Kapitel 4

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Ich habe in keiner möglichen Hinsicht erwartet, ihn jemals wieder zu sehen.

Unbehagen zog durch meinen Körper und ich konnte es nicht erwarten, bis die Pause beginnt und wir den Raum, sowie Kurs und die Mitschüler wechselten.

"Wir sehen uns zur nächsten Stunde, bringt bitte ein beliebiges ausgedrucktes Foto mit, bis dann!" verabschiedete sich Mrs. Choi und somit ereignete sich die Chance, diesen Raum endlich zu verlassen.
Die stickige Luft, vereint mit den Stimmen der Menschen dröhnten meinen Kopf zu.
Die folgenden Stunden verliefen ähnlich.
Vorstellungsrunde, Besprechungsphase, Pläne für den kommenden Inhalt.

Nichts außergewöhnliches für einen Lehrtag, bis mir ein Zettel in meiner Tasche auffiel, als ich mein belegtes Brötchen auspacken wollte.
Wann und wer hatte die Möglichkeit gehabt, unbemerkt meine Tasche zu berühren?

Eigentlich hatte ich sie durchgehend bei mir getragen, aber mein Fokus zog sich auf den handgeschriebenen Satz, den das Papier mich lesen ließ.

'Jungkook, wir treffen uns in der Pause am Geländer unter den Eichenbäumen.'

War das eine Nachricht von Jimin?
Der Hof ist riesig und mit meiner Orientierungslosigkeit wird es mir schwerfallen, den benannten Ort zu finden.
Aus Neugierde, aber auch gleichzeitig Unwohlsein würde ich den geheimen Verfasser treffen.
Nicht, dass mich einer meiner Mitschüler bereits ins Visier genommen hatte.

Da die Pause nicht mehr allzu viel Zeit bot, sprang ich auf und merkte, wie meine Hände kühler wurden.
Beruhige dich, Jungkook.
Wenn dich ein Zettel mit einem anonymen Absender bereits aus der Fassung bringt, wirst du dem Studiumsstress nicht standhalten.
Ich suchte die Eichenbäume, die ich schließlich hinter dem Gebäude fand.
Auffällig war, dass dort nur eine Person stand, weshalb es nicht schwierig zu finden war.

Bei dem Anblick jener schlug ich mir gedanklich an die Stirn.
Ich erkannte die graue Jacke und die schwarzen Haare, das genügte mir, um zu erkennen, wer mich herbeigebeten hat.

Kim Taehyung.

"Jungkook.." sprach er mit sanfter Stimme.

Eine engelsgleiche Stimme mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck.
Er strahlte so hell, dass ich beinahe geblendet wurde, aber ich werde mich nicht nochmal auf diese aufgesetzte Fassade einlassen.

Taehyung ist ein Verräter.

Ein Wolf im Schafspelz.
Sie lächeln dich mit ihren strahlend weißen Zähnen an, ihre Worte klingen wie zarte Glöckchen, während sie sich mit einer engelsgleichen Unschuld in dein Leben begeben. Doch ihr Lächeln ist falsch, die zuckersüße Schicht, die ihre Worte  ummantelt, verbirgt Galle und ihre Intentionen sind alles andere als gute.
Diese Menschen sind die Verkörperung vom Wolf im Schafspelz

"Was willst du, Taehyung?" gab ich emotionslos hervor, spielend mit dem Gedanken, wegzulaufen.

"Es tut mir leid.."

Es tat ihm leid?
Wir waren beste Freunde, seit der Grundschule.
Das Band zwischen uns war unzertrennlich.
Dachte ich, denn ich hatte mich gewaltig geirrt.

Taehyung entschied sich dazu, mich im Stich zu lassen und sich einer Gruppe von Jungen anzuschließen, die uns schikanierten.
So stand ich als alleiniges Opfer dar und durfte die Pein über mich ergehen lassen.
Ohne mit der Augenbraue zu zucken lies Taehyung zu, dass ich beschimpft, angegriffen und gedemütigt wurde.

Ich biss wütend die Zähne zusammen.
"Denkst du nicht, dass diese Entschuldigung einige Jahre zu spät kommt?
Hast du überhaupt daran gedacht, dich bei mir zu melden und dich zu entschuldigen?
Weil wir uns zufällig trafen, suchst du das Gespräch mit mir, um dein schlechtes Gewissen zu reinigen?"
Die Erinnerungen sprudelten förmlich in mein Gehirn und die Wut kochte über.

"Es tut mir wirklich leid, gibst du mir noch eine zweite Chance?" fragte er ruhig, mich ansehend mit seinem Engelsblick, sodass es mir schon fast leid tat, ihm eine Standpauke zu erteilen.

"Du hast mir ein solches Leid verursacht. Unendliche Qualen musste ich ertragen, weil du mich im Stich gelassen hast.
Ich habe dir vertraut und du hast meine Gutmütigkeit gnadenlos ausgenutzt.
Ich muss darüber nachdenken, Taehyung, lass mir ein bisschen Bedenkzeit und währendessen hälst du dich bitte von mir fern."

Mit diesem Worten versuchte ich ihn klarzumachen, wie ich mich fühlte, ehe ich mich umdrehte und meinen Weg zurück ins Gebäude suchte.
Da ich keine Schritte mehr hinter mir wahrnahm, konnte ich annehmen, er würde mir nicht folgen, was ich ihm auch verübelt hätte.

Hate to Love // Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt