Hate to Love // Taekook

Kapitel 8

Jungkook

"Ich bin froh, dass du hier bist."
hauchte er und schmunzelte leicht, ehe er nach meinem Arm griff und mich die Treppen hinauf in sein Zimmer zog.

Die Wände seines Raumes waren monoton in weiß gestrichen.
Die minimalistische Farbe harmonierte perfekt mit den bunten Möbeln und den aufgehängten Zeichnungen.

"Wow, hast du das gemalt?"
fragte ich erstaunt und war begeistert.
Er nickte und kratzte sich nervös am Hinterkopf.
"Wir belegen den gleichen Kunstkurs. Da kann ich doch nicht ohne Übung und Erfahrung teilnehmen."
Ich musste lächeln.

Er hatte Recht, die Erfahrung hat er noch länger, als ich, denn er war derjenige, der mich für das Zeichnen begeistern konnte.
Mich in Erinnerungen zu baden war jedoch nicht der Grund, weshalb ich hier war.

"Taehyung, weshalb ich mit dir sprechen wollte-"
"Shhh." er legte seinen Finger auf meine Lippen, um mich zum schweigen zu bringen.

Es hinterließ ein sanftes kribbeln auf meiner Haut und auch nachdem er seine Finger wieder von mir nahm, fühlte es sich an, als hätten seine Abdrücke sich in meine Lippe eingebrannt, sodass ich mit meinen eigenen Fingern darüber streichen musste.

"Erstmal musst du mir einige Fragen beantworten.
Kannst du mir nochmal ausführlich erzählen, wie es dir nach meinem.. Verrat.. ergangen ist?" fragte er und ich merkte, wie er Schwierigkeiten hatte, sich als Verräter zu betiteln.

Meine Wut für ihn war erloschen.
Ich sah wieder die Menschlichkeit in ihm, den besten Freund, den ich damals hatte, aber ich wollte mich von meiner Naivität nicht nochmal täuschen lassen.
Ich schaute ihn unsicher an, aber er nickte als Bestätigung, dass er bereit war, die Geschichte zu hören.

"Es hat mich verletzt, zutiefst.
Ich wollte die Schule nicht mehr besuchen, was meiner Mutter nicht unauffällig blieb.
Daraus konnte sie die Annahme ziehen, dass es Schwierigkeiten gab und wir fanden eine Schule in Seoul, zu der ich wechseln konnte.
Was ich tat, aber die Schikane hat Spuren hinterlassen, die bis heute verweilen.
Ich habe große Schwierigkeiten mit Menschen zu kommunizieren und panische Angst in Menschenmengen und öffentlichen Orten.
Ich war lange depressiv, bis ich mir eine erholende Reise nach Japan finanzieren konnte.
Die Abwechslung tat gut und das Land hat mir fantastische Erinnerungen beschafft, aber meinen Traum an jener Hochschule zu studieren, wollte ich nicht aufgeben.
So trafen wir uns wieder.
Zuerst schien es mir völlig unlogisch, aber ich hätte erwarten können, du würdest ebenfalls noch deinem Traum nacheifern, Kunst zu studieren.
Weshalb-"

Er schlug mit seiner Faust gegen seinen Schrank, was mich vor Schreck zusammenzucken ließ.
Sofort bemerkte er sein Fehlverhalten und fiel auf die Knie.

"Es tut mir leid, dass ich dich mit meinen Worten und Taten verletzt habe.
Ich war voller Wut und Frustration, und ich habe unüberlegt gehandelt.
Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist, aber ich möchte, dass du weißt, dass meine Handlungen nicht meine wahren Gefühle widerspiegeln.
Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass meine eigenen Unsicherheiten und Ängste unsere Beziehung beeinflussen und dich verletzen.
Ich verspreche dir, dass ich an mir arbeiten werde. Ich werde versuchen, besser auf meine eigenen Emotionen zu achten und nicht impulsiv zu handeln. Ich möchte lernen, wie ich meine Gefühle auf eine gesündere Weise ausdrücken kann, damit ich dich und unsere Freundschaft nicht mehr verletze.
Ich verstehe, dass Worte allein nicht genug sind, um den Schmerz, den ich dir zugefügt habe, zu heilen.
Aber ich hoffe, dass du mir mit der Zeit vergeben kannst.
Ich bin bereit, alles zu tun, um das Vertrauen wiederherzustellen, das ich zerstört habe. Bitte gib mir die Chance, es wieder gutzumachen und unsere Freundschaft zu reparieren.
Nochmals, Jungkook, es tut mir aufrichtig leid.
Ich hoffe, dass wir über diese Situation hinwegkommen können und dass unsere Freundschaft stärker wird.
Lass uns gemeinsam daran arbeiten, wieder die besten Freunde zu sein, die wir immer waren.
Ich bitte dich, mit aufrichtiger Reue und dem Wunsch nach Vergebung, wieder mein bester Freund zu sein."

Seine Worte waren völlig rein.
Ehrlich und Sanft brannten sie sich in mein Herz.
Taehyung hatte sich mir mit dieser aufrichtigen Entschuldigung völlig offenbart.
Die unschuldige Seele, der liebenswerte Engel, den ich immer in ihm sah, war nie vorgespielt gewesen.
Ich kniete mich auf den Boden und zog ihn aus der Verbeugung heraus in eine Umarmung.

Es kostete ihn einige Sekunden, meine plötzliche Tat zu verarbeiten, bis er die Umarmung liebevoll erwiderte.
Er vergrub sein Gesicht in meiner Schulter, was mich vermuten lässt, dass die Tränen ihm ebenfalls in die Augen gestiegen sind.

Wir lösten uns aus unserer Umarmung und sofort spürte ich die leere an meinem Körper.
Die wärme und das Wohlbefinden entfernen sich, sodass ich das Bedürfnis hatte, ihn wieder an mich zu ziehen.
Ich war die letzten Jahre sehr einsam.
Taehyung bemerkte auch meine Tränen und wischte sie mit seinen Fingern weg.
Er ließ seine Hände für eine Weile an meinen Wangen ruhen und wir schauten uns in die Augen.
Seine Augen glänzten vor Schönheit, sodass ich mich gar nicht bewegen konnte.

Mein Blick war festgefahren in seinen Augen.
Neben der Schönheit konnte ich den verborgenen Schmerz in seinen Augen erkennen, der so tief war, dass sogar ich davon gestochen wurde.
Der Stich ließ mich meine Augen zu seinen Lippen wandern.
Ich errötete und zog mich zurück bei dem Gedanken, wie weich seine Lippen aussahen.
Um die Gründe für den stechenden Schmerz klären zu wollen, setzte ich nun zur Sprache an.

"Und du?"