroffen – Victor Krum. Er erinnerte sich tatsächlich an mich und wir haben uns nett unterhalten. Die Traube an Mädchen, die ihm ständig kichernd folgen, haben mich mit ihren Blicken fast erdolcht! Aber ich glaube, er hat eher Interesse an Hermine.
Sag Harry bitte nichts davon, er...na ja, er weiß nicht, dass wir Kontakt haben, weil..."
Ja. Was sollte sie nun schreiben? Nachdenklich tippte sie sich mit der Feder gegen die Nase, bevor sie das ‚weil' löschte. Sollte Sirius sich selbst eine Antwort suchen, sie wusste es nicht zu erklären, warum sie den Kontakt geheim hielt. Sie konnte ihm kaum schreiben, dass sie es genoss, ihn ‚für sich' zu haben – also...jemanden wie ihn.
„Zudem fände er es sicher eigenartig, da Hermine und er schon so lange befreundet sind. Victor ist der Champion der Durmstrangs und ein Mädchen namens Fleur Delacour die von Beauxbatons. Sie hält sich für extrem toll und die meisten Jungs unterstützen ihre eingebildete Haltung, was ziemlich nervig ist. Selbst Fred und George haben am ersten Abend fast ihre Augen verloren, ganz zu schweigen von ihrer Fähigkeit zu denken..."
Immer noch kochte in Avessa Ärger hoch bei dem Gedanken daran, auch wenn es in letzter Zeit keine Hinweise gegeben hatte, dass sie Interesse an ihr hatten. Und was interessierte es überhaupt sie, ob sie Interesse an der Pute hatten? Das war doch deren Sache!
Sie nickte sich zu und konzentrierte sich wieder auf den Brief.
„Und sie haben wirklich versucht, über die Alterslinie von Professor Dumbledore zu kommen. Natürlich hat es nicht geklappt, doch wurden sie nicht wütend, oder so. Auch nicht, als alle gelacht haben, da ihnen der Alterungstrank dichte weiße Haare und Bärte bescherte. Sie haben einfach mitgelacht. Ich mag das sehr an ihnen. Diese Art...
Ich schicke dir diesen Brief nochmal mit Zephyria, da sie klein und schnell ist und sicher nicht auffällt. Ich kann danach aber gern wechseln.
Pass auf dich auf,
Avessa"
~
„Liebe Avessa,
in der Tat hat Harry mich bereits darüber informiert, dass er der vierte Champion ist und ich sehe es wie Moody und du, dass er es sicher nicht selbst getan hat, sondern eher jemand, der ihm schaden will. Denn nicht umsonst gibt es diese Altersbeschränkung. Es ist gefährlich und ich befürchte, jemand will, dass Harry dabei verletzt wird...oder Schlimmeres..."
Avessa schluckte. Sirius hatte natürlich recht, aber... Sie sah über den See, an dem sie saß und atmete tief durch. Wenn dem wirklich so war, dann waren der Dunkle Lord, oder zumindest seine Anhänger, aktiver, als es bisher ausgesehen hatte. Sie dachte nach. War ihr etwas aufgefallen? Denn auch, wenn sie es nicht gern dachte, so hatte sie schon ein wenig Sorge, ihr Vater – und damit auch ihre Brüder – würden...
Na los! Trau dich! Du hast Angst, sie könnten Todesser sein. Zumindest dein Vater. Avessa schluckte und senkte den Blick wieder auf die Zeilen Sirius', ohne weiterzulesen. Ja. Ja, davor hatte sie panische Angst, wenn sie ehrlich war. Auf der Weltmeisterschaft, da... Sie runzelte die Stirn. Niemals waren ihr Vater oder ihre Brüder bei dem Mob gewesen, der den armen Muggeln das angetan hatte! Bist du dir da sicher...? Ja! Schon... irgendwie...
So richtig erinnerte sie sich nicht an den Ausgang des Abends. Ein Fluch hatte sie getroffen und so hatte sie ein paar Gedächtnislücken. Avessa schnaubte frustriert und erhob sich, zum Schloss zurückzugehen, da es langsam wirklich spät fürs Abendessen wurde und sie keinen Ärger bekommen wollte. Ihre Augen fanden Sirius' Worte und sie las weiter.
„Ich schreibe dir, was ich auch ihm geschrieben habe: Bitte pass auf dich auf! Halte die Augen und Ohren offen und im Zweifel geh zu Dumbledore! Er weiß, was zu tun ist, auch, wenn er den magischen Vertrag, den Harry ungewollt eingegangen ist, nicht lösen kann."
Avessa stockte wieder und blieb vor dem Schlossportal stehen, nachdenklich auf die Zeilen blickend. Warum eigentlich war das so? Wie konnte jemand Anderes einen bindenden magischen Vertrag für jemanden eingehen? Das widersprach doch total der Natur solch eines Vertrages, bei dem der Wille des Unterzeichnenden ausschlaggebend und eben deswegen bindend war. Oder hatte sie die Magie des Zaubers falsch verstanden?
Und wenn sie ihn richtig verstanden hatte, was bedeutete das dann? Dass der, der Harrys Namen ins Spiel gebracht hat, weit mehr ausgetrickst hat, als die alte Magie des Kelches, sondern direkt auch noch die mächtige bindende Magie der Schwüre. Avessa blieb ein wenig der Mund offenstehen, als sie darüber nachdachte und ein Frösteln ließ sie wie schützend die Schultern anziehen.
„Avessa!", peitschte die Stimme ihres Bruders durch die Luft und sie zuckte heftig zusammen, war sie so abgelenkt gewesen, dass sie ihn nicht näherkommen gespürt hatte. Sie griff sich an die Brust und versuchte, den Brief in den Falten ihrer Robe zu verbergen. „Salazar, Eli...", keuchte sie. „Du hast mich erschreckt.
Sie betrat das Schloss und wollte direkt weitergehen, doch packte ihr Bruder ihren Arm, in dessen Hand der Brief lag. „Was ist das, Avessa?", verlangte er zu wissen und sie bekam Panik. Er durfte den Brief unter keinen Umständen sehen! Abgesehen davon, was es für sie bedeutete, wenn ihre Brüder herausfanden, dass sie mit Sirius schrieb, würden sie sicher dafür sorgen, dass er eine Menge Ärger bekam – vielleicht sogar veranlassen, dass er nach Askaban zurückgeschickt wurde.
„Also?!", durchbrach die fordernde Stimme ihres Bruders ihre Gedanken und seine Hand entließ ihren Arm, nach dem Brief zu greifen. Blitzschnell entzog sie ihn ihm und schüttelte den Kopf. „Nichts...das...ist nichts...", stammelte sie und beglückwünschte sie mal wieder zu ihren gelungenen Künsten, die Unwahrheit zu erzählen.
Elijah schnaubte spöttisch. „Natürlich. Nichts. Gib es her, Avessa", ordnete er an und streckte die Hand aus, doch erneut schüttelte Avessa den Kopf und als Elijah knurrend ihr Handgelenk packte, ging das Pergament in Flammen auf.
Avessas Augen weiteten sich ebenso erschrocken wie die ihres Bruders, hatte sie eigentlich nicht vorgehabt, den Brief zu zerstören – zumal sie ihn noch nicht zu Ende gelesen hatte – aber sie musste zugeben, dass das immer noch die beste Lösung war...bis sie die Wut in Elijahs Augen sah. Oh, fuck...
Weiterhin ihr Handgelenk zwischen seinen Fingern haltend, traf seine andere Hand ihre Wange und ließ ihren Kopf zur Seite rucken. Tränen traten ihr in die Augen und unwillkürlich duckte sie sich leicht vor seinem Zorn, der ihn, wenn er dieses Maß erreichte, unbedacht und impulsiv handeln ließ – und das war meist schmerzhaft.
Auch jetzt protestierte ihr Handgelenk pochend unter seinem kraftvollen Griff, doch wagte Avessa keinen Versuch, sich zu befreien. Er zog sie dichter an sich und seine Lippen kamen dicht an ihr Ohr. „Und wenn ich in deinen Geist schauen muss, um zu wissen, was du da vor mir verbergen willst...", begann er, wurde aber von einer schneidenden tiefen Stimme durchbrochen, die für sie in dem Moment nicht schöner hätte klingen können.
„Mister Carrow! Was glauben Sie, was Sie da tun?"
![](https://img.wattpad.com/cover/347183959-288-k825448.jpg)
DU LIEST GERADE
𝒜𝒞 - Im Zeichen der Schlange
Fanfic𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟐 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien. Eine der unantastbaren Achtundzwanzig. Das vierte Schuljahr hat noch nicht mal begonnen, da fangen die Schwierigkeiten schon an: Sie soll ihre Familie zur Quidditch...