Kapitel 6

153 7 0
                                    

Ich erreichte die Brücke mit den Liebesschlössern und mir rutschte vor Schreck beinahe das Herz in die Hose.

Dort stand eine mir bekannte Person, zutiefst besorgniserregend.
Er stand auf dem Geländer der Brücke, mit der Andeutungen, sich fallen zu lassen.
Sofort sprintete ich los, griff nach seinem Ärmel und zog in wieder zurück auf den Boden.

"Taehyung, was machst du denn?!" fauchte ich ihn an.
"Wolltest du dich umbringen?"
Er war noch immer nicht von der unsanften Landung auf dem Boden aufgestanden.
Seine geweiteten Augen blickten mich voller Entsetzen an.
Da er keinen Anschein machte, aufzustehen, half ich ihm hoch und zu meiner Überraschung stand er mit meinem Griff tatsächlich auf.

"Du bist ja völlig durchnässt." merkte ich, nachdem ich seinen Ärmel losgelassen habe.
"Bitte versprich mir, dass du niemandem davon erzählst."
Seine zitternde Stimme klang gebrochen und ich zögerte, bis er wieder das Wort nahm.
"Versprich es mir."

Seine Bitte wurde aufdringlich und ich konnte nicht anders, als ihr nachzukommen und nickte als Bestätigung.
Er konnte mir schließlich immer vertrauen, was ich gerne auf Gegenseitigkeit erlebt hätte.
Einen Moment blickten wir uns noch in die Augen, ehe er verschwand und weg lief.

Ich stand noch immer unter Schock und musste das Erlebnis verarbeiten.
Bis ich Zuhause ankam, merkte ich gar nicht, dass ich ebenfalls von Kopf bis Fuß durchnässt war.
Seufztend hing ich meine nasse Kleidung zum trocknen auf und schmiss mich sofort in mein Bett.

Ich hatte Schwierigkeiten, einzuschlafen und konnte beinahe kein Auge schließen.
Dafür waren die Gedanken viel zu laut, die um Taehyung und den Vorfall kreisten.

Mit der Brücke verbinde ich nicht nur die Begeisterung für die Liebesschlösser, denn vor einigen Jahren habe ich selbst dort gestanden.
Bereit, auf das Geländer zu steigen und es zu beenden.
Mit dem Unterschied, dass mich noch niemand rettete.

Ich wollte, dass ER mich rettet.

Meine Kraft verließ mich, als ich hinaufklettern wollte und ich brach weinend zusammen.
Schleppte mich quälend nach Hause und danach kam mir auch der Einfall mit der Auslandsreise.
Ich wälzte mich hin und her, bis ich letztendlich einschlafen konnte, aber mir nur wenige Stunden zum schlafen blieben.

Wie erwartet wachte ich todmüde am nächsten Morgen auf.
Als wäre ich vom Zug überrollt worden.
Ich versuchte zu überlegen, welche Utensilien für den heutigen Lehrtag nötig waren, aber meine Gedanken blieben nur bei Taehyung.

Soll ich mit ihm sprechen?

Ich musste Taehyung davor retten, sich das Leben zu nehmen.
Die Ernsthaftigkeit dieses Vorfalls ließ mich ziemlich sicher den Entschluss ziehen, das Gespräch mit ihm aufzusuchen.

Leider war mir das nicht ermöglicht, denn Taehyung versuchte angestrengt, mir aus dem Weg zu gehen.
Die nächsten Wochen sah ich ihn nur in unserem Kurs und flüchtig in den Fluren oder auf dem Hof.

Ich konzentriere mich weniger auf den Unterricht, so sehr fokussierte ich mich auf ihm.
Wofür ich mich am liebsten geschlagen hätte, denn nun laufe ich wieder meinem Peiniger hinterher, der mir das ganze Leid erst verursacht hat, aber mein Handeln tat ich definitiv als Mensch und bester Freund.

Sollte Taehyung sich wieder versuchen, zu schaden, würde ich mich auf jeden Fall schuldig fühlen.
Als sich auch heute keine Möglichkeit bot, sich mit Taehyung zu unterhalten, musste ich mir wohl Hilfe dabei suchen

.
Ich griff mein Handy und suchte den Kontakt meiner Mutter.
Ich hörte das piepen, bis ihre liebliche Stimme zu mir sprach.

"Mama.."

Hate to Love // Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt