1. Stranger

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Mit dem größten Jetlag meines Lebens, lande ich endlich in Tokyo. Nach einer weiteren Stunde und mit dem Koffer in den Händen, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Erschöpft atme ich tief ein und lasse meine Schultern sacken. Die Anspannung der letzten Monate und Jahre, scheint von diesen zu fallen. Zumindest für einen kurzen Zeitraum. Ich mache mich auf den Weg zum Taxi, zeige mein Ziel auf dem Display des Smartphones und sinke weiter in die Sitzbank zurück. Mit meinem Blick auf die vorbei ziehende Szenerie, muss ich leicht grinsen.

Für diesen Trip habe ich viel zu lange sparen müssen. Als Krankenschwester ist man notorisch überarbeitet, unterbezahlt und hat ebensowenig frei. Dafür sind die Krankenhäuser steht's Ausgelastet, haben Unterfinanzierung und chronischen Personal Mangel. Das heißt: Arbeiten für 5, Überstunden schieben und verdienen wie 1/2 Person. Perfekt oder? Diese 2 Wochen habe ich mir mehr als nur verdient! Also nutze ich die Zeit und mache das beste draus.

Nach einer längeren Fahrt kommen wir am Hotel an. Es ist nichts besonderes, reicht mir aber vollkommen. Das Geld habe ich bereits am Flughafen meiner Heimat gewechselt. Dankend steige ich aus und nehme den Koffer entgegen. Inmitten der großen; lauten Stadt. Die Wolkenkratzer erschlagen einen förmlich und ragen aus jedem Winkel empor. Ehrfürchtig saugen meine Augen jedes kleine Detail auf. In der Nacht muss es noch atemberaubender aussehen! Und genau das ist mein Plan. Einchecken, auspacken, schlafen und fertig machen. Heute Abend werde ich mich selbst Ausführen und mich fallen lassen, in das sagenumwobene Nachtleben Tokyos tauchen.

Gegen 20 Uhr wache ich auf. Völlig verklatscht reibe ich mir meine Augen. Und nach weiteren 15 min krieche ich endlich aus dem Bett und gehe in die Dusche. Das erfrischende Nass, belebt meinen Körper aus seinem Komatösen Zustand. Mit den Haaren im Handtuch gewickelt, trage ich mir etwas Make-up auf. Ich entscheide mich meine Augen etwas mehr zu betonen und den Rest dezent zu halten. Meine Augen mochte ich schon immer am meisten an mir. Sie sind groß, grün-grau und sind mit einen Langen; dunklen Wimpernkranz gesegnet.

Vor dem Halb ausgepackten Koffer suche ich nach einem guten Outfit. Entscheide mich aber für das Klassische Schwarze. Das Kleid ist Figurbetont, simpel geschnitten und reicht bis zur Mitte meiner Oberschenkel. Eine Schulter und Armpartie ist frei, die andere hat einen langen Ärmel. Mit einem Paar schwarzer Pumps und etwas dezenten Schmuck runde ich mein Outfit ab. Danach föhne ich mein Schulterlanges Haar und drehe mir leichte Wellen ein. Mit den letzten Griffen richte ich den Pony, der mir bis auf mein Nasenbein reicht. Mit einem zufriedenen Grinsen verlasse ich das Bad.

Mit einem Blazer und meiner Handtasche verlasse ich mein Zimmer und streife umher. Die etlichen Cosplayer, leuchtenden Reklame Tafeln und Menschenmengen, erschlagen einen mit den ersten Eindrücken. In der Nähe des Bekannten Shibuya Cross, sticht mir eine Bar besonders ins Auge. Ich weiß nicht warum aber es scheint mir als würde mich diese besonders anziehen. Ob es die Einrichtung, die Musik oder letzten Endes der Englische Name der Bar ist, ist Interpretationssache. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem.

Ich trete ein und nehme direkt an der Bar Platz. Ein Tisch zu besetzen wenn man eh alleine ist, scheint mir sinnlos. Und so sitze ich direkt an der Quelle und kann mir einen guten Blick über alles und jeden verschaffen. Entgegen meiner Erwartungen, spricht mich der Barkeeper auf Englisch an. „Was darfs sein, Beautiful?" Verlegen räuspere ich mich. „Ein Gin-Tonic, Bitte." Nickend nimmt er meinen Wunsch entgegen und bereitet diesen mit einer Show zu. Mit einem Zwinkern stellt er mir mein Getränk hin. „Warten sie auf jemanden?" Ich schüttle den Kopf. „Nein. Ich wollte meinen Aufenthalt nur genießen."

Wir reden zwischendurch immer mal wieder. Und immer wenn mein Getränk leer ist, stellt mir der Barkeeper bereits ein neues hin. Leicht angeschwippst, sehe ich aufs Handy. Schon 1 Uhr. Die anderen Gäste sind in kleinen Gruppen oder zu zweit hier. Alle unterhalten sich angeregt. Seufzend nippe ich an meinem Gin-Tonic. Wenn ich nur auch eine nette Bekanntschaft hier hätte, außer den Barkeeper. Mein Blick wandert umher und landet auf einen jungen Mann, der in Begleitung von zwei weiteren Eintritt. Alle drei tragen Anzüge. Nur der vordere, der mir sofort ins Auge gestochen ist, trägt das Jackett halb offen. Einige Ketten schmücken seine definierte Brust.

Unsere Augenpaare treffen sich und schnell drehe ich mich weg. Peinlich wie ich ihn angestarrt habe! Mit erhitzten Wangen starre ich in mein Getränk auf dem Theresen. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. In meiner Scham bemerke ich nicht, wie die Anspannung im Raum ansteigt und die angeregten Gespräche immer leiser werden. Erst als sich neben mir jemand auf den freien Barhocker setzt, linse ich rüber. Der Ärmel eines schwarzen Jacketts ist neben mir platziert. „Einen doppelten Whisky!.... Und was immer die Dame möchte."

Langsam sehe ich auf und wandere über das bekannte Erscheinungsbild des Unbekannten jungen Mannes. Dieser ist mir halb zugewandt. Und schenkt mir einen intensiven Blick und ein verschmitztes Lächeln. Ich muss trocken schlucken. Erst jetzt bemerke ich wie gut er auch im Gesicht aussieht. Die längeren; welligen dunklen Haare fallen ihm lässig in die Augen. Er hat zwei Lippen Piercings und einige an seinen Ohren. Mit seiner Tätowierten Hand streicht sich der attraktive Unbekannte über seine unverschämt einladenden Lippen. „D-danke..", nuschle ich nur überfordert. „Nichts zu danken." Der Dunkelhaarige ist ein richtiger Flirt.

Mit dem Eintreffen der beiden Getränke, bricht er den intensiven Blickkontakt. Auch ich sehe zum Barkeeper. Dieser scheint plötzlich nicht mehr so freundlich und sieht den Mann neben mir verächtlich an. Fragend ziehe ich meine Brauen zusammen. Rückblickend, hätte das ein Warnzeichen sein sollen. Doch meine vernebelten Sinne, nehmen dies nicht wahr.  Erst als mir der attraktive Asiate zuprostet, erlangt er erneut meine Aufmerksamkeit. Unbeholfen erwidere ich und wir stoßen an. Seine dunklen Augen schweifen oft umher, scheint sich genauestens umzusehen.

„Wie heißt die gut aussehende Ausländerin vor mir, denn?" - „Ich heiße Summer. Und der attraktive junge Mann vor mir?", erwidere ich selbstbewusster als erwartet. Mit einem süffisanten Grinsen lehnt er sich näher zu mir. Sein Parfüm steigt mir sofort in die Nase. Ein Duft den ich noch nie gerochen habe, brennt sich mir förmlich in meine Sinne. Er leckt sich über die Unterlippe. „Jungkook. Jeon Jungkook.", wiederholt er in einem Ton, als müsste man ihn kennen. Doch bei mir klingelt logischerweise nichts. Weswegen ich unwissend mein Gesicht verziehe. Der junge Mann stößt belustig die Luft aus seinen Lungen.

Jungkook setzt zum Sprechen an, stoppt sich jedoch selbst und sieht leicht an mir vorbei. „Das wirst du bald erfahren." Verwirrt über seine Worte, drehe ich mich um. Im Eingang stehen 5 Männer in Anzügen und Sonnenbrillen. Der Frontmann ist etwas kleiner, trägt sein schwarzes Haar zurück gegeelt und einen offenen schwarzen Mantel über seinen Schultern. Und er hat eine große Narbe im Gesicht. Genauer gesagt über sein Auge auf der rechten Seite.

Mit ihrem erscheinen kippt die Stimmung sofort. Als meine Bekanntschaft und der neue Unbekannte mit ihren Blicken aufeinander treffen, verdunkelt sich dieser. „Du solltest in Deckung gehen. Niemand schnappt mir die Beute unter der Nase weg!", raunt der Dunkelhaarige und schlingt einen Arm um mich. Beide Männer und auch deren Anhang, ziehen plötzlich Waffen aus ihren Hosenbund. Richten diese aufeinander und laden durch. „Kommst einfach in meine Bar und krallst dir einfach meine Bezahlung! Lass Sie los, Jeon!"-„Niemals! Sie gehört mir, Min!" Panisch weite ich meine Augen, als ich das kalte Metall an meiner Schläfe spüre. Was passiert hier?! Ich wollte doch nur meinen Traum Urlaub machen und etwas trinken...

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Was haltet ihr von dem Anfang?

Mir kam die Idee spontan bei dem
Shoot von JK für Seven. Und mit
AgustD's Haegeum rundete es dir Idee ab.

Yakuza  -J.JK- Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt