Kapitel 2

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Ich musterte einen Jungen, der am Geländer der Brücke stand und in die Tiefe blickte.

Aus seiner Kapuze der grauen Strickjacke hingen schwarze Haare, seinen zierlichen und gleichzeitig makellosen Finger spielten ungeduldig mit dem Saum des Ärmels.
Er trug ebenfalls einen Rucksack, was mich der Annahme nahekommen lässt, dass er auch die Universität besuchen mag.

Wie gefesselt starrte ich ihn förmlich an.
Seine Ausstrahlung zog mich in seinen Bann, sodass ich mein Blick nicht lösen könnte.
Zu meinem Vorteil stand er mit dem Rücken zu mir gedreht, sodass er nicht sehen konnte, wie er ununterbrochen von mir beobachtet wurde.
Wir verharrten weitere Momente in unserer Position, bis er sich schlagartig umdrehte und direkt in meine Richtung lief.

Ich fühlte mich ertappt und mein Blick lag bleischwer auf dem Boden, bis mein Kopf sich mit eigenem Willen erhob und unsere Augen uns trafen, als er stumm an mir vorbei lief.
Die Augen.
Wie erstarrt stand ich da, ohne mich zu bewegen.
Ich fühlte mich wie am Boden gefesselt, bei dem Verdacht, wem ich vor wenigen Sekunden in die Augen sah.

Ein Zufall?

Ich erdachte mir die Möglichkeit, dass meine Nervosität mich irrational denken lässt und verließ mich auf mein Wunschdenken.
Kopfschüttelnd setzte ich meinen Schulweg fort, schließlich wollte ich pünktlich zu meinem ersten Tag sein.
Ich konnte das große Gebäude schon von weitem erkennen.

Die Aufregung nahm zu und erreichte ihren Höhepunkt, als ich vor dem großen Tor des Hofes stand, auf dem bereits unzählige Studenten versammelt waren.
Ich war noch nie im Einklang mit dem Gedanken von einer Menschenmenge.
Ich fühlte mich furchtbar unwohl und bedroht, während ich mich durch die Menschenmenge kämpfte und als schweratmend im Gebäude ankam, fiel mir bereits das nächste Problem auf.

Der Unterrichtsraum, Stundenplan, meine Kurse?
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich mir die Informationen holen könnte.
"Benötigst du Hilfe?"
sprach mich eine helle Stimme von hinten an.
Ich drehte mich um und beäugte einen schmalen Jungen, ein bisschen kleiner als ich, aber mit einer starken Ausstrahlung.

"Du sahst verloren und hilflos aus." erklärte er sich und zeigte mit seinem Finger durch den Gang.
"Die Tafel dort hinten lässt dich deine benötigten Informationen erfahren."
Ohne mir Zeit zu geben, seine Erzählung zu verarbeiten, schob er mich bereits in die Richtung der Informationstafel.
"Ich bin übrigens Park Jimin, ich besuche bereits seit letztem Jahr diese Universität." berichtete er herzensfroh, mit einem warmen lächeln.
"Ah, Jeon Jungkook.
Vielen Dank für deine Hilfe."
Er nickte zufrieden und salutierte zum Abschied.

Hate to Love // Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt